Das Internet begünstigt die Zentralisierung. Online Retailing bedeutet zusätzliche Konkurrenz insbesondere für den Einzelhandel in Kleinstädten und auf dem Land. Es ist heute schon so, dass diese Standorte besonders vom Verdrängungswettbewerb bedroht sind, und die Kunden, wenn sie denn Bekleidung suchen, in die Städte und Einkaufszentren fahren, wo es ein breites Angebot und ein ganz anderes Einkaufserlebnis gibt. Das Brot und Butter-Geschäft mit Bekleidungsprodukten des täglichen Bedarfs wie Wäsche, Strümpfen oder Kinderbekleidung haben in den vergangenen Jahren Lebensmittel- und Drogeriemärkte und Discounter wie Kik und Ernstings Family übernommen. Das hat dem kleinen Modehaus Mustermann das Überleben bislang schon schwer genug gemacht. Die Webshops haben das Zeug zum neuen Nahversorger und könnten damit endgültig zum Sargnagel für den Land-Handel werden. In jedem Fall machen sie den Markt für die dortigen Unternehmen noch enger.
Aber auch die Cities sind betroffen. Denn es gibt künftig keinen Grund mehr, für ein S.Oliver-T-Shirt oder eine Handtasche von Louis Vuitton in die Stadt zu fahren. Die Innenstädte können immerhin mit Erlebnis, mit Aufenthaltsqualität und sozialen Kontakten punkten.
Die Verkaufsflächenexplosion durch die vielen neuen Einkaufszentren, die seit den 90er Jahren in Deutschland entstanden sind, ist einer der großen Aufreger in vielen Branchendiskussionen. An den betroffenen Standorten läuft der Handel meist Sturm gegen entsprechende Projekte. Die bringen nicht nur neue Konkurrenz, sondern entwerten auch vorhandenes Immobilieneigentum und gefährden damit die Finanzierung der Unternehmen.
Die Konkurrenz aus dem Internet ist dagegen unsichtbar, und die Einzelhändler können nur mutmaßen, wieviel Umsatz sie an PCs und Smartphones abgeben. Man müsste mal ausrechnen, wieviele Quadratmeter in den vergangenen Jahres im World Wide Web entstanden sind. Ähnlich wie die Einkaufszentren, die von finanzstarken Investoren vielfach ohne Rücksicht auf lokale Nachfrage- und Angebotsstrukturen in den Markt gedrückt wurden, werden auch Online-Anbieter wie Zalando als unfaire Wettbewerber wahrgenommen. Denn mindestens so sehr wie um Schuhe und Oberbekleidung geht es hier um einen möglichst schnellen und profitablen Exit. Und damit Marktanteile um jeden Preis.
Folge 1: Was, wenn es einmal 50% sind?
Folge 2: Neue Nachbarn im Global Village
Folge 4: Der Sargnagel für den Land-Handel
Folge 5: Der Generalist gewinnt. Die Spezialisten auch.
Folge 6: Vom Wettbewerb auf den ‑Stufen zur Konkurrenz der Wertschöpfungsketten
Folge 7: Commerce, Content und Community sind die Innovationstreiber
(Foto: Google-Datencenter)