Passiert large

Paris, Cottbus

Img
Jür­gen Mül­ler

Es ist der Juni der Super­stars. Erst feg­te Bey­on­cé durch die Kon­zerta­re­nen von Köln, Ham­burg und Frank­furt. Dann lern­te T.C. Boyle Deutsch­land als Bahn­kun­de ken­nen. Und schließ­lich kam sogar Anna Win­tour.

Bei 'Fashion For­ward' in Mün­chen ging es auf Ein­la­dung der Vogue um die Zukunft der deut­schen Mode. Wir dach­ten eigent­lich, dass die­se Zukunft in zwei Wochen in Ber­lin ver­han­delt wird? Aber wahr­schein­lich hat­te Anna Win­tour da kei­ne Zeit, und Zukunft, nicht wahr, kann man ja gar nicht genug haben. In Mün­chen waren jeden­falls schon mal alle da. Bis auf die Future Retail­er, die muss­ten zur K5.

Phar­rell Wil­liams ist indes bloß bis Paris gekom­men. Mit ihm reis­ten etli­che A‑Celebrities an, von Kim Kar­da­shi­an bis Jay Z. Bei der Show am Pont Neuf ging es, wenn nicht um die Zukunft der Mode, aber doch um die von Lou­is Vuit­ton. Die meis­ten Beob­ach­ter zeig­ten sich anschlie­ßend von Phar­rells Ent­wür­fen ent­täuscht. Als gin­ge es bei so einem Spek­ta­kel um die Mode…

Das wie­der­um sagt schon auch etwas über die zukünf­ti­ge Ent­wick­lung der Bran­che aus, wo das Pro­dukt die Mar­ke und die Mar­ke ein pop­kul­tu­rell oder mit ande­ren Bezü­gen auf­ge­la­de­nes Kon­strukt ist. So einen Gigan­tis­mus wie Lou­is Vuit­ton kön­nen sich frei­lich nur Rie­sen­kon­zer­ne leis­ten. Und das müs­sen sie auch, wenn sie wei­ter wach­sen wol­len. Mal ganz abge­se­hen davon kann man sich natür­lich fra­gen, ob eine Mar­ke, die heu­te bereits Kon­sum­pro­duk­te für 20 Mil­li­ar­den unters Volk bringt, noch als Luxus­mar­ke bezeich­net wer­den kann. Oder ob sie sich nicht ein­fach nur beson­ders gut dar­auf ver­steht, Kre­thi und Ple­thi viel Geld für ein Logo aus der Tasche zu zie­hen.

Nach­dem er es in Paris ordent­lich kra­chen ließ, ist Ber­nard Arnault nach Chi­na auf­ge­bro­chen. Dass ist er dort gelan­det ist, war BoF immer­hin eine Schlag­zei­le wert. In Chi­na soll übri­gens auch noch ein Sack Reis umge­fal­len sein, lie­be Kol­le­gen.

Wäh­rend die einen die Mode – oder das, was sie dafür hal­ten – fei­ern, sieht die Rea­li­tät in deut­schen Fuß­gän­ger­zo­nen etwas anders aus. Am Mon­tag gab Ger­ry Weber das Aus für 122 Läden bekannt. Und Gale­ria hat die ers­te Schlie­ßungs­wel­le abge­schlos­sen. Es sind vor­erst ein paar Häu­ser weni­ger gewor­den als geplant. Offen­bar haben eini­ge Ver­mie­ter beim chi­cken game als Ers­te die Ner­ven ver­lo­ren.

Ob die Händler in Celle und Cottbus nach dem Warenhaus-Aus mit einer signifikanten Steigerung ihrer Flächenproduktivität rechnen dürfen?

Inter­es­sant ist in die­sem Zusam­men­hang die Mel­dung der Immo­bi­li­en­zei­tung, nach der an man­chen Stand­or­ten mit dem Waren­haus ein Gut­teil der inner­städ­ti­schen Ver­kaufs­flä­che still­ge­legt wird. An der Spit­ze Cel­le mit 31 Pro­zent, gefolgt vom Cott­bus mit 26 Pro­zent. Ob die ver­blei­ben­den Händ­ler dort jetzt mit einer signi­fi­kan­ten Stei­ge­rung ihrer Flä­chen­pro­duk­ti­vi­tät rech­nen dür­fen?

Dazu sind längst viel zu vie­le Qua­drat­me­ter im Inter­net dazu gekom­men. Und auch dort geht es mit der Pro­duk­ti­vi­tät in letz­ter Zeit nicht eben auf­wärts bzw. ent­spre­chend mit den Kur­sen abwärts. Zalan­do ver­lor allein an die­sem Mitt­woch über 6 Pro­zent. „Die Aggre­ga­to­ren im Mode­han­del sind auch nur moder­ne Kauf­häu­ser, und Kauf­häu­ser sind tot", zitiert Der Aktio­när aus die­sem Anlass Bern­stein-Ana­lyst Wil­liam Woods. Die Ver­brau­cher hät­ten Bin­dun­gen zu den Mar­ken, nicht zu den Markt­plät­zen. Und die gro­ßen Brands hät­ten im Online­han­del auf­ge­holt – zum Nach­teil der Prei­se auf den Platt­for­men.

Mög­li­cher­wei­se ist der Kurs aber auch wegen Zalan­dos Kla­ge gegen die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on abge­sackt. Die Ber­li­ner weh­ren sich gegen eine stär­ke­re Regu­lie­rung im Rah­men des Digi­tal Ser­vices Act, der Ver­brau­cher vor Fake News und Hass­re­den schüt­zen soll. Die haben wir in den Pro­dukt­be­schrei­bun­gen tat­säch­lich noch nicht gefun­den. Aus­nahms­wei­se will Zalan­do mal nicht als ‚Very Lar­ge Online Platt­form‘ wahr­ge­nom­men wer­den.