Karstadt und Kaufhof tragen ihre alte Rivalität auf einem neuen Feld aus. Die Einladungen zur deutschen Saks Off Fifth-Premiere am 7. Juni in Düsseldorf waren kaum verschickt, da sprach Karstadt-Chef Stephan Fanderl auf dem Lieferantentag diese Woche über seine eigenen Offprice-Pläne. Was die Kölner prompt nachlegen und fünf weitere Neueröffnungen ankündigen ließ, allesamt Stand alones, im Unterschied zu den Essenern, die ihre bestehenden Flächen nutzen möchten.
Ist es eine gute Idee, Outlet-Flächen in Warenhäusern zu eröffnen? Ja und Nein.
Ja, weil die Schnäppchenangebote zweifellos für Frequenz sorgen, von der auch die anderen Abteilungen profitieren werden. In vielen Häusern kann Karstadt Flächen aktivieren. Ein Roll-out ist schneller möglich. Nicht zuletzt sind betriebswirtschaftlich interessante Synergien und finanzwirtschaftlich spannende Gestaltungsmöglichkeiten vorstellbar, wenn – wozu bislang nichts bekannt wurde – die Karstadt-Clearingflächen künftig von der Konzern-Schwester Dress for less bewirtschaftet und zugleich ins Internet erweitert werden sollten.
Nein, weil die Präsenz auf Karstadt-Flächen für viele höherwertige Marken nicht in Frage kommt. Sie werden Distanz halten. Und die bestehenden Karstadt-Lieferanten wird es womöglich nicht freuen, wenn ihre Marken im selbst bezahlten Shop im 1. OG zu Fullprice angeboten und gleichzeitig auf den Rundständern im 2. OG verramscht werden. Das könnte komplizierte Gespräche geben.
Der Zugang zu den Marken ist für das Offprice Business aber erfolgsentscheidend. No Names kauft da keiner. Deswegen werden Brands wie Desigual oder Vero Moda in der Werbung dann auch schon mal zur “Designermode” hochgejazzt. Geschenkt. Der Erfolg von stationären FOCs wie Online Shopping Clubs hängt auch damit zusammen, dass Lieferanten darauf vertrauen können, dass ihre Ware in einem separaten, das reguläre Geschäft und das Markenimage möglichst nicht tangierenden Kanal vertrieben wird. Auch TK Maxx schafft es, dank seiner vielen Filialen und der auf extrem hohe Lagerdrehung ausgerichteten Logistik, große Posten von Markenware schnell und vergleichsweise anonym abzuschleusen. (Dass die meisten Marken das Outlet Business längst zu einem florierenden und professionell gemanagten Geschäft ausgebaut haben und ihr teuer aufgebautes Image unter dem Deckmantel des Fabrikverkaufs für einen schnellen Euro nutzen, ist freilich eine andere Geschichte.)
Fanderls Ankündigung ist aber natürlich nicht bloß eine Replik auf Kaufhof und Saks Off Fifth. Sondern die Offprice-Pläne folgen einer übergeordneten Strategie. Fanderl sieht das Warenhaus laut TW als „einzigen physischen Marktplatz in der Stadt“ und will das Geschäftsmodell darauf ausrichten. „Wir sind dabei, die Spielregeln des Warenhausgeschäfts nachhaltig zu verändern“, sekundiert Einkaufschef Jörg Peter Schmiddem.
Ist das wirklich so neu? Früher hat Karstadt Mieter gesucht oder seine Lieferanten in Depotverträge oder Concessions gezwungen, heute nennt man das Ganze Marktplatz-Strategie. Das Ziel ist das gleiche: Die Anziehungskraft der Häuser zu erhöhen, indem man kompetentere Spezialisten auf seine Flächen holt und gleichzeitig Warenrisiko und Headcount und damit Kosten zu reduzieren und das working capital zu minimieren. Neu ist die Schnittstelle zum Internet. Eine Resterampe wie Dress for less und ein Wirtschaftswunderformat wie das Warenhaus machen zusammen freilich noch keinen Amazon. Aber das spielt für die positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit weniger eine Rolle.
Wie es Stephan Fanderl gelungen ist, Karstadt in dieser öffentlichen Wahrnehmung wie Phoenix aus der Asche wiederauferstehen zu lassen, verdient allen Respekt. Geschickt verknüpft er das Warenhaus mit den Feldern, die gemeinhin als Wachstumstreiber im Einzelhandel gelten. Statt mit dem Attribut „krisengeschüttelt“ verbindet man Karstadt jetzt mit Vokabeln wie Onlinehandel, Plattformstrategie, Omnichannel und Offprice. Nachdem der Traum von der Deutschen Warenhaus AG geplatzt ist, wird Rene Benkos Plan B sichtbar.
Und sonst?
…hat Céline gewonnen. Und Wolfgang. Und Breuninger. Nachdem die Mädchen gestern seine “Looks” getragen haben, stellt Joop heute Mittag die neue Linie exklusiv bei Breuninger vor. Perfektes Timing.
…haben Samwers Kasse gemacht und Zalando-Anteile verkauft. Das hat ihnen 375 Millionen eingebracht. Die Aktie notiert auf dem historischen Höchststand und hat allein diese Woche um 6% zugelegt.
…dürfen sich Tim Keding und Henry Bökemeier über eine Finanzspritze von Wendelin Wiedeking freuen. Der investiert ein paar seiner Porsche-Millionen in ihren Onlineshop Shoepassion. Wiedeking war allerdings schon vorher Gesellschafter, nachdem das Start-up mit dem Schuhhersteller Heinrich Dinkelacker fusioniert hat, an dem er ebenfalls beteiligt ist.