Passiert large

Markenbotschaften vom Red Carpet. Und Neuigkeiten von Birkenstock, Zalando, Hugo Boss und Karl Lagerfeld.

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Jür­gen Mül­ler

„No Balen­cia­ga at Met Gala“ mel­de­te Sty­len­ot­com auf Insta­gram. Eben noch die meist­ge­klick­te Mode­mar­ke im Web (laut Lyst), fand sich offen­bar kein Star, der Balen­cia­ga auf dem Red Car­pet am Mon­tag­abend tra­gen woll­te. So schnell kann’s gehen. Bei Kon­zern­schwes­ter Guc­ci kann man ein Lied davon sin­gen. Viel­leicht war Guc­ci gera­de des­halb in New York auf­fäl­lig ver­tre­ten. Unter ande­rem in Gestalt von Krea­tiv­chef Ales­san­dro Miche­le. Oder war es Jared Leto? Die bei­den sind immer schwe­rer aus­ein­an­der­zu­hal­ten. Bei der Met Gala trie­ben sie es auf die Spit­ze und erschie­nen zur Freu­de der Foto­gra­fen im Part­ner­look.

Viel­leicht hat­te Balen­cia­ga die Prä­senz aber auch schlicht nicht nötig. Der – buch­stäb­li­che – Under­co­ver-Auf­tritt von Kim Kar­da­shi­an ist uns schließ­lich allen noch vor Augen. Vor einem hal­ben Jahr fand sie in dem schwar­zen Morphsu­it nur mit Hil­fe von Dem­na Gva­sa­lia die Trep­pe hoch. Eine Trep­pe, die übri­gens Chan­cen und Risi­ken birgt. Auf der einen Sei­te darf auf hohen Schu­hen im Blitz­licht­ge­wit­ter nichts schief­ge­hen. Ande­rer­seits kann man nir­gend­wo sonst die gan­ze Pracht der Klei­der mit ihren meter­lan­gen Schlep­pen und der gan­zen Stoff­fül­le so schön zei­gen. Was etwa Bla­ke Lively in Ver­sace und Tes­sa Thomp­son in Caro­li­ne Her­rera bes­tens zu zele­brie­ren wuss­ten.

Es war aber erneut Kim Kar­da­shi­an, die in New York die Kon­kur­renz aus­stach. In dem glit­zern­den 4,8‑Millionen-Dollar-Kleid, das der Rea­li­ty-TV-Star sich aus dem Muse­um geborgt hat, hat­te Mari­lyn Mon­roe vor 60 Jah­ren das legen­dä­re Geburts­tags­ständ­chen für JFK gesun­gen, es war der letz­te öffent­li­che Auf­tritt der Pop-Iko­ne. Kar­da­shi­an hat­te sich die Haa­re mon­roeblond gefärbt und vor der Gala sie­ben Kilo abge­nom­men. Die Drei-Wochen-Diät brach­te ihr in den USA prompt die Kri­tik ein, sie begüns­ti­ge damit Ess­stö­run­gen bei ihren Fol­lo­wern. Aber was soll­te sie machen? Zu Mari­lyns Zei­ten war Stretch­sa­tin halt noch nicht erfun­den.

Glamour ja, aber bitte nachhaltig

Das Kleid war ihr zu groß, befand die Münch­ner Mode­theo­re­ti­ke­rin Bar­ba­ra Vin­ken danach im Spie­gel. Wäh­rend die Mon­roe bei dem Auf­tritt ver­letz­lich und nackt gewirkt habe, was gera­de ihre Ero­tik aus­ge­macht habe, han­de­le es sich bei Kar­da­shi­an ledig­lich um seri­ell repro­du­zier­ba­re Auf­rüs­tung. Doch selbst­per­fek­tio­nier­te Ewig­keit sei nicht der Stoff, aus dem die wirk­li­chen Stars sei­en. Es sei Kar­da­shi­an bei der Met Gala nicht um das Tra­gen eines Klei­des gegan­gen, son­dern um das Über­tra­gen sym­bo­li­schen Kapi­tals von einer Iko­ne auf die nächs­te Bewer­be­rin, so Vin­ken. Sage noch­mal einer, bei Mode han­de­le es sich um etwas Ober­fläch­li­ches…

Um Bot­schaf­ten ging es auch ande­ren Cele­bri­ties: Gla­mour ja, aber bit­te nach­hal­tig. So trug Emma Stone ihr eige­nes Hoch­zeits­kleid auf. Bil­lie Eilish trat in einem (lei­der ziem­lich häss­li­chen) Upcy­cling-Dress von Guc­ci vors Publi­kum. Cara Dele­ving­ne ver­zich­te­te gleich ganz auf Tex­til und erschien oben ohne mit gol­de­ner Body­paint. Und Nina Hol­l­ein, die Frau von Met-Direk­tor Max Hol­l­ein, trug ein selbst­ent­wor­fe­nes und selbst­pro­du­zier­tes Kleid, mit dem sie sich zwi­schen all den gro­ßen Desi­gner­na­men kei­nes­falls zu ver­ste­cken brauch­te.

Wie stets gab es auf dem Red Car­pet auch etli­che Stil-Aus­fäl­le zu sehen: Katy Per­ry, Cami­la Cabel­lo, Gigi Hadid, Len­ny Kra­witz. Ja, auch Män­ner waren da, sogar Elon Musk ließ sich bli­cken. Und deut­sche Cele­bri­ties? Am Diens­tag kur­sier­ten auf Insta­gram Met Gala-Fotos von den No Angels und Harald Glööck­ler. Wir hätten’s fast geglaubt. Wenn es nicht bei ‚Gale­rie Arsch­ge­weih‘ gewe­sen wäre.

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Und sonst?

…ver­zeich­net nicht nur Ama­zon rück­läu­fi­ge Umsät­ze im Online­han­del (was das Unter­neh­men am ver­gan­ge­nen Frei­tag 200 Mil­li­ar­den Dol­lar Bör­sen­wert gekos­tet hat). Auch Zalan­do mel­de­te ges­tern ein Umsatz­mi­nus von 1,5% und einen Fehl­be­trag von 61 Mil­lio­nen Euro im ers­ten Quar­tal. Der Coro­na-Höhen­flug der Onli­ner ist vor­bei, das Brut­to­wa­ren­vo­lu­men, das über die Platt­for­men gehan­delt wird, wächst indes wei­ter. Die Ber­li­ner hal­ten an ihrem 30 Mil­li­ar­den-Ziel für 2025 fest.

…ist Hugo Boss ‘back on track’. Man hat das Rad in Met­zin­gen nicht neu erfun­den, aber bringt die PS wie­der voll auf die Stra­ße. 80 Mil­lio­nen Euro hat das Unter­neh­men im ers­ten Quar­tal in Mar­ke­ting inves­tiert, dop­pelt so viel wie im Vor­jahr, und zugleich den Umsatz und vor allem das Ebit kräf­tig gestei­gert. Dani­el Grie­der wider­legt damit ein Stück weit Hen­ry Ford. Der war der Mei­nung, dass „die Hälf­te mei­ner Wer­bung hin­aus­ge­wor­fe­nes Geld ist. Ich weiß nur nicht, wel­che Hälf­te.“

…kom­men anstren­gen­de Gesprä­che auf Bir­ken­stock-Händ­ler zu. Die einen, weil sie die Mar­ke ger­ne wei­ter­füh­ren wür­den, die ande­ren, weil sie nicht so viel Ware ordern möch­ten. Bir­ken­stock hat näm­lich ange­kün­digt, sich von der Hälf­te sei­ner 5000 Ver­triebs­part­ner tren­nen und zugleich den Umsatz bis 2025 ver­dop­peln zu wol­len.

…gibt es manch­mal komi­sche zeit­li­che Zufäl­le: Wäh­rend Sotheby’s in Köln die­se Woche Gegen­stän­de aus Karl Lager­felds Nach­lass ver­stei­gert, wird in Ams­ter­dam Karl Lager­feld ver­kauft. Die ame­ri­ka­ni­sche G‑III Group, seit 2015 mit 19% an der Fir­ma betei­ligt, über­nimmt die rest­li­chen 81% für 200 Mil­lio­nen Dol­lar.