„Bitte keine Werbung mehr.“ Das ist für einen Werber zunächst mal eine überraschende Forderung. „Geschäftsideen von Playern und aus Ecken, wo Sie es am wenigsten erwarten, werden Ihr Business schneller zerstören als Werbung es retten kann.“ Wie werden wir also kommunizieren, wenn die klassische Werbung tot ist? Alex Schill, Kreativgeschäftsführer der Serviceplan-Gruppe brachte drei Thesen und eine Fülle von Beispielen auf die Bühne des diesjährigen Innovationstags. Der fand gestern in München statt (Videos nur auf Profashionals-Website abspielbar):
Erstens: Kommunikation dreht sich nicht mehr um Produkte, sondern um Menschen.
Statt Kosmetik anzupreisen, variierte Dove das Thema „echte Schönheit“ unlängst mit dieser aufsehenerregenden Aktion:
Coca Cola wirbt nicht für Brause, sondern für Völkerverständigung und Frieden:
Die belgische Bank kbc verkauft keine Kredite, sondern hilft Existenzgründern aufs Fahrrad, indem sie Marktlücken identifiziert. Unter tatkräftiger Mitwirkung der gesamten Bevölkerung – worin der eigentliche Werbeeffekt besteht.
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Es geht zweitens nicht mehr um medienübergreifende 360 Grad-Kampagnen, sondern um 365 Tage Dauerkontakt zur Zielgruppe.
Auchan druckt keinen aufwändigen Sustainability-Report mehr (was angesichts des Papierverbrauchs streng genommen ja auch paradox ist). Stattdessen kann man sich den Report über einen Barcode auf dem Kassenzettel aufs Handy downloaden.
Oreo hat sein hundertjähriges Jubiläum mit einer tollen Facebook-Kampagne gefeiert: Hundert Tage lang wurden auf der Facebook-Page popkulturelle und historische Szenen mit Oreo-Keksen nachgestellt, mit gigantischem viralem Effekt:
Der Telekommunikationsdienstleister Starhub verkauft nicht nur Datenleitungen und Gesprächsminuten, sondern er ermöglicht mit Thirdeye auf spektakuläre Weise soziales Miteinander von Blinden und Sehenden:
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Drittens: Statt Medien zu buchen, erschaffen sich Marken ihre eigenen Medien.
Adidas macht die Schaufenster seiner Neo-Läden zu interaktiven Einkaufsoberflächen:
Die Kampagne der Metro Trains in Melbourne besteht aus einem simplen Lied: “Dumb ways to die” ist millionenfach geklickt einer der großen Hits im Social Web. Der Ohrwurm gewann den Großen Preis beim diesjährigen Werbefestival in Cannes.
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Alex Schill zeigte tolle und richtungsweisende Ideen. Die freilich schnell erzählt, aber umso schwieriger zu finden und umzusetzen sind. Hier kommen die Kreativen ins Spiel, nur, so Schill, eben anders als bisher. „Fragen Sie uns nicht nach Werbung, sondern nach Lösungen.“
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