Montag, 11. Januar. Adler ist das erste prominente Opfer des zweiten Shutdowns. Der Filialist muss für seine 171 Stores Insolvenz anmelden. Nun hätte man sich auch vor der Corona-Krise schwer getan, das Adler-Format als Zukunftsmodell für Textileinzelhandel zu bezeichnen. Aber das Unternehmen hatte seine Kunden und die Geschäftsführung einen Plan. Dieser ist durch das Virus zunichte gemacht worden. 3500 Arbeitsplätze stehen jetzt zur Disposition.
Die Nachricht flankiert eine Studie von PWC zur Lage der deutschen Modebranche (Download hier). Diese droht abgehängt zu werden, und das auch ohne Corona. Zwischen 2016 und 2023 soll die globale Bekleidungsindustrie um durchschnittlich 3,7 Prozent pro Jahr wachsen, so die PWC-Experten, Deutschland entwickelt sich mit 2,4 Prozent deutlich weniger dynamisch und verliert Marktanteile. Die Anzahl der Betriebe in der Bekleidungsbranche sei zwischen 2010 und 2019 bereits um 31 Prozent zurückgegangen. „Covid-19 hat die ohnehin angespannte Situation der Modebranche deutlich verschärft. Eine Erholung ist nur langsam zu erwarten. Die Pandemie wirkt aber auch als Beschleuniger für die dringend notwendige Transformation der Branche und als Katalysator für neue Geschäftsmodelle“, lässt sich PWC-Partner Patrick Ziechmann zitieren. Was man halt so sagt, wenn man ins Transformationsgeschäft kommen möchte. Was nicht heißt, dass mehr Omnichannel und zusätzliche digitale Services, schärferer Kundenfokus und klarere Markenpositionierung, stärkere Individualisierung und Personalisierung und nicht zuletzt konsequentere Nachhaltigkeitsstrategien in vielen Fällen nicht tatsächlich Not täten.
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Dienstag, 12. Januar. Mytheresa läuft sich für den anstehenden Börsengang warm und wartet jetzt auf die Genehmigung des Börsenprospekts durch die SEC. Der IPO könnte am Ende rund 320 Millionen Dollar erlösen, womit die Münchner auf eine Börsenbewertung von bis zu 1,6 Milliarden Dollar kämen. Mit so etwas haben die Gründer Susanne und Christoph Botschen wahrscheinlich in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet, als sie vor 14 Jahren online gegangen sind. Und anders als viele internationale Mitbewerber wirft Mytheresa sogar sehr solide Erträge ab. Das Timing nach dem Corona-Jahr 2020 ist im Übrigen perfekt; das Virus wirkt für die Online-Anbieter wie ein Backtriebmittel beim Kuchenbacken. Im Oktober ging bereits Fashionette public. Der IPO der Second Hand-Plattform Poshmark diese Woche war ein voller Erfolg. Auch ThredUp steht an. In Deutschland werden Spreadshirt, Mister Spex und AboutYou als Börsenkandidaten gehandelt. Das frische Geld wird in vielen Fällen nicht nur das Wachstum der Onlinehändler beflügeln, die veränderten Eigentumsverhältnisse werden auch nicht ohne Folgen für die Organisationen und Firmenkulturen bleiben. Die Digitalisierung des Modevertriebs tritt in eine neue Phase.
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Mittwoch, 13. Januar. Die bayerische Landesregierung verfügt eine FFP2-Maskenpflicht für Nahverkehr und Läden. Dass die anderen Bundesländer nachziehen, ist eine Frage der Zeit. Das ist eine schlechte Nachricht für die deutschen Modehersteller, die sich mit der Umstellung auf Maskenproduktion über die Krise gerettet haben und in Ausnahmefällen sogar von Corona profitiert haben. So hat etwa Van Laack im vergangenen Jahr mehr als 100 Millionen Masken und 12 Millionen Kittel verkauft und seinen Umsatz damit nach eigenen Angaben mehr als verdoppelt.
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Donnerstag, 14. Januar. Während Friseursalons im Shutdown schließen müssen, dürfen Hundefriseure öffnen. So eine aktuelle Entscheidung des Verwaltungsgerichts Emsdetten. Die Richter setzen sich mit dem Urteil freilich zwischen alle Stühle. Da können sich die Friseure aufregen, denen das Haareschneiden staatlich untersagt bleibt. Da sind die Kunden, denen die Haare immer mehr zu Berge stehen. Und da sind die Hundefans, bei denen die Urteilsbegründung für einen Aufschrei sorgen wird: Das Frisieren oder Krallenschneiden ihrer Lieblinge sei mit einer Handwerksleistung etwa in einer Fahrrad- oder Kfz-Werkstatt vergleichbar, und die dürfen ja auch aufmachen.