"Das Karstadt-Wunder" titelte der Kölner Express. Ob die Hauszeitung des Karstadt-Rivalen Kaufhof das wohl ironisch meint? Tatsächlich melden die Essener fürs gerade abgelaufene Geschäftsjahr überraschend positive Ergebnisse: einen angesichts des allgemein miserablen Geschäftsverlaufs im Handel vergleichsweise moderaten Umsatzrückgang von 2,7 Prozent und vor allem eine schwarze Null unter dem Strich. Fürs laufende Jahr spricht Signa-Eigner René Benko laut Wirtschaftswoche gar von 70 bis 80 Millionen Gewinn.
Flankierend kündigt Karstadt-Chef Stephan Fanderl an, in diesem Jahr wieder Weihnachtsgeld bezahlen zu wollen. Das kennen viele Mitarbeiter nur noch vom Hörensagen. Und Marketingchef Manfred Mandel sorgt via TW für gute Laune bei der Industrie: Von den internationalen Labels, die unter Andrew Jennings bei Karstadt Einzug hielten, fliegen mit wenigen Ausnahmen alle wieder raus. Und auch drei Viertel der Eigenlabels sollen eingestampft werden. Mehr Platz also für die deutsche Modeindustrie, so das Signal. Platz, den Karstadt wahrscheinlich am liebsten inklusive der Fläche abgibt. Mandels Job ist es dann, den Raum zwischen den Ständern mit Kunden zu fluten.
Obwohl das alles nach Karstadts Leidensgeschichte fast zu schön klingt, um wahr zu sein, wollen wir an den Fakten nicht zweifeln. Mit Stephan Fanderl hat Karstadt einen Handelsprofi an der Spitze, der den hiesigen Markt und die Stellschrauben kennt und diese offenbar auch konsequenter als seine Vorgänger betätigt. Wahr ist zugleich, dass René Benko nach dem geplatzten Exit-Traum eine neue Karstadt-Story braucht. Er wird auf Dauer nicht an sich selbst vermieten wollen.
Die viel wichtigere Frage ist, was das Unternehmen Karstadt braucht. Kein Wunder. Nur richtige Entscheidungen, viel Geld und langen Atem.
Und sonst?
… hat auch H&M die PR-Maschinerie angeworfen. Seit Wochen geistern die Balmain-Fotos durchs Netz, jetzt haben die Schweden in New York die Hosen runtergelassen, pardon: Olivier Rousteing seinen 80er Jahre-Traum leben lassen. Für alle, die das damals schon mal mitgemacht haben, ist es das Grauen. Aber unsere Kinder werden es lieben. Am 5. November werden sie die H&M‑Filialen fluten.
… sah Nationalmannschaftsausstatter Adidas sich diese Woche kurzzeitig gezwungen, sich vom DFB abzusetzen. Nach Deutscher Bank und deutschen Autos ist jetzt auch der deutsche Fußball in Misskredit geraten. Und Adidas-Übervater Horst Dassler in den Ruch des Paten der korrupten Fifa. Die Aktie erreichte dieser Tage trotz allem ihren Jahreshöchststand.
… verlässt Raf Simons Dior, nach gerade mal dreieinhalb Jahren. Dass er nach "Dior and I" jetzt in Hollywood anheuert, ist freilich ein Gerücht.