Passiert large

Die deutschen Modestädte. Die Outfits der Athleten. Das Warenhaus der Zukunft.

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Jür­gen Mül­ler

Frei­tag, 23. Juli. Mode­stadt – gibt es sowas über­haupt? Und wenn ja – was macht einen Ort zur Mode­stadt? Ist es die Bedeu­tung für das Busi­ness? Mes­sen, Unter­neh­men? Sind es die Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten? Ist es eine krea­ti­ve Sze­ne, die das Stadt­bild prägt? Oder der kul­tu­rel­le Humus? Und ist die­se Fra­ge letzt­lich nicht völ­lig irrele­vant? Egal, dach­te man sich offen­bar bei Esprit und gab ein Ran­king der modischs­ten Städ­te Deutsch­lands in Auf­trag. Wie es aus­sieht hat man in Ratin­gen noch Geld für sowas.

Die Ergeb­nis­se sind indes ver­wir­rend. Dass Ber­lin in der Gesamt­wer­tung den ers­ten Platz belegt, war zu erwar­ten. Über­ra­schend ist aber, dass die Stadt auch in der Kate­go­rie Mode­indus­trie die Lis­te mit gro­ßem Abstand anführt. 128 Mode­mar­ken haben hier angeb­lich ihren Sitz und 260 Schnei­de­rei­en; da haben die Markt­for­scher wohl jedes tür­ki­sche Ände­rungs­ate­lier mit­ge­zählt.

Und gott­sei­dank wis­sen wir jetzt auch, dass Ber­lin 1,52 Mode­influen­cer pro 100.000 Ein­woh­ner hat. Bedeu­tend weni­ger übri­gens als Frank­furt (4,62), das sich ja anschickt, die Mode­haupt­stadt dem­nächst zu ent­thro­nen. Am Main wer­den indes ledig­lich 2228,62 Posts pro 100.000 Ein­woh­ner abge­setzt, wäh­rend die Spree-Influen­cer mit 38.589,77 ungleich akti­ver in Social Media sind. In Ber­lin haben vie­le halt auch nichts Bes­se­res zu tun als Insta­gram voll­zu­spam­men.

Inter­es­sant ist auch, zu erfah­ren, dass es in Düs­sel­dorf dem Ran­king zufol­ge 11 Mode­mes­sen gibt, wobei nicht ganz klar ist, wel­chen Zeit­raum die Stu­die umfasst. Aber mög­li­cher­wei­se ist man ja in Ratin­gen ein­fach auch näher dran. Olden­burg belegt im Gesamt-Ran­king übri­gens Platz 9, was außer Lef­fers wohl kei­ner gedacht hät­te. Und so wei­ter und so fort…. Im Ran­king der red­un­dan­tes­ten Stu­di­en belegt Esprits „Fashio­nis­ta-Kom­pass“ ziem­lich sicher einen der vor­de­ren Plät­ze.

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Sams­tag, 24. Juli. Wenn es bei Olym­pia einen Wett­be­werb um das häss­lichs­te Out­fits gäbe, dann wür­den die Deut­schen mal wie­der den Medail­len­spie­gel anfüh­ren. Nach der Eröff­nungs­fei­er ges­tern in Tokio über­schlug sich „das Netz“ mit Spott und Häme. Da war die Rede von „Out­fits wie die Innen­aus­stat­tung vom VW Trans­por­ter 1990“ und gemut­maßt, das Team Deutsch­land habe sich die mint­grü­nen Kla­mot­ten bei Kik beschafft. Dabei lau­fen die Ath­le­ten wie eh und je in Adi­das auf.

In Her­zo­gen­au­rach weist man die Kri­tik zurück. Und ein Stück weit aber auch die Ver­ant­wor­tung: “Die Ein­bin­dung der Sport­le­rin­nen und Sport­ler ist uns sehr wich­tig und war zu jedem Zeit­punkt des Design­pro­zes­ses gewähr­leis­tet”, so ein Adi­das-Spre­cher gegen­über Euro­s­port. Der Scha­den hält sich frei­lich in Gren­zen: Die Ein­schalt­quo­ten für das ZDF waren mise­ra­bel, es haben nicht all­zu vie­le Leu­te die Out­fits gese­hen.

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Mon­tag, 26. Juli. Das Waren­haus der Zukunft heißt: Gale­ria. Ein For­mat, das vor 33 Jah­ren von Hor­ten ein­ge­führt und Anfang der 90er Jah­re von Kauf­hof mit über­nom­men wur­de. Mit Kar­stadt und Kauf­hof ver­schwin­den nun dem­nächst die Namen, aber nicht die Pro­ble­me. „Alter Wein in neu­en Schläu­chen?“ fragt Ger­rit Hei­ne­mann via Twit­ter.

Vie­ler­orts han­delt es sich lei­der erst­mal um alten Wein in alten Schläu­chen. Ins­ge­samt 600 Mil­lio­nen Euro will der Kon­zern in die Neu­aus­rich­tung ste­cken, davon 400 Mil­lio­nen in die Moder­ni­sie­rung der Filia­len. Viel Geld, aber ziem­lich sicher nicht genug, um die 131 Häu­ser wirk­lich „zu einem Wohl­fühlstand­ort zu machen, an dem die Men­schen Lust haben, ihre Frei­zeit zu ver­brin­gen, und ganz unter­schied­li­che Waren­grup­pen kau­fen, Dienst­leis­tun­gen in Anspruch neh­men und Gas­tro­no­mie und Kul­tur genie­ßen kön­nen“, wie CEO Miguel Mül­len­bach die Plä­ne im Han­dels­blatt umreisst. Erst­mal geht es dar­um, den Staat für einen wei­te­ren Mil­lio­nen­kre­dit zu gewin­nen. Eine Visi­on ist da noch kei­ne Sicher­heit, aber ein Anfang.

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Mitt­woch, 28. Juli. Breu­nin­ger plant die Eröff­nung eines neu­en 14.000 m²-Depart­ment Stores im Ham­bur­ger Über­see­quar­tier. Nach Mün­chen (Konen) ver­kün­den die Stutt­gar­ter damit inner­halb weni­ger Wochen das zwei­te Groß­in­vest­ment. Sage einer, das Waren­haus habe kei­ne Zukunft.

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Und jetzt schal­tet pro­fa­shio­nals um auf Feri­en­pro­gramm. Pas­siert pau­siert. Wir wün­schen eine schö­ne Som­mer­zeit!