Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise musste man befürchten, dass in den Läden die Lichter ausgehen. Jetzt ist es soweit. Aber nicht so wie die Phrase gemeinhin meint. Lediglich die Schaufensterbeleuchtung muss abgestellt werden, von 22 bis 16 Uhr, und Ladentüren dürfen nicht dauerhaft offen gehalten werden. Soweit die für den Einzelhandel relevanten Bestimmungen der „Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung“, die die Regierung zum 1. September verabschiedet hat. Buchstaben zu sparen scheint von der Bürokratie selbst in einer Notlage zu viel verlangt.
Doch Scherz beiseite: Der Einzelhandel wird gegen die Regelungen grundsätzlich nichts einzuwenden haben. Helfen sie doch, nicht nur Energie, sondern auch Kosten zu sparen. Verantwortungsvolle Kaufleute werden das seit jeher getan haben. Für die meisten Händler dürften die neuen Regelungen daher nicht von Belang sein, sondern eher als Aktionismus empfunden werden. Gönnen wir Robert Habeck den Erfolg.
Angesichts der Energiepreisexplosion sind freilich auch diejenigen nicht vor Kostenerhöhungen gefeit, die bislang schon auf ihren Verbrauch geachtet haben. Zwar macht der Posten im Handel nur ein oder zwei Prozent aus. Gleichwohl können rasant steigende Gas- und Strompreise die schmale Rendite vieler Einzelhandelsbetriebe zunichtemachen. Dass es den Lebensmittelhandel mit seinen Kühltheken und erst recht die energieintensiv produzierende Industrie ungleich heftiger trifft, ist da kein Trost. Das wird die EKs weiter treiben. Man tut als Ladenbetreiber gut daran, alle Energiesparmaßnahmen umzusetzen, die kurzfristig machbar sind. Ein bisschen weniger heizen tut dem Abverkauf von Winterware womöglich gut. Dass es jetzt in vielen Innenstädten dunkler wird, ist jedenfalls zu verschmerzen. Jetzt müssen die Konsumenten nur noch die Monitore beim Onlineshopping runterdimmen…
Denn hier liegt das eigentliche Problem der Energiepreisexplosion: Die Haushalte werden weniger Geld für Konsum haben. Am Ende könnte der Energiekostenanteil allein schon deshalb steigen, weil der Umsatz sinkt.