Für das Foto hat er deshalb – ganz Medienprofi – schnell eine Fliege angelegt. Pardon: eine Schleife (Fliegen sind die kleinen Viecher, die durch die Luft surren, der echte Herr bindet eine Schleife). Wie auch immer – Scheper-Stuke musste nur zugreifen. In dem kürzlich eröffneten Laden in den Hackeschen Höfen gibt es das komplette Programm aus dem Hause Edsor: Krawatten, Schals, Manschettenknöpfe etc. Und eben Schleifen. Die trägt Jan-Henrik Maria Scheper-Stuke bevorzugt, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund, verrät er. Denn das erregt mehr Aufsehen als ein klassischer Binder. Und darauf kommt es dem 30jährigen Unternehmer an.
Seine Mission ist es, so platt das klingt, die über 100 Jahre alte Marke Edsor wieder ins Gespräch zu bringen. Das Unternehmen war bis 1918 Haus- und Hoflieferant des Kaisers. Nach dem Krieg übernahm der Hamburger Kaufmann Wilhelm Stelly die Krawattenmanufaktur. Sein Sohn Günther Stelly ist der Patenonkel von Jan-Henrik Scheper Stuke. Der stieg 2009 in das Berliner Unternehmen ein, das er heute als Mehrheitsgesellschafter führt. Er ist vor allem das Gesicht der Marke. Und die moderne Verkörperung eines Dandys, der direkt aus den 20er Jahren, der glorreichen Zeit der Berliner Konfektion, entsprungen zu sein scheint. In diesem Auftritt steckt natürlich Kalkül. Und auch wieder nicht. Denn obwohl er eine Kultur hochhält, die heute nicht mehr mehrheitsfähig ist, wirkt Scheper-Stuke nicht verkleidet. Er ist, wie er ist. Und wie er schon immer war.
Schon auf alten Schulfotos steche er optisch heraus, erzählt er. "Im Internat nannten sie mich Etro." Bevor er 2006 nach Berlin kam, war er in der Landes- und Bundespolitik aktiv, zuletzt als Pressesprecher der Jungen Union. Da hat sich sein PR-Talent schon gezeigt. In Berlin hat er es zur Perfektion getrieben. In der Hauptstadt, wo sich Politik und Medien mit Künstlern und Szene-Volk mischen, lechzt man nach solchen echten Typen. Wenn sie auch noch etwas zu erzählen haben, umso besser. Wahrscheinlich gehört Scheper-Stuke zu den Modeleuten mit der größten Medienpräsenz. Um einen Eindruck zu bekommen, empfehle ich einen Blick in den YouTube-Kanal von Edsor. Tolle Fotos von der Edsor-Manufaktur in Kreuzberg gibt es bei Freunde von Freunden.
Der Exzentriker genießt diese Rolle. Aber das ist für ihn kein Selbstzweck. Er will seine Firma voranbringen. "Ich will nicht als der Krawattenkasper aus Berlin wahrgenommen werden." Deshalb lehnt er nicht wenige TV-Angebote ab. Obwohl die gut bezahlt werden. Zum offiziellen Opening des Edsor-Stores am 27. September kommt übrigens der Wirtschaftsminister. Philipp Rösler und JHSS kennen sich noch aus dessen Politikerzeit. Natürlich trägt der FDP-Mann Edsor.