Es ist die Woche der großen Erklärungen:
Karstadt-Chef Stephan Fanderl erklärte der Welt, wie weit man in Essen mit der Sanierung vorangekommen ist. Mit der – im Falle Karstadt stets – gebotenen Vorsicht, versteht sich: "Ich gehe davon aus (!), dass wir über und unter dem Strich unsere geplanten (!) ambitionierten Jahresergebnisse schaffen. Das heißt, dass wir 2014/15 nicht nur die Basis für eine Ergebniswende (!) geschafft haben, sondern bereits wesentlich näher (!) an eine schwarze Null (!) rücken." Kurz gesagt: Uns geht's immer noch schlecht, aber wir haben's im Griff und alles wird gut.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist kein Zufall. Am selben Tag wurde bekannt, dass René Benko nun doch tatsächlich die sagenumwobene "Deutsche Warenhaus AG" angehen möchte. 2,9 Milliarden liegen angeblich auf dem Tisch. Fanderl wirbt im Welt-Interview unverhohlen dafür: "Eine Konsolidierung des Warenhausgeschäfts birgt viele Chancen für Kunden und Mitarbeiter. Auf die sich ändernden Bedürfnisse der Kunden kann viel zielgerechter reagiert werden. Auch könnte ein gemeinsames Unternehmen mehr investieren. Das ist die industrielle Logik dahinter."
Benkos Angebot sei bereits Anfang Mai im Metro-Aufsichtsrat diskutiert worden, heißt es im Handelsblatt. Kurz danach wurde durchgestochen, dass es mit Hudson Bay einen weiteren Kaufhof-Interessenten gebe. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Fanderl macht deswegen schon mal Stimmung gegen die Kanadier: "Man begreift im Ausland nicht, wie schwierig der deutsche Markt ist. (…) Auch Walmart hat erfolglos versucht, über Akquisitionen in den deutschen Markt einzusteigen." René Benko lässt Metro-Chef Olaf Koch schön grüßen.
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"Zu uns kommt auch der Porsche-Fahrer", erklärte Kik-Chef Heinz Speet dem Handelsblatt. In letzter Zeit empfing der Kik-Chef mehrfach Journalisten. Dahinter steht der Versuch, das Bad Boy-Image des Textildiscounters aufzupolieren. Das ist bei der Vorgeschichte freilich nicht so einfach. Wenn Speet nicht zu Unrecht darauf verweist, dass die meisten Kunden nur der Preis interessiert und weniger die Produktionsbedingungen, machen die Medien daraus eine Publikumsbeschimpfung: "So heuchlerisch sind die deutschen Kunden", titelte beispielsweise die Huffington Post reisserisch. Spiegel Online war womöglich sauer, dass Speet zunächst mit dem Handelsblatt gesprochen hat und unterzog das Interview beleidigt einem Faktencheck. Wer nur die Überschrift liest ("So biegt sich der Kik-Chef die Fakten zurecht"), bei dem verfängt der Eindruck: Speet lügt. Der Text fällt dagegen einigermaßen differenziert aus, und die Spiegel-Rechercheure können Speet keine wirklich groben Schnitzer nachweisen.
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Die Gewinnwarnung diese Woche versuchte Esprit-Chef José Manuel Martinez im Gespräch mit der Welt abzumildern. Trotz des dreistelligen Millionenverlustes in 2013/14 stehe man auf einer gesunden finanziellen Basis. Der Turnaround sei in vollem Gange. "Wir wollen Esprit wieder auf Wachstumskurs bringen." So haben Martinez und seine Inditex-Mannschaft insbesondere am Produkt gearbeitet. Was – wie man von Einzelhändlern hört – durchaus wahrgenommen wird. Modernisierte Läden und tolle Werbekampagnen verpuffen, wenn das Produkt nicht stimme, sagt Martinez in bester Krognerscher Manier. "Das ist so, als würden Sie viele Leute zu einer Party einladen, dann aber überhaupt keine Party veranstalten."
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Und schließlich gaben Olivier Rousteing und Ann-Sofie Johansson Style.com ein Interview. Anlass war die im Herbst anstehende Kooperation von Balmain und H&M. Was die einschlägigen Blogs sogleich in Schnappatmung versetzt hat und am 5. November Staus in der Fußgängerzone erwarten lässt. Doch zuallererst bekommt sich der Designer selbst kaum mehr ein. O‑Ton Rousteing: "I’m happy to be part of it (…) it’s always been a dream to do it (…) it’s perfect (…) really real (…) an amazing challenge (…) an amazing team (…) an amazing gesture, giving access to people who dream about the brand (…) with H&M I get the chance to express the diversity I’m always expressing (…) the results are great (…) it’s kind of crazy… was man halt so redet auf dem mentalen red carpet. Gottseidank ist Ann-Sofie Johansson dabei, auch wenn sie kaum zu Wort kommt. Als H&M vor vielen Jahren die Lagerfeld-Kooperation machte, sei dies als einmalige Aktion geplant gewesen, so die H&M‑Kreative. Man sei dann aber sehr überrascht gewesen, welchen Hype dies verursachte. Der ist über die Jahre nicht kleiner geworden. "So lange unsere Kunden die Kooperationen gut finden, werden wir weitermachen, natürlich."
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