Warum sollten sich Modehändler für die Food-Ambitionen von Amazon interessieren? Weil der tägliche Lebensmittel-Einkauf sozusagen die Killer-Applikation fürs Online Shopping ist. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, seine täglichen Einkäufe (und nicht nur seinen gelegentlichen Modekonsum) vom Smartphone aus zu erledigen, wird sich noch weiter vom stationären Einkaufen verabschieden. Home Delivery würde zum Normalfall, der Schaufensterbummel zur Ausnahme. Ein Online-Durchbruch im Lebensmitteleinzelhandel würde alle Märkte massiv tangieren.
Wenn Amazon nun an die 14 Milliarden Dollar für Whole Foods ausgibt, wird es nicht allein um die 460 Märkte in USA, Kanada und Großbritannien oder gar um eine neue Omnichannel-Strategie des Online-Giganten gehen. Sondern mindestens ebenso um die angesehene Premium-Marke, die vertrauensvollen Beziehungen zu überdurchschnittlich verdienenden Kunden, das eingeführte Eigenmarken-Portfolio, die langjährigen Lieferantenbeziehungen und die eingespielte Lebensmittellogistik, die Amazon bei seiner Frische-Offensive weiterhelfen. Gleichzeitig eröffnet der Tech-Konzern ein Spielfeld, auf dem er seine Innovationen austesten kann, die er dann seinen stationären Marktplatzpartnern anbieten kann. In jedem Fall ist die Übernahme ein weiteres Zeichen, dass Amazon mit Macht auf diesen Markt drängt. Die Aktien der etablierten Lebensmittelhändler waren nach Bekanntgabe des Deals denn auch unter Druck, allen voran die des globalen Branchenprimus' Walmart.
Der 500 Milliarden-Gigant hat diese Woche ebenfalls eine Übernahme verkündet. 310 Millionen Dollar ist den Strategen in Bentonville der Casualwearanbieter Bonobos wert. Es ist der 15. Zukauf eines Online-Formats in den vergangenen fünf Jahren. Größte Akquisition war der preisaggressive Online-Händler Jet.com für rund 3,3 Mrd. Dollar im September vergangenen Jahres.
Es sieht so aus, als wolle Walmart Amazon werden und Amazon Walmart. Wer kommt schneller ans Ziel?
Das Rennen in die Omnichannel-Zukunft läuft jedenfalls auf Hochtouren. Zalando bindet jetzt Schuhe.de ein, die Online-Plattform des Einkaufsverbunds ANWR, der aktuell über 400 Fachgeschäfte angeschlossen sind. Auch dies eine Nachricht dieser Woche. Und nach Adidas testet nun auch Tommy Hilfiger mit vier Berliner Stores die Integration in die Zalando-Plattform. Wer es nicht aus eigener Kraft schafft, versucht es über Zukäufe. So wie Karstadt-Mutter Signa, die diese Woche die Mehrheit an der Online-Mode-Plattform Mybestbrands übernommen hat, nur wenige Tage nach dem Einstieg bei Hood.de. Es ist der siebte Zukauf von Signa im Online-Bereich in den vergangenen 14 Monaten. Mal sehen, wie sich das Firmenkonglomerat am Ende in eine Noline-Struktur fügt.
All diese Nachrichten zeigen: Der Handel sortiert sich neu. Die Grenzen zwischen den Kanälen verschwimmen. Und zwischen den Branchen. Dazu passt auch die Top-Personalie dieser Woche: Mit Alain Caparros gewinnt C&A nicht nur einen Top-Manager mit großem internationalem Renommee und ebensolchem Ego. Sondern auch einen Handelsvisionär und Macher, der weiß, was die Stunde geschlagen hat. Der 60jährige ist kein Digital Native. Aber er hat bei Rewe die Transformation mit Macht vorangetrieben. Dies werden ihm auch Brenninkmeijers auf die To do-Liste geschrieben haben. Manchmal lohnt es sich wie gesagt, als Modehändler auch aufs Food Business zu achten.
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Und sonst?
Kann man sich schon mal in den Farben vergreifen. Wie zum Beispiel das Pentagon. Das US-Verteidigungsministerium hat der afghanischen Armee neue Tarnkleidung spendiert, für 28 Millionen Dollar. In Grün. Dabei gibt es Afghanistan so gut wie keinen Wald. Wenigstens werden die Soldaten damit auf den staubigen Wüstenpisten nicht so schnell überfahren.
Ein besseres Farbempfinden zeigte am Mittwoch dagegen Queen Elisabeth. Zur traditionellen Verlesung des Regierungsprogramms von Premierministerin May trug sie ein blaues Kostüm und einen passenden Hut mit gelben Stickereien – die Farben Europas. Stilvoller hätte die Queen ihre Meinung zum Brexit nicht zum Ausdruck bringen können.