Irina iriser t nho d pc unsplash

Macht endlich Schluss mit der kulturellen Aneignung!

Bloß was bleibt der Mode dann noch? Fragt sich Jeroen van Rooijen.
Jeroen van rooijen
Jero­en van Rooi­jen

End­lich nimmt die Debat­te um die kul­tu­rel­le Aneig­nung rich­tig Fahrt auf. Weg mit den fal­schen Dre­ad­locks, fort mit Karl May, in den Gift­schrank mit dem heuch­le­ri­schen Win­ne­tou und sei­nem Feder­putz! Man muss die Men­schen nun ein­mal mit Gewalt für die Miss­stän­de sen­si­bi­li­sie­ren!

Doch die Sache muss wei­ter­ge­hen. Es gibt noch gewal­ti­ge Ber­ge an Arbeit, gera­de in der Mode­indus­trie, die sich der kul­tu­rel­len Aneig­nung in etli­chen Fäl­len schul­dig gemacht hat. Die­ser scham­lo­se Miss­brauch muss jetzt sofort auf­hö­ren!

Natür­lich gehö­ren gehö­ren die in letz­ter Zeit sehr popu­lä­ren Wach­sprint-Tex­ti­li­en aus Afri­ka sofort für jede Nut­zung außer­halb die­ses Kon­ti­nents ver­bo­ten, für Weiß­häu­te aber auch dort. Des­wei­te­ren soll kein Mensch, der nicht das Blut nord­ame­ri­ka­ni­scher Urein­woh­ner in sei­nen Adern hat, je wie­der Mokas­sins an sei­nen Füs­sen tra­gen. Auch das Aus­plün­dern der japa­ni­schen Kul­tur muss jetzt vor­bei sein, Kimo­nos und ent­spre­chend geschnit­te­ne Klei­dung dür­fen nur noch in Nip­pon getra­gen wer­den.

Ano­raks, deren Urform wei­ße Besat­zer den Indi­ge­nen am Polar­kreis gestoh­len haben, dür­fen nicht län­ger ver­kauft wer­den. Batik dür­fen nur noch in Indo­ne­si­en und dort gebo­re­ne Per­so­nen tra­gen, die sich ent­spre­chend aus­wei­sen kön­nen. Die fran­zö­si­sche Mar­ke 'Antik Batik' wird zwangs­li­qui­diert. Kaf­tane gehö­ren exklu­siv in die ara­bi­sche Welt, allen­falls nach Nord­west­afri­ka – Boho-Ladies, die außer­halb die­ser Kul­tu­ren so etwas tra­gen, wer­den fort­an an den Pran­ger gestellt.

Soweit das Offen­sicht­li­che.

Camp David muss endlich damit aufhören, die mausarmen Seefahrer auszubeuten. Die nach einem venezianischen Asien-Plünderer benannte Marke Marc O’Polo wird verboten.

Doch soll­ten wir nun nicht auch ein­mal offen über die all­ge­gen­wär­ti­ge Jeans reden, die­se Hose der Erobe­rer und Men­schen­schin­der, wel­che die Urbe­völ­ke­rung Nord­ame­ri­kas aus­ge­rot­tet haben? Kön­nen wir die­ses Sym­bol der Unter­drü­ckung noch beden­ken­los tra­gen? Steht es nicht wie kein ande­res Klei­dungs­stück für die Kluft des (alten) wei­ßen Man­nes, die­ses zen­tra­len moder­nen Feind­bilds?

Oder Tat­toos, die an Tri­bals aus dem Pazi­fik oder Sym­bo­le der Inkas erin­nern? Sie müs­sen ohne Anäs­the­sie ent­fernt wer­den, damit der Trä­ger die­ser Sym­bo­le am eige­nen Leib den Schmerz spürt, den die Unter­drü­cker die­sen Völ­kern einst zuge­fügt haben.

Wol­len wir noch Shop­per mit uns her­um­tra­gen, wenn doch jedem heu­te klar sein müss­te, dass der Über­kon­sum schäd­lich für unse­re Welt und Gesell­schaft ist? Man neh­me außer­dem die Worker-Jacke. Was für eine Anma­ßung, dass nun begü­ter­te Sty­ler die­ses ein­fa­che Klei­dungs­stück des einst schwer schuf­ten­den Pro­le­ta­ri­ats zur Schau tra­gen.

Camp David muss end­lich damit auf­hö­ren, die maus­ar­men See­fah­rer aus­zu­beu­ten und darf künf­tig nur noch Slo­gans auf sei­ne Hem­den sti­cken, mit denen es sich bei sei­nen Opfern ent­schul­digt. Älte­re wei­ße Män­ner mit Schnurr­bart, die Hawaii­hem­den tra­gen und im offe­nen Fer­ra­ri her­um­fah­ren, dür­fen nie wie­der im Fern­se­hen gezeigt wer­den. Die nach einem vene­zia­ni­schen Asi­en-Plün­de­rer benann­te Mar­ke Marc O’Polo wird ver­bo­ten.

Nur: Was tra­gen wir dann noch?

Das könnte Sie auch interessieren:

10 Antworten zu “Macht endlich Schluss mit der kulturellen Aneignung!

    1. .… und wie geht es anders­her­um? Afri­ka­ne­rin­nen, die in wei­ßen Spit­zen­klei­dern hei­ra­ten wol­len, der afri­ka­ni­sche Bräu­ti­gam im Sak­ko? Roma­f­rau­en, die ihre Haa­re blon­die­ren?
      Das kolo­nia­len Erbe drückt sich auch hier aus! Sie wol­len den west­li­chen Lebens­stil, sie iden­ti­fi­zie­ren sich damit, wol­len "weiß" sein.
      Ein Fass ohne Boden!
      Oder die Gos­pel, eine Mischung aus euro­päi­scher Kir­chen­mu­sik und afri­ka­ni­schen Musik­ver­ständ­nis.
      Kul­tu­ren befruch­ten sich seit Men­schen­ge­den­ken.… und das ist auch gut so.
      Übri­gens, wuss­ten Sie, daß es auch eine flo­rie­ren­de Skla­ve­rei mit wei­ßen Skla­ver­ei­op­fern über Jahr­hun­der­te gab. Der Schwer­punkt lag in der Mit­tel­meer­re­gi­on und v.a. im ara­bi­schen Raum. Die geschätz­ten Zah­len sind der moder­ne­ren Skla­ve­rei mit v.a. dun­kel­häu­ti­gen Opfern aus Asi­en und Afri­ka ver­glei­chen­bar, teil­wei­se wer­den sie sogar höher geschätzt durch den lan­gen Zeit­raum.
      Unrecht ist und bleibt Unrecht!
      Wo wol­len wir anfan­gen? Bei der römi­schen Inva­si­on, den Kreuz­zü­gen? Dem 30-jäh­ri­gen Krieg, den Kolo­ni­al­krie­gen, dem napo­leo­ni­schen Krieg, dem ers­ten Welt­krieg, oder redu­zie­ren wir uns nur auf den 2.?

      1. Dan­ke für ihre Ant­wort.

        Die Afri­ka­ne­rin­nen ( auch in ande­ren Län­dern ) sind sich ihre Kul­tur ent­raubt wur­den. Sie wur­den gezwun­gen ihre Reli­gi­on, ihren krea­ti­ven Aus­druck und ihren Lebens­stil aus­zu­wech­seln für eine frem­de auf­er­leg­te Spra­che, Rechts­sys­tem, Lebens­wei­se die weit ent­fernt war von ihre wah­re Natur. Sie wur­den als min­der­wer­tig klas­si­fi­ziert. Sie muss­ten ihre Namen ändern und wur­den gezwun­gen zu die­nen. Ihren Wil­len und Wür­de wur­de gebro­chen. Ihre Kul­tur wur­de nicht respek­tiert son­dern als unter­ent­wi­ckelt ange­se­hen. Kul­tur­aus­tausch war nicht mög­lich.
        Die kolo­nia­le Herr­schaft war in man­chen Gebie­te fast 500 Jah­ren aktiv, das hin­ter­lässt Spu­ren.
        Es ist ein Unter­schied ob wir uns inspi­rie­ren und befruch­ten las­sen von eine ande­re Kul­tur oder ob wir die Kul­tur zu unse­re eige­ne Berei­che­rung nüt­zen ohne den Men­schen und den Ursprung zu respek­tie­ren .
        Die Skla­ve­rei ist ein Teil des kolo­nia­les Ver­hal­ten wo wir Men­schen (aus der glei­chen Kul­tur oder ande­re Kul­tu­ren ) genützt haben und aus­ge­beu­tet haben ( auch auf eige­nen Boden) .

        Die Geschich­te ist Geschich­te, wir kön­nen nur dar­aus ler­nen. Uns zu infor­mie­ren ist das aller­wich­tigs­te. Wie­der­gut­ma­chung ist eine von vie­len Mög­lich­kei­ten.
        Wo wir anfan­gen kön­nen? Bei uns selbst, Infor­ma­ti­on, Reflek­ti­on.
        Mit Empa­thie, Weit­sicht und Ver­ständ­nis zu Ein­sicht.

  1. Aus mei­nen Blick ist den Arti­kel zu kurz und nicht tief genug betrach­tet.
    Es geht nicht aus mei­ner Sicht " über was tra­gen wir dann noch ? ".

    Ehr geht es um die Aner­ken­nung der kul­tu­rel­len Aneig­nung , eine Respekt­be­zeu­gung für die Inspi­ra­ti­on die wir nut­zen in unse­rem krea­ti­ven Aus­druck. Einen Aus­gleich anzu­bie­ten für das was wir kopie­ren oder für die Inspi­ra­ti­on die wir über­neh­men, Koope­ra­tio­nen initi­ie­ren zwi­schen die ver­schie­de­nen Kul­tu­ren statt die Krea­ti­on als unse­ren Eige­nen zu ver­kau­fen, den Ursprung der Krea­ti­on zu beleuch­ten und part­ner­schaft­li­che Model­le zu imple­men­tie­ren in die Indus­trie oder eine Form der Leis­tungs­aus­gleich anzu­bie­ten wenn wir Mus­ter, Trach­ten usw von ande­ren Kul­tu­ren über­neh­men.

    Es geht um ein Umden­ken wie wir mit krea­ti­ves und kul­tu­rel­les Besitz umge­hen, das auf­lö­sen kolo­nia­les sys­te­mi­sches Ver­hal­ten ist nun wirk­lich ZEITGEIST. Die Mode­indus­trie könn­te ein Zei­chen set­zen!

    Es ist ein wich­ti­ges The­ma was Auf­merk­sam­keit bedarf, Dis­kus­si­on und Aus­tausch ist immer einen Kata­ly­sa­tor.

  2. Naja- ist wie die zahl­rei­chen Arti­kel auf­ge­brach­ter Feuil­le­to­nis­ten über das Gen­dern.
    Irgend­wie nix neu­es, egal in wel­cher Wort- und Stil­wahl.

    War­um nicht die spre­chen las­sen, die einen zum kri­ti­schen Nach­den­ken brin­gen?

  3. Der Wahn­sinn muss auf­ge­hal­ten wer­den. Die­ter Nuhr zeigt es in sei­ner Sen­dung. Ansons­ten ist das zu emp­feh­len: Die Body-Posi­ti­vi­ty-Bewe­gung hat vor allem die Frau­en im Blick. Weg damit!

  4. Kul­tu­rel­le Aneig­nung.
    War­um las­sen wir uns von einer klei­nen Min­der­heit in unse­rer Gesell­schaft immer wie­der sol­che Vor­ga­ben auf­drü­cken. Klar, mit Unter­stüt­zung vie­ler Medi­en – ganz vor­ne dabei sind die von der Gesamt­ge­sell­schaft finan­zier­ten „öffent­lich Recht­li­chen“ – die sich dank­bar auf sol­che The­men stür­zen und sich zum Vor­rei­ter in der Umset­zung die­ser The­men machen, sieht es so aus als wenn aus der Min­der­heit eine rele­van­te Bewe­gung wird. In Wirk­lich­keit steht die Bevöl­ke­rung mehr­heit­lich gegen die­sen Unsinn. Nur in dem Aus­tausch und in der Über­nah­me kul­tu­rel­ler Ent­wick­lung liegt die Chan­ce für das gegen­sei­ti­ge Ver­ste­hen.

  5. Dann wird auch auf der Wiesn end­lich wie­der erkenn­bar, was wasch­ech­ter Bay­er mit Gams­bart ist, was baye­ri­sche Schön­heit mit Schlei­fen-Hin­weis auf die Ver­füg­bar­keit.
    Kei­ne Ame­ri­ka­ner, Ita­lie­ner, Asia­ten mehr in Dindls und Tracht! Sozu­sa­gen ‚das baye­ri­sche den Bay­ern‘ – und kei­ne Ver­mi­schung der Kul­tu­ren! End­lich Ruhe

    1. Seh ich auch so.Ich hoff es gibt genug Hir­sche um genug Krach­le­der­ne für alle männ­li­che Bay­ern zamm­zu­be­kom­men.
      Ist dann aber ein nach­hal­ti­ges Klei­dungs­stück.
      Hält ein Leben lang und wird nicht gewa­schen.

Was ist Ihre Meinung dazu?

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert