Das Trikot war erst am 14. März in Berlin vorgestellt worden und sollte, so der DFB, "die neue Generation deutscher Fußballfans und die Vielfalt des Landes repräsentieren". Es folgte ein Sturm der Entrüstung seitens der Fans: „Verrat an Schwarz, Rot, Gold!“ „Egal ob ESC oder WM: Deutschland blamiert sich.“ „Kein Germany, sondern ein Gaymany!“ Rechte Kreise echauffierten sich über „die obskure Gender-Agenda der Eliten“, die „den deutschen Mann entmannen“ und „eine ganze Nation verschwulen“ wollten.
Die Kritik entzündete sich auch an der Ästhetik: „Aus der One Love-Binde ist ein ganzes Auswärtsspieltrikot geworden“, kommentierte Nele Pollatschek im SZ-Feuilleton. „Kein schwuler Mann, der mindestens ein queer eye in seinem Freundeskreis hat, würde diese Farbkombination anziehen.“
Der DFB hatte den Shitstorm zunächst ausgesessen: „Das wird alles hochsterilisiert“, so DFB-Präsident Bernd Neuendorf. „Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl.“ Lothar Matthäus riet dazu, standhaft zu bleiben: „Wir sind eine gut intrigierte Truppe. Wir dürfen jetzt nicht den Sand in den Kopf stecken."
Auch Julian Nagelsmann hatte sich hinter das Trikot gestellt: „Ich mag es, wenn es ein bisschen farbenfroher ist.“ Der Bundestrainer ist für seinen exquisiten Modegeschmack bekannt.
"Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär."
Der Farbwahl waren Monate intensivster Marktforschung vorausgegangen. Pantone hatte ‚Peach Fuzz‘ vorgeschlagen, die Farbe des Jahres. Das DMI riet zu ‚Punchy Mimosa Yellow‘: „Gelb ist nicht nur ganz klar die Farbe des Jahres, die Mimose ist auch ganz klar die Blume des Jahres und verkörpert perfekt das DFB-Team“, so DMI-Geschäftsführer Carl Tillessen.
Schließlich setzte sich Gundel Ekeldoorts Vorschlag durch: „Pink ist eine Gewinnerfarbe! Barbie war schließlich für acht Oscars nominiert!“ Die Trendforscherin und Stilberaterin regte zudem an, dass die Spieler alle die Haare blond färben sollten. „Elf Kens müsst ihr sein!“
Dass Barbie am Ende nur einen einzigen Oscar (bester Song) erhielt, soll bei DFB-Präsident Bernd Neuendorf ein Umdenken ausgelöst haben. "Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär." Dass sich das rosa Leibchen offenbar gut verkauft hat, zählte da wenig. Der DFB ordnet dem sportlichen Erfolg bekanntlich seit jeher alles andere unter.
Auch das 2:1 gegen die Niederlande konnte Neuendorf nicht mehr umstimmen. "So ist eben Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere." Aber nach dem Spiel sei vor dem Spiel, da dürfe man für die Heim-EM keine Risiken eingehen. "Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Niederlage oder Unentschieden."
Nach dem Deal mit Nike kann der Verband sich den Rückzieher leisten. 100 Millionen Euro wollen die Amerikaner Medienberichten zufolge nach Frankfurt überweisen. Pro Jahr. "Wir werden den Großteil des Geldes für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgeben", kündigte Neuendorf an. "Den Rest werden wir einfach verprassen." Der DFB-Präsident hatte Adidas-CEO Björn Gulden persönlich von der Entscheidung unterrichtet. "Lebbe geht weider. Mal verliert man, mal gewinnen die anderen."
"Lebbe geht weider. Mal verliert man, mal gewinnen die anderen."
Für Adidas ist der doppelte Rückzieher des DFB ein Fiasko. Die Läger sind noch voll mit Yeezys, jetzt stapeln sich in Herzogenaurach die rosafarbenen Trikots. „Das ist alles unter meinem Vorhänger entwickelt worden“, erklärt Björn Gulden. Der Aufsichtsrat diskutiere derzeit, ob man Kasper Rorsted statt der Millionenabfindung ein paar Container als Kompensation "überweisen" solle.
Nach der Schelte durch Wirtschaftsminister Robert Habeck ("Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht") hat der DFB einen deutschen Designer mit der Neugestaltung des Auswärtstrikots beauftragt: Nach Insiderinformationen wird Philipp Plein den neuen Entwurf liefern.
Der King of Bling soll Leibchen schneidern, die die Tattoos und Undercuts der Spieler bestmöglich in Szene setzen. „Auf Nieten habe ich verzichtet“, so der Designer. „Je nach Turnierverlauf könnte das unliebsame Assoziationen hervorrufen.“
Und welche Farbe werden die neuen Trikots haben? Plein tendiert zu Platin, „wie mein Rolls Royce“. Wegen der vorgesehenen Kroko-Applikationen werde das Authentic-Trikot allerdings nicht mehr für die bisherigen 150 Euro angeboten werden können.
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