Passiert large

Herzensangelegenheit in Oelde. Stilwechsel in Washington.

Montag, 18. Januar. Van Laack übernimmt SØR. Eine Herzensangelegenheit für Van Laack-Inhaber Christian von Daniels, wie er der TW sagte. Der Hemdenhersteller und SØR-Lieferant der ersten Stunde übernimmt 20 der ursprünglich mal 60 Filialen der Familie Rusche. Der Deal ist nicht zuletzt so etwas wie das vorläufige Happy End einer erfolgreichen Turnaround-Story. Van Laack musste Mitte des Jahrzehnts einen kräftigen Umsatz- und Gewinneinbruch hinnehmen. Von Daniels reagierte, spätestens im Geschäftsjahr 2019/20 (30.4.) war die Wende, wie man dem Bundesanzeiger entnehmen kann, geschafft. Nachdem sich das Corona-Virus immer mehr ausbreitete, zahlte es sich aus, dass Van Laack seine Produktion auch auf Masken und Krankenhauskittel umgestellt hatte. So konnte das Unternehmen seinen Umsatz in 2020 nach eigenen Angaben auf über 100 Millionen quasi verdoppeln. Dass die Marke plötzlich in nicht unbedingt standesgemäßen Supermärkten verkauft wurde, und der Großauftrag an Van Laack der NRW-Regierung wegen der Verbindung zu Armin Laschets Sohn Joe einen kleinen Skandal beschert hat – geschenkt. Es hat dem neuen CDU-Chef letztlich nicht geschadet, und das Van Laack-Logo ist jetzt gefühlt auf jeder dritten Wange zu sehen. Ob das Umsatzniveau nach Einführung der FFP2-Pflicht zu halten sein wird, ist indes fraglich, und auch das Hemdengeschäft bleibt in Homeoffice-Zeiten unter Druck.

Spannend wird zudem, was der neue Eigentümer aus den verstaubten SØR-Läden macht. Von Daniels möchte das Multilabel-Format weiterführen und modernisieren. Das ist dringend notwendig. Denn SØR ist ja nicht nur aufgrund von Managementfehlern in Schieflage geraten, sondern insbesondere durch die Ausrichtung auf eine altbackene Zielgruppe, die ein solches Geschäft heute nicht mehr trägt.

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Dienstag, 19. Januar. Schon vor dem Bund-Länder-Gipfel ist klar, dass der Shutdown verlängert wird. Die Hilferufe des Einzelhandels sind inzwischen zumindest gehört worden. Ob sie in ausreichendem Maße erhört werden, ist noch nicht ausgemacht.

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Mittwoch, 20. Januar. Von der Inauguration in Washington geht ein hoffnungsvolles Signal aus: Dunkle Zeiten vergehen, am Ende siegt das Gute. Mit Trump verschwindet nicht zuletzt auch der in jeder Hinsicht schlechte Stil, der die öffentliche Wahrnehmung dieser Präsidentschaft geprägt hat. Einen hervorragenden Rückblick auf den ’soap opera chic der Ära Trump lieferte Vanessa Friedman bereits vergangene Woche in der New York Times (Paywall).

In den vergangenen Wochen bereits Akzente gesetzt hat Kamala Harris. Die Vizepräsidentin hat das Zeug, Michelle Obama als Liebling der Modemagazine abzulösen. Sie versteht es, mit ihren Outfits gekonnt Signale zu senden, wo man bei Melania Trump häufig entsetzt befürchten musste, dass sie genau das getan hat. Harris‘ weißer Suffragetten-Look war eine kaum dezente Verbeugung vor dem Feminismus. Ihren lilafarbenen Mantel bei der Vereidigung kann man als die nationale Einheit beschwörendes Signal an die roten Republikaner und die blauen Demokraten sehen. Sensationell war natürlich der Auftritt von Lady Gaga in einem voluminösen roten Rock von Schiaparelli. Gut, dass sie damit nicht die Stufen des Kapitols hinabgehen musste. Der neue Präsident trug, wie zu lesen war, Ralph Lauren, eine Marke, auf die sich die ganze Nation einigen wird können. Fast das meiste Aufsehen erregte indes der unfestliche Anorak von Bernie Sanders. Auch das wird keine Unachtsamkeit gewesen sein. Auf Highsnobiety kann man seinen Freizeitlook shoppen.

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Donnerstag, 21. Januar. Gestern sprach der neue US-Präsident über Gemeinschaft und Versöhnung. Wie passend, dass heute der hugging day ist. Am Weltknuddeltag soll man sich ja eigentlich näher kommen. Wikipedia zufolge tragen Umarmungen nämlich zu einem verbesserten Immunsystem, einem verringerten Risiko für Herzkrankheiten, einem erniedrigten Spiegel des Stresshormons Cortisol bei Frauen sowie einem Anstieg des Oxytocin-Spiegel bei Paaren bei. Tja.

Der 21. Januar ist zugleich der Tag der Jogginghose. Nach 2020, dem Jahr der Jogginghose, hat Covid auch diesen Gedenktag vorerst obsolet gemacht.