Wer wissen will, ob er es geschafft hat, sollte zum Kiosk gehen und sich das neue ManagerMagazin holen. Das beschäftigt sich – alle Jahre wieder – mit den 500 reichsten Deutschen.
Inhaltlich birgt das Ranking keine großen Überraschungen. Immer wieder schön und für Nachwuchs-Mode-Unternehmer vielleicht motivierend: Auf den ersten sechs Plätzen sind fünf Familien, die ihr Vermögen unter anderem mit Textilien gemacht haben, wenn auch – mit Ausnahme von Otto (8,2 Mrd. Euro, Platz 6) – eher als Nebenerwerb: Vorneweg die Aldi-Albrechts (Platz 1 und 2 mit einem Vermögen von 17,2 und 16 Mrd. Euro) und Dieter Schwarz (Lidl, Kaufland, 12 Mrd. Euro). Auf Platz 4 folgt Familie Reimann, die ihre 11 Milliarden mit Putzmittel und Parfums (Coty) gemacht hat und erst in jüngster Zeit mit ihrer Beteiligungsgesellschaft Labelux (Bally, Jimmy Choo, Belstaff) ins Modegeschäft drängt.
Es folgen die alten Bekannten, darunter viele Einzelhändler: Tengelmann-Familie Haub (Kik) mit 3,5 Mrd. Euro auf Platz 24, zwei Plätze dahinter Familie Deichmann, die 2012 um immerhin 150 Millionen reicher wurde und vom MM auf 3,5 Mrd. Euro taxiert wird. Familie Harro Uwe Cloppenburg (P&C Düsseldorf) liegt mit 850 Mill. Euro weit vor der Verwandtschaft aus dem Norden: Die Familie von James Cloppenburg (P&C Hamburg) ist laut MM "nur" 350 Mill. Euro schwer. Jeweils auf 600 Mill. Euro schätzt das Magazin Fritz Knapp (New Yorker), Familie Kohm (Klingel) und Stefan Heinig (Kik, Woolworth). Weiter hinten auf der Liste die Duty Free-Brüder Heinemann (550 Mill. Euro), Familie Wöhrl (400 Mill. Euro), die Ernsting-Family und Karl Ruppert (K&L Ruppert) mit jeweils 350 Mill. Euro sowie Friedrich-Wilhelm Werner (Bijou Brigitte) und Walter Seinsch (Takko-Gründer) mit je 300 Mill, Euro. Zu den größten Gewinnern zählen die Samwer-Brüder, deren Beteiligungen (u.a. Zalando) laut MM 700 Mill. Euro wert sind, 150 Mill. Euro mehr als noch vor einem Jahr.
Der reichste deutsche Modelieferant (und einzige Milliardär) ist dem MM-Ranking nach S.Oliver-Gründer Bernd Freier; mit 1,5 Mrd. Euro rangiert er auf Platz 74. Weiter hinten platziert sind Schuhproduzent Horst Wortmann (Tamaris) und Jochen und Uwe Holy (Holy Group) mit jeweils 850 Mill. Euro (Platz 130), Vinzenz Murr-Chefin Evi Brandl (Etienne Aigner) mit 800 Mill. Euro (Platz 137) und Gerhard Weber (600 Mill. Euro).
Weber und sein Kompagnon Udo Hardieck sind dem Manager Magazin nach übrigens die erfolgreichsten Aktienspekulanten. Sie kauften in den vergangenen zwölf Monaten Aktien des eigenen Unternehmens für 5,6 Millionen bzw. 6,6 Millionen Euro und fuhren allein damit aufgrund der Kurssteigerung 2,1 bzw. 1,8 Millionen Euro Gewinn ein. Kürzlich verkauften die beiden Anteile im Wert von über 10 Mill. Euro, wie das Handelsblatt am Montag veröffentlichte.
Die MM-Liste führt mit Karl Lagerfeld (300 Mill. Euro) und Jil Sander (250 Mill. Euro) auch zwei Designer. Wolfgang Joop ist nicht dabei. Er ist nicht nur, wie er kürzlich in einem Interview betonte, der Jüngste innerhalb der Hamburger Designer-Troika. Sondern offenbar auch der Ärmste.