„Wir“ sind raus. Verlierer sind diese Woche nicht nur die DFB-Auswahl und der ewige Jogi, sondern auch Adidas. Jedenfalls, wenn man es sportlich betrachtet. Puma ist mit vier Mannschaften in die EM gestartet, von denen mit Italien, der Schweiz und Tschechien immerhin drei im Viertelfinale stehen. Adidas hat dagegen lediglich noch zwei von sieben Teams auf dem Platz.
Kann das Zufall sein? Schließlich hat Puma mit Björn Gulden einen Ex-Fußballprofi an der Spitze, während Kasper Rorsted bei IT-Unternehmen und einem Waschmittel-Konzern die Karriereleiter hochgeklettert ist. Und das Material hat halt zuletzt 1954 eine Rolle gespielt, als Adidas-Stollen beim Wunder von Bern den Unterschied machten. Der Adidas-CEO kann sich damit trösten, dass Nike-Teams wie Frankreich, Portugal, Kroatien und die Niederlande ebenfalls ausgeschieden sind. Mit Hummel (Dänemark) und Joma (Ukraine) sind zudem gleich zwei Außenseiter-Ausrüster weitergekommen. Die Unberechenbarkeit ist das Schöne an diesem Spiel, oder – um es mit Giovanni Trappatoni zu sagen: „Fußball ist Ding, Dang, Dong. Es gibt nicht nur Ding.“
Wirtschaftlich gesehen war diese Woche für Adidas dagegen ein voller Erfolg. Der Kurs kletterte seit Beendigung der Vorrunde um fast 10 Prozent auf ein zwischenzeitliches Allzeit-Hoch am gestrigen Donnerstag. Das hat indes weniger mit dem Turnierverlauf zu tun als mit dem angekündigten, bis zu 550 Millionen Euro schweren Aktien-Rückkaufprogramm. Inklusive der bereits im Mai ausgeschütteten 585 Millionen-Dividende werden die Herzogenauracher in diesem Jahr damit voraussichtlich insgesamt mehr als eine Milliarde Euro an die Aktionäre ausschütten. Ein starkes Signal, dass man die Corona-Krise hinter sich gelassen hat.
Und was Turniergewinner Puma angeht, kann sich Adidas immer noch an Berti Vogts halten: „Ich glaube, dass der Tabellenerste jederzeit den Spitzenreiter schlagen kann.“
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Und sonst?
… melden der Guardian wie die Süddeutsche Zeitung, dass die Männer-Shorts immer shorter werden: „Dieser Sommer wird sexy“, so die verzückte Feststellung. Unserer Beobachtung nach baut sich der gegenläufige Trend bereits auf. Bei der EM zogen viele Spieler ihre Schienbeinschoner bis unter die Hosen. Nix mit Blick auf stramme Oberschenkel. Und in der Coaching-Zone trug man Maßanzug. Selbst der kleine Prince George hat sich beim Deutschland-Spiel eine Krawatte umgebunden.
… kündigt Guram Gvasalia nach dem Abgang seines Bruders und Vetements-Masterminds Demna Gvasalia jetzt den Launch eines neuen Labels an: "Eine Marke, die nicht existiert, aber schon vermisst wird. Eine Marke von morgen, die auf dem Gestern, auf dem Heute basiert." Da sind wir jetzt aber gespannt. Am 22. Juli fällt der Vorhang.
… ziert Jill Biden das Cover der US-Vogue. Das Magazin setzt damit eine Tradition fort, die mit Hillary Clinton begann und in drei Michelle Obama-Covers gipfelte. Nur Melania Trump wartete vergeblich auf den Anruf von Conde Nast. Es geht in der Vogue schließlich um Stil.
… hat die Nasa mit Procter & Gamble eine Vereinbarung zur Entwicklung eines Weltraumwaschmittels getroffen. Das soll ab 2022 auf der ISS getestet werden. Bislang werden getragene Klamotten mit dem Müll entsorgt. Aber erst dann, wenn der Gestank nicht mehr auszuhalten ist. Und wir dachten, Strahlung und Schwerelosigkeit seien die größten Herausforderungen bei Weltraumaufenthalten.
… startet kommende Woche die Frankfurt Fashion Week, aus aktuellem Anlass derzeit leider noch überwiegend digital. Was die Macher nicht davon abgehalten hat, ein pralles Programm auf die Beine zu stellen. Alle Infos dazu gibt es hier. Parallel läuft die Digital Fashion Week, eine Veranstaltung, die ihre "Stände" seit jeher im Web aufbaut, und zwar hier.