Passiert large

Källenius bei Cucinelli. Rath über Jogginghosen. Freier im Spiegel. Galeria vorerst gerettet. Göbel vor Gericht. Deichmann mit Rekordergebnissen. Zalando in Mailand.

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Jür­gen Mül­ler

Don­ners­tag, 23. März. Mer­ce­des-Chef Ola Käl­le­ni­us holt sich Rat bei Bru­nel­lo Cuci­n­el­li. Das Mana­ger-Maga­zin ver­mit­telt den Ein­druck, dabei gewe­sen zu sein. Jeden­falls berich­ten die Autoren in der aktu­el­len Aus­ga­be von einem Tref­fen in Solo­meo.

Was kann der Auto­rie­se vom Kasch­mir­kö­nig ler­nen? Zum Bei­spiel wie wert­voll eine kon­se­quen­te Luxus-Posi­tio­nie­rung ein Unter­neh­men machen kann. Wür­de Mer­ce­des an der Bör­se genau­so bewer­tet wie Cuci­n­el­li, heißt es in dem Bei­trag, wäre der Auto­bau­er 920 Mil­li­ar­den Euro wert – fast dop­pelt so viel wie Tes­la und neun­mal soviel wie der­zeit.

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Frei­tag, 24. März. Die Sekun­dar­schu­le in Wer­mels­kir­chen will Jog­ging­ho­sen im Unter­richt ver­bie­ten. Für die Vor­be­rei­tung auf das Berufs­le­ben sei eine Abkehr von der Jog­ging­ho­se wich­tig. Eine tol­le Vor­la­ge für Tho­mas Rath, der von dpa nach einem Kom­men­tar gefragt wur­de, und damit in zig Zei­tun­gen rauf und run­ter zitiert wird. „Die Jah­re des Mode­dik­tats sind, Gott sei Dank, vor­bei und wir kön­nen uns indi­vi­du­ell klei­den. Es gibt wun­der­ba­re gepfleg­te Alter­na­ti­ven, die auf der Couch als auch auf der Stra­ße bequem sind und gut aus­se­hen.“

Posi­tio­niert sich da einer als Lager­feld-Ant­ago­nist? Des­sen berühm­tes­tes Zitat fehlt in kei­nem Bericht über die Jog­ging­ho­se. Kön­nen die Jour­na­lis­ten das nicht lang­sam mal las­sen?

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Sams­tag, 25. März. S.Oliver-Gründer Bernd Frei­er im aktu­el­len Spie­gel! Mit Foto! Zum The­ma Älter­wer­den, aus­ge­rech­net! “Ich glau­be, die jun­gen Leu­te in mei­ner Fir­ma hal­ten mich für ver­rückt, weil ich so viel arbei­te. Ich wache um 4 Uhr auf, schrei­be E‑Mails und tele­fo­nie­re mit mei­nen Mana­gern in Asi­en, bei denen dann schon Mit­tag ist. Um 7 Uhr gehe ich aufs Lauf­band oder stem­me Gewich­te. Mein Gehirn ist per­ma­nent unter Strom, ich rede von früh bis spät und hal­te in Sit­zun­gen durch, wenn vie­le schon ein­ge­schla­fen sind. Die jun­ge Gene­ra­ti­on ist anders, die wol­len mehr Frei­zeit. Wenn ich frei­tag­nach­mit­tags über den Park­platz gehe, steht da kein Auto mehr. Und ab 17 Uhr soll man kei­ne dienst­li­chen SMS mehr ver­schi­cken – wie willst du damit eine Schlacht gewin­nen?”

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Mon­tag, 27. März. Die Gale­ria-Gläu­bi­ger stim­men dem Insol­venz­plan zu. Ins­ge­samt eine Mil­li­ar­de For­de­run­gen sind futsch, 47 der 129 Stand­or­te wer­den dicht­ge­macht, der Rest soll moder­ni­siert und mit neu­em Kon­zept wei­ter­be­trie­ben wer­den. “Der Sanie­rungs­plan und damit das Kon­zept vom Waren­haus der Zukunft geben Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof bes­te Chan­cen für eine Rück­kehr in die Erfolgs­spur”, erklärt der Gene­ral­be­voll­mäch­tig­te Arndt Gei­witz.

Wel­che Erfolgs­spur? Fokus zitiert ein Mit­glied des Auf­sichts­rat, dass dies die letz­te Patro­ne von Gale­ria sei. Noch­mal wird eine Ret­tung durch den Staat dem Steu­er­zah­ler nicht mehr zu ver­mit­teln sein.

René Ben­ko will sich angeb­lich mit 200 Mil­lio­nen Euro an der Sanie­rung betei­li­gen. Dass in der­sel­ben Woche, wo die Gläu­bi­ger auf 90 Pro­zent ihre For­de­run­gen ver­zich­ten muss­ten, in Düs­sel­dorf der Spa­ten­stich für die vie­le Mil­lio­nen teu­re Erwei­te­rung des Carsch-Hau­ses fiel, war den­noch unglück­li­ches Timing.

Wenig glück­lich dürf­te zudem Fried­rich-Wil­helm Göbel gewe­sen sein, dass ihn BILD-Repor­ter eben­falls die­se Woche beim Ver­las­sen des Hage­ner Amts­ge­richts abpass­te, wo der Aache­ner-Inha­ber der Zei­tung zufol­ge einen Offen­ba­rungs­eid leis­ten muss­te. “Muss der Kar­stadt-Ret­ter in den Knast?” so die reis­se­ri­sche Head­line. „Die­se Sachen betref­fen nur mei­ne Ver­gan­gen­heit“, so Göbel gegen­über den Repor­tern. Sei­ner Ver­hand­lungs­po­si­ti­on im Poker um Gale­ria-Stand­or­te dürf­te die Bericht­erstat­tung nicht eben zuträg­lich sein.

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Diens­tag, 28. März. Was ist nur im Schuh­han­del los? Mit Reno und Schuh­kay schlüp­fen die­se Woche zwei wei­te­re Filia­lis­ten unter den Schutz­schirm. Ver­sam­melt sich dort womög­lich der gesam­te Markt? Der gan­ze Markt? Nein. Ein Unter­neh­men in Essen hört nicht auf, der Kri­se Wider­stand zu leis­ten: Deich­mann mel­det Rekord­ergeb­nis­se für 2022. Über 8 Mil­li­ar­den Umsatz, ein Plus von 15% gegen­über 2021 und 23% über dem Vor-Coro­na-Jahr 2019. Klar, man ist auch durch Über­nah­men gewach­sen. So über­nahm Deich­mann-Toch­ter Snipes in den USA meh­re­re Fili­al­ket­ten. Aber auch in Deutsch­land ist Deich­mann flä­chen­be­rei­nigt um 9% gewach­sen. Offen­bar ist mit dem rich­ti­gen Kon­zept immer noch gutes Geschäft zu machen.

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Mitt­woch, 29. März. Bis­lang war Zalan­do stets bemüht, in der Bran­che als guter Part­ner dazu­ste­hen – in Abgren­zung zum bösen, rück­sichts­lo­sen Erobe­rer Ama­zon. Am Ende müs­sen sich bei­de Unter­neh­men an der Bör­se bewer­ten las­sen. Wäh­rend Zalan­do in Deutsch­land nun also Part­ner aus­lis­tet und bei Con­nec­ted Retail die Dau­men­schrau­ben aus­ge­packt hat, wirbt David Schnei­der bei einer Prä­sen­ta­ti­on in Mai­land um die Gunst der ita­lie­ni­schen Luxus­mar­ken. Ob die sich von einer Luxus­flä­che im Online­shop über­zeu­gen las­sen? “Wie der Luxus-Flo­or in einem Depart­ment Store”, so der Zalan­do-Grün­der.

Depart­ment Stores wie Breu­nin­ger und Engel­horn kön­nen ein Lied davon sin­gen, wie­viel Zeit und Mühe es bedurf­te, die Top Brands in ihre Häu­ser zu bewe­gen. Und mit Mythe­re­sa, Net-a-Por­ter oder Far­fetch gibt es online glaub­wür­di­ge­re Alter­na­ti­ven. Schlau­er wäre es mög­li­cher­wei­se, High­sno­bie­ty ent­spre­chend aus­zu­bau­en. Oder eine ande­re eta­blier­te Topf­a­shion-Web­adres­se zu kau­fen. Über kurz oder lang wer­den die Top Brands das Onlin­ege­schäft ohne­hin in die eige­ne Hand neh­men und auf Who­le­sa­le-Part­ner ver­zich­ten. Von Kura­tie­rung durch einen Han­dels­part­ner hal­ten sie gleich gar nichts.