Montag, 27. April. Dieser Tage haben nicht nur die Virologen Konjunktur, sondern auch die Statistiker. Zahlen versprechen Gewissheit, und das suchen wir in unsicheren Zeiten. Manchmal bestätigen die Daten freilich nur, was jeder weiß und helfen nicht weiter.
Ob die Geschäfte vergangene Woche nun wie von der TW gemeldet bei minus 33% lagen oder woanders, ist beispielsweise zweitrangig. Erst recht für diejenigen, die ein Umsatzminus von 100% eingefahren haben, weil sie nicht öffnen durften. Vor der ‚neuen Normalität‘ hat schon ein einstelliges Umsatzminus den Kaufleuten die Stimmung verhagelt. Immerhin 20%, so steht’s in der TW-Tabelle, haben in der Wiedereröffnungswoche ein zweistelliges Plus eingefahren. Was auch mit dem zusätzlichen Verkaufstag gegenüber der zudem sehr schwachen Nachosterwoche 2019 zusammenhängen muss. Und 6% der befragten Einzelhändler rechnen für den Mai mit einem Umsatzzuwachs.
Im Ifo-Geschäftsklimaindex gehen diese Optimisten freilich unter. Das Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft ist im April um 12 Punkte auf einen historischen Tiefstand abgestürzt. Besonders drastisch wird die Lage in der Bekleidungs- und Schuhbranche bewertet, mit einem Rückgang um über 40 Punkte.
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Dienstag, 28. April. Auf 69.200 Euro taxiert die KfW die durchschnittliche Umsatzeinbuße im mittelständischen Einzelhandel für März, 69% der Unternehmen hätten ein Minus eingefahren. Die Hälfte der Betriebe verfüge lediglich über Liquiditätsreserven für maximal zwei Monate. Einer ist seit dem Stichtag der KfW-Umfrage (1.4.) inzwischen schon vergangen.
Und natürlich schlägt Corona auf die Kauflaune durch: Fast jeder zweite Kunde hält Shopping zurzeit für riskant, hat BCG in einer Konsumentenbefragung ermittelt. 43% haben Angst, sich im Laden anzustecken. Wer hätte gedacht, dass Hygienevorkehrungen mal zum Einkaufserlebnis gehören würden?
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Mittwoch, 29. April. Beim Thema Masken zeigt sich der Charakter des deutschen Endverbrauchers: Fast die Hälfte (47%) würde maximal 5 Euro für den Mundschutz ausgeben, so eine von der TW in Auftrag gegebene Studie, jeder Fünfte möchte gar nichts bezahlen. Die Apotheke ist der bevorzugte Einkaufsort, nur 4% suchen eine Maske im Textilhandel. Funktionalität geht vor Design: Für 45% muss der Mundschutz nicht gut aussehen, sondern in erster Linie waschbar (71%), bequem (66%) und wiederverwendbar (65%) sein.
Ansonsten sind bequeme Sportklamotten, Hoodies und Jogginghosen gefragt, was jetzt auch das quartalsmäßige Ranking der Modesuchmaschine Lyst belegt: Nike ist der große Aufsteiger und verdrängt Gucci von Platz 3. Bei den Marken ganz vorne bleibt Off White. Die Off White-Gesichtsmaske für 99 Euro ist bei den Herren sogar auf Platz 1 der beliebtesten Artikel. Insgesamt seien die Suchen nach modischen Masken um 496% angestiegen. Ausgewertet wurden die Suchanfragen von 104 Millionen Nutzern weltweit. Da waren die Deutschen (siehe oben) womöglich unterrepräsentiert.
Wie geht es nun hierzulande weiter?
Wirtschaftsminister Altmaier bemüht sich bei der Vorlage der Frühjahrsprognose um einen positiven Ausblick. Die Bundesregierung rechnet für 2020 mit einem BIP-Rückgang um 6,3%. Trotz dieses historischen Absturzes werde die Erwerbstätigkeit dank Kurzarbeit lediglich um 370.000 Menschen zurückgehen, die Arbeitslosenrate soll mit 5,8% im Rahmen bleiben. Der Tiefpunkt dürfte im laufenden Quartal erreicht werden und ab der zweiten Jahreshälfte sollte es dann wieder bergauf geben. Im kommenden Jahr rechnet die Regierung mit einer Erholung, dann soll die Wirtschaft wieder um kräftige 5,8% steigen.
Solche Perspektiven sind wichtig. Politiker können mit ihren Auftritten nämlich das Kaufverhalten der Bevölkerung steuern, zitiert Der Spiegel eine Civey-Umfrage. So sei die Kaufneigung der Bürger nach einer Pressekonferenz der Kanzlerin am 15. April um etwa ein Fünftel zurückgegangen. Gemessen an den geplanten außergewöhnlichen Ausgaben sei der Konsum von 2990 auf durchschnittlich 2327 Euro gesunken. Jetzt ist es statistisch nachgewiesen und damit für die Corona-Ära quasi amtlich:
Politiker sind die neuen Influencer.