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Zara vs. Shein. Home Ground vs. Watutinki.

Jürgen Müller
Jürgen Müller

Samstag, 5. Juni. Ist Zara Fast Fashion? Eine mittlerweile berechtigte Frage, die BoF-Autor Brian Baskin heute im Vorfeld der für Mittwoch angekündigten Inditex-Quartalszahlen aufwirft. Die Antwort: Ja, im Vergleich zu den meisten klassischen Anbietern. Nein, wenn man neue Online-Formate wie Shein ansieht.

Da beginnt eine spannende Entwicklung: Die chinesischen Produzenten haben jahrelang versucht, es ihren westlichen Partnern gleichzutun und selbst Marken aufzubauen. Ohne Erfolg, jedenfalls international. Manche – wie z.B. Fosun – haben westliche Brands übernommen (gerade diese Woche Sergio Rossi), aber auch nicht wirklich etwas daraus gemacht.

Doch jetzt schicken sich die Chinesen an, die derzeit global dominanten Fast Fashion-Anbieter wie H&M und Zara prozessual auszukontern: indem sie Trendanalyse, Produktentwicklung und Verkauf konsequent digitalisieren und damit maximal Speed bei minimierten Kosten in die Pipeline bringen. Um diese effizientere Resourcenausschöpfung gleich in Form extrem niedriger Preise an die Konsumenten weiterzugeben. So wurde Shein zum Shootingstar bei den jungen, modisch ausgabefreudigen Kundinnen.

Spätestens seit der Ankündigung des Börsengangs dieses chinesischen Online-Anbieters haben die Investoren dessen Geschäftsmodell auf dem Zettel und sind bereits auf der Suche nach Alternativen. So konnten Shein-Mitbewerber wie Cider und der Bademodenspezialist Cupshe gerade erfolgreich Finanzierungsrunden abschließen. Man sollte also besser nicht auf den Untergang von Fast Fashion wetten. Das Geschäft wird im Gegenteil noch schneller und noch billiger. Nicht zuletzt entlarven die Invests das auch unter Börsianern durchaus angesagte Sustainability-Gerede als ebensolches: Gerede.

Zara wird übrigens am Mittwoch für das erste Quartal die Rückkehr ins Reich der zweistelligen Renditen verkünden und die Erwartungen der Analysten damit übertreffen. Noch scheinen die Spanier schnell genug zu sein.

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Montag, 7. Juni. „Spannende“ Personalien zu lesen: Pier Paolo Righi startet den Tag mit seiner Personal Trainerin, einer ehemaligen Prima Ballerina. Das erzählt der Lagerfeld-Chef der Wirtschaftswoche. Er verrät auch, das er intern PiPi genannt wird, was sich nur auf Deutsch etwas merkwürdig anhört. Wolfgang Joop trinkt keinen Alkohol mehr, so der Designer gegenüber Bild am Sonntag. Das letzte Glas kippte der 76jährige an seinem letzten Geburtstag, dem 18. November. Jeff Bezos lädt seinen Bruder zum Weltraum-Flug ein (profashionals berichtete). Last but not least in Promiflash zu lesen: Günther Jauch besitzt keine Jogginghose. Da hat halt einer noch die Kontrolle über sein Leben.

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Dienstag, 8. Juni. Die Nationalmannschaft bezieht Quartier in Herzogenaurach. Das sagenumwobene Campo Bahia befindet sich jetzt also im Landkreis Erlangen-Höchstadt und heißt auf gut fränkisch „Home Ground“. Football’s coming home, quasi. Denn Adidas ist seit fast 70 Jahren der Ausstatter der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Manche sagen, Adolf Dassler habe mit seinen Schraubstollen den legendären WM-Sieg 1954 erst möglich gemacht.

Angeblich hatte Adidas-CEO Kasper Rorsted persönlich die Idee zu dem 15-Wohneinheiten-Ensemble mit Pool, Beachvolleyball- und Padeltennisplatz. Für den Sportartikelkonzern ist das natürlich eine super Werbung, vorausgesetzt, „Jogis Jungs“ versagen nicht schon in der Vorrunde. An der WM-Schmach 2018 war schließlich auch Watutinki schuld.

Bedauerlich für die Adidas-Beschäftigten ist freilich, dass die Fußballstars coronabedingt extrem abgeschottet sein werden. Aber das ist vielleicht auch ganz gut so. Denn dann müssen sie in der World of Sports nicht Joshua Kimmich, Kai Havertz, Leroy Sane oder Jamal Musiala in Nike-Schuhen rumlaufen sehen.