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Mr. Zara tritt ab

Aman­cio Orte­ga hat nicht nur einen erfolg­rei­chen Welt­kon­zern auf­ge­baut, son­dern er hat ein Geschäfts­mo­dell per­fek­tio­niert, das das Mode­busi­ness revo­lu­tio­niert hat. Jetzt hat der Indi­tex-Prä­si­dent ange­kün­digt, sein Amt zur Haupt­ver­samm­lung im Juli nie­der­le­gen zu wol­len. Der 74-Jäh­ri­ge schlägt sei­nen Stell­ver­tre­ter Pablo Isla als Nach­fol­ger vor. Den CEO-Job soll der 46jährige behal­ten. Orte­ga-Toch­ter Mar­ta, wie­wohl bereits im Unter­neh­men aktiv, ist mit 26 noch zu jung.

 

 Der Rück­zug des Indi­tex-Grün­ders mar­kiert eine Zäsur für den Mode­kon­zern. Orte­ga hat­te sich 1963 als 26jähriger im gali­zi­schen La Coru­na als Pro­du­zent von Wäsche und Kit­tel­schür­zen selbst­stän­dig gemacht. Zwölf Jah­re spä­ter eröff­ne­te er sei­nen ers­ten Laden im Zen­trum der 250.000 Ein­woh­ner-Stadt; das war die eigent­li­che Geburts­stun­de von Zara. Zara ver­kauf­te anfangs Wäsche, stell­te dann auf Damen­mo­de um, spä­ter kamen Män­ner­mo­de und Kin­der­be­klei­dung hin­zu. Anfang der 80er Jah­re filia­li­sier­te das Unter­neh­men in ganz Spa­ni­en, 1988 fiel der Start­schuß für die inter­na­tio­na­le Expan­si­on. Der ers­te Aus­lands­markt war das benach­bar­te Por­tu­gal. Orte­ga trieb die Inter­na­tio­na­li­sie­rung mit enor­mer Aggres­si­vi­tät vor­an. Heu­te ist das Unter­neh­men in 77 Län­dern mit Filia­len ver­tre­ten.

 

 Par­al­lel dazu setz­te Indi­tex seit Anfang der 90er Jah­re auf neue Ver­triebs­schie­nen: 1991 über­nahm das Unter­neh­men die Mehr­heit an der Gru­po Mas­si­mo Dut­ti S.A., einem Anbie­ter von höher­wer­ti­ger Män­ner-und Damen­mo­de. Eben­falls in das Jahr 1991 fiel die Grün­dung einer wei­te­ren Fili­al­ket­te: Pull & Bear mit preis­wer­ter, jun­ger Män­ner­mo­de. 1998 kam Bersh­ka dazu, ein exzel­len­tes Young-Fashion-Kon­zept, das dem­nächst auch in Deutsch­land star­ten soll. 1999 über­nahm Indi­tex die Mode­ket­te Stra­di­va­ri­us. Mit Oysho und Uter­qüe launch­te man erfolg­rei­che Wäsche- und Acces­soires-For­ma­te. Die Spa­ni­er haben zudem über 260 Zara Home-Geschäf­te auf­ge­macht. Aus dem klei­nen Wäsche- Geschäft in La Coru­na ist in 35 Jah­ren ein welt­weit agie­ren­der Kon­zern mit über 92.000 Beschäf­tig­ten (2009) gewor­den. In Rom hat am 9. Dezem­ber die 5000. Filia­le eröff­net. Über 400 Läden kamen allein im ver­gan­ge­nen Jahr hin­zu. Im letz­ten Geschäfts­jahr lag der Umsatz bei über 11 Mrd. Euro, in die­sem Jahr dürf­ten es mehr als 12,5 Mrd. Euro wer­den, die Umsatz­ren­di­te ist stets zwei­stel­lig.
 
Aman­cio Orte­ga gilt als reichs­ter Spa­ni­er. For­bes taxiert sein Ver­mö­gen auf 25 Mrd. Euro. Unter den Mode­un­ter­neh­mern ist nur noch Ber­nard Arnault (LVMH) rei­cher als er.
Für die Öffent­lich­keit ist Orte­ga ein gro­ßer Unbe­kann­ter geblie­ben. Er gibt nie­mals Inter­views oder Pres­se­kon­fe­ren­zen, lan­ge Zeit gab es nicht ein­mal ein Foto von ihm. Im Unter­neh­men ist der Grün­der dage­gen bis heu­te sehr prä­sent. Er küm­mert sich selbst um Details wie die Schau­fens­ter­de­ko­ra­ti­on. Die für Zara frei­lich alles ande­re als ein Detail sind, son­dern das wich­tigs­te weil nahe­zu ein­zi­ge Wer­be­mit­tel.

 

 Als ich vor über zehn Jah­ren La Coru­na besuch­te, führ­te man mich durch alle Berei­che von Pro­dukt­ma­nage­ment, Ver­wal­tung und Logis­tik. Nur die Schau­fens­ter-Ent­wick­lung durf­te ich nicht sehen. Weil hier die modi­schen The­men und Styl­es aus­ge­stellt sind, auf die Zara in der kom­men­den Sai­son setzt. Betriebs­ge­heim­nis. So wie die For­schungs­ab­tei­lung in einem Auto­kon­zern.
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