Handel ist bekanntlich Wandel, aber so wie im Moment dürften das die meisten Kaufleute noch nicht erlebt haben. Immerhin hat der Mittelstand inzwischen auf breiter Basis realisiert, dass sich Grundlegendes ändert und dass nicht nur eine Anpassung an neue Rahmenbedingungen gefordert ist, sondern das eigene Geschäftsmodell von neuen Wettbewerbern massiv in Frage gestellt wird. Und so wie im Markt Digital und Stationär immer mehr verschmelzen, so mischen sich auch auf Branchenkongressen unter die Sakkoträger mittlerweile auch Handelsprofis im Pullover, für die Läden Mittelalter sind und nur gebaut wurden, weil es noch kein Internet gab.
Womit wir beim Deutschen Modehandelskongress wären, der gestern und vorgestern in Düsseldorf über die Bühne ging. Da waren Manager von Google und Zalando ebenso wie die üblichen Verdächtigen von Esprit, Wöhrl und Orsay. Da waren Selbstständige wie Daniel Steindorf von Uebervart und Kerstin Görling von Hayashi (beide Frankfurt) und Mischa Krewer von 43einhalb aus Fulda, die ihr stationäres Geschäft durch Online-Aktivitäten flankieren und damit sehr erfolgreich in ihrer Marktnische operieren. Und da waren Online Natives wie Niklas Heinen von odernichtoderdoch, der aus dem Netz kommend neuerdings im Retail expandiert.
Und am Ende führte "Retail Futurist" Matthew Brown vor, welche spektakulären Konzepte es in der internationalen Einzelhandels-Szene bereits gibt, die völlig selbstverständlich Läden und Technologie zueinander bringen. Formate wie Trunk Club, ein Online-Stilberater à la Outfittery, dessen stationäre Präsenz wie eine Mischung aus cozy Hotel, vornehmem Club und eleganter Bar anmutet. Das neue Flagship von Nike in New York, das alles daran setzt, die Besucher zum Download der Nike App zu bewegen. Das Hipanda Ghost House in Tokio, das mit Augmented Reality die Kunden zur spielerischen Erkundung der Räume einlädt. Die Gentle Monster Stores mit ihren völlig verrückten Roboter-Installationen am Ende Brillen verkaufen wollen.
Nicht einmal vor dem Management macht die Entwicklung Halt. Mit John Donahoe ersetzt 2020 ein Software-Manager und ehemaliger Ebay-CEO den Produktmann Mark Parker an der Nike-Spitze.
Und sonst?
…spielt am morgigen Samstag Helene Fischer in Burladingen auf. Beim 100jährigen Jubiläum von Trigema. Ein Duett mit dem Affen ist soweit bekannt nicht geplant.