Passiert large

Black Autumn

XGäbe es den heutigen Black Friday nicht, man müsste ihn erfinden. Liefert der Termin doch einen weiteren „offiziellen“ Anlass für mehr oder weniger kreative Preisaktionen. Die tun in dieser Herbstsaison besonders Not. Nach dem schwarzen September sind die Läger vielerorts übervoll und die Kassen leer. Die Pleiten von Promod und Madonna über Wöhrl und SinnLeffers bis zu Strauss Innovation und Kiki haben sich nicht von ungefähr in den vergangenen drei Monaten gehäuft. So wurde die Saison von nicht wenigen Einzelhändlern mit Sale eröffnet. Black Autumn sozusagen.

Das Ganze steht im krassen Gegensatz zur hervorragenden Konsumkonjunktur hierzulande. „Der Handel fühlt sich gut“, so ein zufriedener HDE-Präsident Sanktjohanser vergangene Woche in Berlin. Die Textilhändler unter den Besuchern des Deutschen Handelskongresses werden ihren Ohren kaum geglaubt haben. Fakt ist, dass der Konsum nach zehn Jahren Aufschwung, Rekordbeschäftigung und Niedrigzinsen sich zur Stütze der Konjunktur entwickelt hat. Die meisten Modeanbieter haben augenscheinlich nicht viel davon. Die Preisaktionen im Textileinzelhandel – das steht hier nicht zum ersten Mal – sind der Modemüdigkeit der Menschen geschuldet und speziell im September natürlich dem späten Sommer. Vor allem aber sind sie eine Folge der durch neue Flächen und Online-Anbieter befeuerten Konkurrenz und damit Symptom eines brutalen Verdrängungswettbewerbes. Von den Überkapazitäten profitieren die Resteverwerter. Es ist ebenfalls kein Zufall, dass FOC-Projekte boomen, TK Maxx und demnächst Saks Off Fifth rapide expandieren und Shopping Clubs wie Best Secret/Schustermann & Borenstein Rekordpreise beim Verkauf erzielen. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie die Verwerfungen in der Branche ausfallen, wenn das Konsumklima sich mal verschlechtert. Das wird ja irgendwann passieren.

Doch jetzt hoffen alle erstmal auf den Jahres-Endspurt, das Weihnachtsgeschäft. Der November läuft bislang für viele Händler ganz ordentlich. Der Dezember hat zwei Verkaufstage mehr, schon allein deswegen besteht Hoffnung auf einen positiven Ausgang. Ob das die Jahresumsatzbilanz noch rettet?

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