Das Internet ist der wichtigste Treiber von innovativen Formaten. Das Schlagwort von Commerce, Content und Community ist arg abgegriffen. Aber das ist tatsächlich der Nährboden, auf dem immer wieder neue Geschäftsmodelle entstehen.
Ein Unternehmen wie Spreadshirt war vor der Erfindung des World Wide Web undenkbar. Auch der globale Flohmarkt, der Ebay einmal war, konnte so nur im Internet groß werden. Vente Privee hat ein so geniales wie erfolgreiches Modell für die Überhangvermarktung entwickelt, das mittlerweile etliche Nachahmer wie Brands4Friends, BuyVip, Best Secret oder Limango gefunden hat. Neuerdings etablieren sich hier Anbieter, die sich auf bestimmte Kategorien konzentrieren, bekanntestes Beispiel ist wahrscheinlich der Möbel-Schnäppchenmarkt Westwing.
Eines der am schnellsten wachsenden Internet-Unternehmen in USA ist der Vintage-Verkäufer Nasty Gal. Kürzlich ist mit Byronesque ein weiterer Anbieter mit Second Hand-Designerware gestartet. Über Etsy und Dawanda finden die Bastler und Heimwerker ihren Markt; das Gottlieb Duttweiler Institut widmete den Makers die letzte Ausgabe seines lesenswerten Wissenmagazins GDI Impuls.
Modomoto, Chicchickclub, Shoedazzle und Modemeister versuchen mit curated shopping die Lücke zu füllen, die der personalsparende Fachhandel zunehmend lässt, das Vorbild aus den USA ist Trunkclub. Bei Social Commerce-Plattformen wie Stylefruits und Stylight beraten sich die Kunden gegenseitig. Abo-Commerce wie bei Stylemint (Mode der Olsen-Sisters) oder Manpacks (Socken, Hemden, Kondome etc.) halten manche für das nächste große Ding. Bei Marvelous-shoes und Scarosso kann man Schuhe selbst konfigurieren. Bei Sugar Shape entscheiden die Kundinnen mit, wie die nächste Wäsche-Kollektion aussehen soll (das Startkapital besorgten sich die beiden Gründerinnen mittels Crowdfunding). Ähnlich funktionieren Crowdsourcing-Konzepte wie Threadless und Modcloth. Bei Zufallsshirt überlässt man das Design ebenjenem. Eine Plattform wie Of A Kind versteht sich weniger als Einzelhändler denn als Dienstleister für Designer, denen mit Kundenkontakten und ‑daten geholfen wird, ihr Geschäft aufzubauen. Start-ups wie Juvalia und Pippa & Jean verknüpfen den Webshop mit Offline-Shoppingpartys. In Japan macht die Event-Serie Tokyo Girls Collection bereits seit 2005 Furore – Modenschauen, bei denen man in Echtzeit mobil shoppen kann. Auf Plattformen wie Unser Kleiderschrank geht es gar nicht mehr ums Geldverdienen, sondern um Tauschgeschäfte und Sharing. Bei Kleiderkreisel werden zurzeit über 2 Millionen Kleidungsstücke angeboten. Bei Bag Borrow or Steal, Fashionlend oder Rent the Runway kann man Mode mieten.
Farfetch, Luxodo und FashionHub versuchen sich als Boutiquen-Netzwerk. Net a porter ist genauso ein Web-Kaufhaus wie ein Modemagazin; der CEO nennt sich dort Editor in Chief. Ich will mich jetzt hier gar nicht über die zunehmende Vermischung von Medien- und Handelsgeschäft und die Revolution in der Mode-Kommunikation, die Blogger und den Journalismus auslassen. Das ist ein weiteres Serien-Thema. Das Verlage wie Handelsunternehmen gleichermaßen betrifft.
Die Liste der neuen Unternehmen ließe sich beinahe endlos fortsetzen. Viele dieser neuen Geschäftsmodelle werden scheitern. Manche, wie zum Beispiel die Design it yourself-Plattform Styleshake, sind bereits tot. Der Socialcommerce-Shop Seven Trends oder auch der Maßkonfektionsanbieter Youtailor wackeln. Andere, wie zum Beispiel der ehemalige Handtaschenverleih Fashionette haben ihr Geschäftsmodell geändert. Aber einige werden sich durchsetzen. Sie werden den Wettbewerb verändern. Und die Handelslandschaft bereichern.
Folge 1: Was, wenn es einmal 50% sind?
Folge 2: Neue Nachbarn im Global Village
Folge 4: Der Sargnagel für den Land-Handel
Folge 5: Der Generalist gewinnt. Die Spezialisten auch.
Folge 6: Vom Wettbewerb auf den ‑Stufen zur Konkurrenz der Wertschöpfungsketten
Folge 7: Commerce, Content und Community sind die Innovationstreiber
(Foto: Google-Datencenter)