Passiert large

O’Shea gescheitert. Kardashian beklaut. Rimowa verkauft.

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Es war ein kurzer Sommer in Italien. Justin O’Shea hat die Probezeit bei Brioni nicht überstanden. Ein spannendes Experiment ist gescheitert ein Fashion-Autodidakt als Chefkreativer eines klassischen Konfektionärs. Nur das Management in Penne, er selbst und vielleicht Veronika kennen die Gründe. Ob der Australier Heimweh nach München hatte? Oder Brioni nicht die Geduld, O’Sheas Rock n’Roll-Kapriolen wirken zu lassen? Dabei lieferte der Artistic Director exakt, was zu erwarten war. Und landete mit der Metallica-Verpflichtung zugleich einen überraschenden Coup. Der Applaus der Modeleute war ihm gewiss. Die soignierte Brioni-Zielgruppe dagegen hat es womöglich abgeschreckt, wenn es sie denn überhaupt erreicht hat. Und um die besserverdienenden Metallica-Fans zu Brioni zu bekehren, bedarf es doch ein wenig mehr als eines neuen Logos. Der Brioni-Umsatz war zuletzt stark rückläufig. In so einer Situation kommt es auf schnelle Erfolge an. Ein Imagewechsel kann dagegen nur langfristig Wirkung entfalten. Justin O’Shea war womöglich der richtige Mann für Brioni. Nur zur falschen Zeit.

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Paris sorgte weniger mit Mode für Schlagzeilen, als mit dem Überfall auf Kim Kardashian. Schmuck für immerhin 9 Millionen haben die Räuber mitgehen lassen. Vor der Chanel-Schau gab es jedenfalls kein wichtigeres Thema. Vielleicht reagierte Karl Lagerfeld deswegen so säuerlich und ätzte, Kim sei selbst schuld. Man kann nicht seinen Reichtum so zur Schau stellen und sich dann wundern, wenn andere etwas davon abhaben wollen. Kardashian hat ihre Leibgarde jetzt angeblich um 30 (!) Mann verstärkt. Bei dem Instagram-Starlet ist halt alles eine Nummer größer.

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Und während die Modewelt den Blick auf die Seine gerichtet hatte, schlug ein französischer Luxus-Riese am Rhein zu. LVMH übernimmt Rimowa, den Lieblingsreiseausstatter aller stilbewussten Modeleute. An Messetagen empfiehlt es sich jedenfalls am Gepäckband genau hinzuschauen, um nicht im Hotel mit falscher Wäsche zu sitzen. Gottseidank gibt es die Koffer heute nicht mehr nur in Silber. Der Ausbau der Modellpalette und ein cleveres Promi-Marketing sind Gründe für den kometenhaften Aufstieg der Marke, die zuletzt über 400 Millionen Euro umgesetzt hat. Für 640 Millionen gibt die Familie Morszeck nun 80 Prozent ihres Unternehmens an Bernard Arnault ab. Der schickt seinen Filius Alexandre nach Köln, der frisch von der Uni kommend an der Seite von Dieter Morszek nun Chef üben darf. Für den Luxuskonzern ist Rimowa die erste Akquisition hierzulande. Bezeichnenderweise kaufen die französischen Markensammler eine Koffermarke. Luxusprodukte in Deutschland das sind halt Ingenieursleistungen wie Autos (Porsche), Kameras (Leica), Uhren (Glashütte) oder Papier (Gmund). Hiesige Modemarken werden die Franzosen eher nicht auf ihrem Einkaufszettel haben.

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