Nicht dass einer denkt,bei Profashionals gehe es nur um Müllers. Aber wenn der Erwin und der Karl-Heinz halt die Schlagzeilen liefern…
Aktuell gibt Karl-Heinz Müller mal wieder den Türsteher zum Markt. So ähnlich wie bei Hollister, nur mit One Pack statt Six Pack. Künftig kommt bei der Bread & Butter als Aussteller nur noch rein, wer „die dringend notwendige Anerkennung in der Community“ genießt, wie es auf der B&B‑Website heißt. Labels wie Timezone, Tom Tailor, MOD oder Tigerhill sind das wohl nicht. Sie wurden wieder ausgeladen. So wie angeblich bis zu 200 andere Aussteller. Für Karl-Heinz Müller ist es ein Schritt „back to the roots“ – mit so einem streng selektiven Ansatz war die Tradeshow vor mehr als zehn Jahren mal gestartet, und darin lag auch ihr Erfolg begründet. Das war in Barcelona und erst mit der Rückkehr nach Berlin ziemlich ausgefranst.
Natürlich sorgt dieser Schritt für böses Blut. Müller kennt das. Mit der strengen Selektion bei der Flächenvergabe wie beim Besuchereinlass hat die Bread & Butter immer wieder für Verärgerung in Industrie und Handel gesorgt. Kritikwürdig ist dabei insbesondere, dass die Auswahl nicht unbedingt nachvollziehbaren Kriterien folgt. Mindestens so entscheidend wie der Hippness-Faktor und die Authentizität einer Marke scheint bei der Bread & Butter der gute Draht zum Veranstalter, zu einem Aussteller oder zu einem "relevanten" Besucher. Warum durfte beispielsweise die Bestseller-Gruppe bereits vor Jahren mit mehreren Labels aufs Gelände, während Tom Tailor- und Esprit-Mitarbeitern schon als Besucher der Zugang verwehrt wurde? Wer unbedingt auf die Messe wollte, der fand zwar immer einen Weg. Freilich nicht selten um den Preis entwürdigender Selbstverleugnung. So bat mich letztes Jahr der Geschäftsführer eines namhaften Modeunternehmens, seine Tasche durch den Einlass zu bringen, damit er selbst sich leichter reinschmuggeln konnte.
Symptomatisch auch eine weitere Szene: Es war vor etlichen Jahren im Flieger nach Florenz, dem halbjährlichen Betriebsausflug der HAKA zum Pitti. Der Zufall wollte es, dass die Lufthansa Karl-Heinz Müller neben Rolf Stuhlmann platziert hatte – einem jener Kaufhof-Einkäufer, die der Bread & Butter-President ein paar Wochen zuvor als "irrelevante Besucher" ausgeladen hatte. Ausgerechnet. Aber man unterhielt sich nett. Und am Ende konnte Stuhlmann seinen Kollegen nach der Landung Eintrittskarten zur Bread & Butter vor die Nase halten. Kaufhof kam denn dann auch zum Kabelwerk, anders als Karstadt übrigens. Der damalige Kaufhof-Vorstand Wolfgang Kraus ließ seine in blaue Anzüge gekleidete Einkäufer-Schar am Eingang die Krawatten abnehmen. Eine – sagen wir mal – gut bürgerliche Interpretation von Streetstyle.
Mit der Neujustierung des Bread & Butter-Konzepts, die auch die Neuordnung von Nachbarschaften vorsieht, reagiert Karl-Heinz Müller auf die Kritik, die es an der Sommerveranstaltung gegeben hat. Das ist zunächst mal positiv. Die scheinbar einsamen Entscheidungen des Bread & Butter-Masterminds sind nämlich in aller Regel Resultat permanenter Gespräche, die er mit etlichen Industriegrößen führt. Anders als andere Messemacher hört Müller sehr wohl hin und handelt dann konsequent. Ich erinnere nur an die chaotischen Zustände anfangs beim Einlass ins Kabelwerk, die für ein Riesen-Geschrei gesorgt haben und schon bei der nächsten Veranstaltung abgestellt waren.
Dass er mit den Ausladungen ein Schrumpfen seines Geschäfts in Kauf nimmt, ist im übrigen der beste Beweis, dass Müller seine Messe nicht verkaufen will. Er dementiert entsprechende Gerüchte trotzdem noch einmal ausdrücklich. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Bread & Butter nochmal um die Hälfte aufzupumpen und ordentlich Kasse zu machen. Aber das wäre im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung der Veranstaltung kontraproduktiv. Man kann sich an der Art und Weise der Ausladung stören. Dass der selektive Ansatz richtig ist, wenn die Bread & Butter ihrem eigenen Anspruch gerecht werden will, werden selbst die Betroffenen zugeben müssen. Die anderen Berliner Messemacher wird's freuen.
Die Frage ist jetzt, ob das Zurückschneiden des Baumes ihn künftig noch schöner blühen lassen wird. Sind die großen Brands wie Levi's, Diesel oder Custo wirklich wegen des Umfelds weggeblieben oder nicht doch vielmehr aus wirtschaftlichen oder strategischen Gründen? Auch in dieser Hinsicht hat Karl-Heinz Müller den Besuch der Bread & Butter wieder spannend gemacht.