Gundel

Ich bin doch nicht gaga!

Die weltberühmte Stilkritikerin Gundel Ekeldoort hat sich "House of Gucci" angesehen. Im Interview mit profashionals spricht die Trendexpertin Klartext - und über ihre eigenen Hollywood-Pläne mit Ridley Scott.

Morgen ist der offizielle Filmstart von House of Gucci in Deutschland. Sie waren bei der Premiere in London dabei. Wie war Ihr Eindruck?

Business as Usual für Red Carpet-Profis wie mich…

Auf den Fotos haben wir Sie gar nicht gesehen. Hat Lady Gaga Ihnen etwa die Schau gestohlen? Sie sah aber auch wirklich spektakulär aus in ihrem purpurfarbenen Wallewallekleid. 

Die Schnitzel-Outfits, die sie früher getragen hat, fand ich beeindruckender. Aber abgesehen davon, dass die Veganer-Fraktion sowas heute ja gar nicht mehr zulässt, ist das auch kommerziell schwierig. In den Gucci-Boutiquen stehen schließlich keine Kühlschränke. Ich finde im Übrigen, dass Gaga immer mehr wie Donatella Versace aussieht. Oder ist es umgekehrt? Der Unterschied besteht für mich nur noch aus ein paar Kilos. Und natürlich, dass Donatella keine Mörderin ist. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.…

Adam Driver trug bei der Gucci-Premiere Burberry. War das nicht ein Fauxpax?

Er roch sogar nach Burberry! Er hat nur seinen Vertrag erfüllt.

Und dann war da noch Salma Hayek, ganz in Gold.

Von wegen früher war mehr Lametta! Als Ehefrau des Gucci-Eigners Francois Pinault hatte sie beim Casting wohl entscheidende Argumente auf ihrer Seite. Ich habe auf der Premienparty übrigens auch Alessandro Michele getroffen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er im Film mitgespielt hat.

Den Paolo mimte nicht Alessandro Michele, sondern Jared Leto! Die beiden verwechselt man gerne mal.

Er sah jedenfalls alt aus im Film. Es würde mich nicht wundern, wenn Alessandro angesichts der Umsatzentwicklung von Gucci ebenfalls bald graue Haare bekäme.

 

Bei Gucci soll man über den Film gar nicht so glücklich sein, thematisiert er doch eine Phase in der 100jährigen Unternehmensgeschichte, die man gerne hinter sich gelassen hätte. Verstehen Sie, dass der Konzern zu dem Werk Distanz hält?

Das wurde vielfach kolportiert, sehe ich aber nicht so. Dass der Film zum Hundertsten kommt, ist bestimmt kein Zufall. Und warum macht Gucci seine Jubiläumsschau ausgerechnet auf dem Walk of Fame, wenn man mit Hollywood nichts zu tun haben möchte? Auf die Gucci tragenden Gangsta-Rapper in L.A. wirkt so eine Mords-Geschichte doch wie ein zweieinhalbstündiger Werbespot. Da ertragen die sogar den Soundtrack mit Blondie und George Michael. Geschmacklos fand ich allerdings, das Event „Love Parade“ zu nennen. Alessandro Michele war halt wohl noch nie in Duisburg.

Hm. 

Die Familie hat aber aus gutem Grund rechtliche Schritte angedroht. Der italienische Akzent in der Originalfassung klingt auch wirklich zu albern. Erinnern Sie sich an den Gigolo aus der Nescafe-Werbung? Isch abe gar kaine Auto, Signorina.

Ganz andere Frage: Wie fanden Sie eigentlich den Film?

Dank Al Pacino fühlte ich mich wie in Der Pate IV.

Warum hat man Ihnen nicht die Hauptrolle angeboten?

Ich habe einen Exklusivvertrag mit Disney.

Aber gereizt hätte es Sie schon?

Ich bin doch nicht gaga!

Stimmt es, dass Ridley Scott Sie für die Fortsetzung von Black Hawk Down besetzen wird?

Ja. Es geht um einen desaströsen Militäreinsatz in Entenhausen, angeführt von GI Jane, wo ein Gladiator von einem Alien bedroht wird. Das Monster stellt sich am Ende als Android heraus, der menschliche Gefühle zeigt. Ich werde in einer Doppelrolle als Thelma und Louise auftreten. Es wird das große Alterswerk von Ridley Scott, eine Werkschau, die alles vereint, wofür der Regisseur steht. Black Duck Down kommt 2022 in die Kinos.

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