Passiert large

Museum für Paris. Milliarden für Ortega. Webshop für LVMH.

XDer Ein­satz im Luxu­ry Busi­ness steigt. Wäh­rend der gemei­ne Pre­mi­um-Anbie­ter noch über­legt, ob man eine oder zwei Sei­ten in der Sep­tem­ber-Vogue schal­ten soll, legt Ber­nard Arnault in Paris kol­por­tier­te 158 Mar­ke­ting-Mil­lio­nen auf den Tisch. In dem seit 2005 leer­ste­hen­den Musée des Arts et Tra­di­ti­ons popu­lai­res (ATP) wird LVMH ein neu­es Zen­trum für Kunst­hand­werk ein­rich­ten, das “Mai­son LVMH – Arts, Tra­di­ti­ons, Patri­moi­ne”. Die­se Woche wur­den die Plä­ne fei­er­lich vor­ge­stellt, in Anwe­sen­heit des fran­zö­si­schen Staats­prä­si­den­ten natür­lich. Das ATP liegt unmit­tel­bar neben dem vor drei Jah­ren von Lou­is Vuit­ton ein­ge­weih­ten spek­ta­ku­lä­ren Muse­ums­ge­bäu­de im Bois de Bou­lo­gne. Das hat auch schon 100 Mil­lio­nen Euro gekos­tet. Erneut darf Star­ar­chi­tekt Frank Gehry ran.

Natür­lich geht es nicht nur um Mar­ke­ting. Hin­ter dem Invest wer­den auch per­sön­li­che Moti­ve ste­hen – Eitel­keit, Hob­by, kei­ne freie Wand mehr zuhau­se… oder Riva­li­tät: Arnaults Erz­kon­kur­rent, Kering-Chef Fran­çois Pinault wird sei­ne umfang­rei­che Kunst­samm­lung in der von Tadao Ando umge­bau­ten ehe­ma­li­gen Pari­ser Han­dels­bör­se unter­brin­gen, die Eröff­nung soll über­nächs­tes Jahr sein. Dem hat es Arnault jetzt erst­mal gezeigt.

Zugleich dient das Enga­ge­ment aber natür­lich der Posi­tio­nie­rung des Luxus­kon­zerns und der kul­tu­rel­len Auf­la­dung sei­ner Pro­duk­te. Pra­da hat es mit sei­ner Fon­da­zio­ne und den Muse­en in Vene­dig und Mai­land vor­ge­macht. Es muss nicht immer ein Neu­bau mit berühm­tem Archi­tek­ten sein – in Ita­li­en scheint kaum ein Bau­denk­mal sicher vor dem Geld der Mode-Unter­neh­mer: Fami­lie Fen­di hat die Restau­rie­rung des Tre­vi-Brun­nens in Rom finan­ziert. Ren­zo Rosso (Die­sel) spen­de­te 5 Mil­lio­nen für die Rial­to-Brü­cke in Vene­dig. Tod’s‑Chef Die­go del­la Val­le ließ es im Kolos­se­um kra­chen, nach­dem dort zuvor 25 sei­ner Mil­lio­nen ver­baut wur­den. Wie gesagt: Der Ein­satz steigt.

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Dass das Mode­ge­schäft zugleich ein­träg­lich sein kann, zei­gen die aktu­el­len Indi­tex-Ergeb­nis­se. 0,68 Euro Divi­den­de klingt nicht viel. Wenn man indes wie Zara-Grün­der Aman­cio Orte­ga 59% der Antei­le hält, beträgt die Aus­schüt­tung fürs ver­gan­ge­ne Geschäfts­jahr allein an ihn weit über 1,2 Mil­li­ar­den Euro. Damit lie­ßen sich ein paar schö­ne Muse­en bau­en und locker auch mit Kunst fül­len. Die 160.000 Indi­tex-Beschäf­tig­ten erhal­ten neben­bei bemerkt Bonus­zah­lun­gen von 535 Mil­lio­nen Euro.

Inter­es­sant an den Indi­tex-Ergeb­nis­sen ist übri­gens das hohe flä­chen­be­rei­nig­te Umsatz­wachs­tum von 10%. Das dürf­ten zur­zeit nicht vie­le Filia­lis­ten schaf­fen, zumal die durch­schnitt­li­che Ver­kaufs­flä­che der Zara-Läden wächst. Da Indi­tex sei­ne Online-Umsät­ze nicht sepa­rat aus­weist, weiß man nicht, wie es like-for-like wirk­lich aus­sieht. Die Fra­ge ist, wie lan­ge die­se Kenn­zif­fer im auf­zie­hen­den Omnich­an­nel-Zeit­al­ter noch Aus­sa­ge­kraft hat.

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Apro­pos Omnich­an­nel: Ber­nard Arnault scheint einen erneu­ten Anlauf zum Online-Ver­trieb sei­ner Mar­ken zu neh­men. 2009 hat­te LVMH sein ambi­tio­nier­tes Shop­ping­por­tal eLuxury.com nach neun Jah­ren dicht­ge­macht. Die Kon­kur­renz von Net-a-por­ter und Yoox war stär­ker. Vor ein­ein­halb Jah­ren ist dann Apple-Mana­ger Ian Rogers als Chief Digi­tal Offi­cer in Paris ange­tre­ten. Irgend­was wird er dort seit­her ja gemacht haben.

Pres­se­be­rich­ten zufol­ge will der Mar­ken-Mul­ti jetzt ein Mul­ti-Mar­ken-For­mat laun­chen, angeb­lich unter der Dach­mar­ke „Le Bon Mar­che“. Was eine gute Idee wäre, denn das ist bekannt­lich auch sta­tio­när eine Super-Adres­se für Luxus­mo­de. Für die Luxu­ry-Online-Play­er von YNAP über Far­fetch und Matches bis zu Lui­sa via Roma und Mythe­re­sa erwüch­se ein ernst­zu­neh­men­der Kon­kur­rent, der exklu­si­ven Zugriff auf die eige­nen Mar­ken hät­te. Die Fra­ge ist, ob die nicht zu LVMH gehö­ren­den Luxu­ry Brands über eine Platt­form ver­kau­fen, die Ber­nard Arnault gehört. Ob er Fran­çois Pinault schon gefragt hat?

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