Gundel

Sind Frauen die besseren Manager, Gundel Ekeldoort?

Die weltberühmte Trendforscherin und Frauenrechtlerin über Gleichberechtigung, Diversity und Frauen in Führungspositionen. Ein Streitgespräch zum heutigen Weltfrauentag.

Gun­del Ekel­doort, am heu­ti­gen 8. März fei­ern wir den Welt­frau­en­tag.…

Ich bin noch ganz geschafft vom 6. Febru­ar!

Wie­so das? Was war denn da?

Da haben wir wie jedes Jahr den 'Lame Duck Day' gefei­ert. Lol.

Jetzt mal im Ernst.

Ich freue mich erst­mal, dass heu­te arbeits­frei ist. Der Welt­frau­en­tag ist ja ein gesetz­li­cher Fei­er­tag. Jeden­falls in Ber­lin und Meck­len­burg-Vor­pom­mern. So wie übri­gens in Bur­ki­na-Faso, Gui­nea-Bis­sau und zwei Dut­zend ande­ren Län­dern. Haus­ar­beit muss natür­lich trotz­dem gemacht wer­den.

Ist seit der Ein­füh­rung von Home­of­fice nicht jeder Frei­tag ten­den­zi­ell arbeits­frei?

Das haben Sie gesagt! Sol­che Pole­mik ist mir total fremd und strikt abzu­leh­nen! Blei­ben wir doch bit­te sach­lich! Aber Sie haben natür­lich recht.

Eigent­lich woll­ten wir ja über Gleich­be­rech­ti­gung in der Mode­bran­che reden. Wie kann es sein, dass in die­ser Bran­che über­wie­gend Frau­en arbei­ten und die Chef­eta­gen aber immer noch männ­lich domi­niert sind?

Was wol­len sie machen? Die Män­ner kön­nen halt nicht so gut mit Näh­ma­schi­nen umge­hen.

So ein Quatsch! Ist es nicht eher so, dass die Herr­schaf­ten sich die Jobs zuschus­tern, weil sie unter sich blei­ben wol­len und Frau­en bei der After­work-Zigar­ren­run­de und beim Puff­be­such auf der Asi­en­rei­se stö­ren?

Was haben Sie eigent­lich für ein Män­ner­bild?

Sie sehen ja, wohin Män­ner die­se Bran­che gebracht haben. Eine Plei­te nach der ande­ren. Sind Frau­en womög­lich die bes­se­ren Mana­ger?

Wenn McK­in­sey in einer aktu­el­len Stu­die dar­auf hin­weist, dass Fir­men mit mehr Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen eine um 39% höhe­re Wahr­schein­lich­keit haben, über­durch­schnitt­lich pro­fi­ta­bel zu sein, dann muss man ers­tens Sto­chas­tik beherr­schen, um das zu ver­ste­hen. Zwei­tens hängt die über­durch­schnitt­li­che Pro­fi­ta­bi­li­tät sol­cher Fir­men wahr­schein­lich auch damit zusam­men, dass die­se Frau­en schlech­ter bezahlt wer­den.

Genau. Vor­ges­tern war der Equal Pay Day. Bis zum 6. März haben Frau­en in Deutsch­land sta­tis­tisch gese­hen umsonst gear­bei­tet. Sie ver­die­nen im Schnitt 18 Pro­zent weni­ger als Män­ner!

Die Ost­deut­schen ver­die­nen auch 17 Pro­zent weni­ger als die West­deut­schen. Die haben bis die­se Woche also eben­falls umsonst gear­bei­tet. Und letz­tes Jahr haben wir alle bis zum 12. Juli für den Staat gear­bei­tet, das war der Steu­er­zah­l­er­ge­denk­tag. Wir kön­nen ja nun nicht für jede Rand­grup­pe so eine Rech­nung auf­ma­chen.

"Die meisten weiblichen CEOs sind nicht auf dem Female Empowerment-Ticket, sondern aufgrund ihrer Leistungen, ihres Willens und ihres Selbstvertrauens in die Position gekommen"

Sie machen es sich mit Ihrem What­a­bou­tism zu leicht, Frau Ekel­doort! Man darf sol­che Unge­rech­tig­kei­ten doch nicht hin­neh­men! Ist eine Frau­en­qo­te nicht längst über­fäl­lig?

Die haben wir de fac­to doch längst. In man­chen Kon­zer­nen ver­brin­gen die Mana­ger bald mehr Zeit in Diver­si­ty-Work­shops als beim Kun­den oder bei ihren Mit­ar­bei­tern. In die­sen Fir­men zie­hen Sie als Mann im Kar­rie­re­po­ker nicht sel­ten den Kür­ze­ren, weil dort bei Beför­de­run­gen im Zwei­fel das Geschlecht vor die Qua­li­fi­ka­ti­on gestellt wird. Ob das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt so einen Ver­stoß gegen das All­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­setz bil­li­gen wür­de?

Aber ohne poli­ti­schen Druck kom­men wir doch nicht wei­ter.

Die Poli­tik soll­te nicht am Sym­ptom her­um­dok­tern, son­dern sich um die Ursa­chen küm­mern. Denn tat­säch­lich ist der nied­ri­ge Anteil von Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen doch vor allem die Fol­ge einer ver­fehl­ten Fami­li­en­po­li­tik, die viel zu wenig für Kin­der­be­treu­ung tut und die Frau­en statt­des­sen mit finan­zi­el­len Anrei­zen aus dem Berufs­le­ben lockt.

Hm…

Zwei­tens gilt es Abschied zu neh­men von einem über­kom­me­nen Eltern-Ide­al, das arbei­ten­den Müt­tern ein schlech­tes Gewis­sen macht und kin­der­er­zie­hen­den Vätern als Weich­ei­er abstem­pelt. Das ist hier­zu­lan­de immer noch beson­ders aus­ge­prägt.

Äh…

Drit­tens müs­sen die Frau­en aus der Opfer­rol­le raus. Es reicht, wenn sich die AfD dort breit­macht. Fakt ist, dass die weib­li­chen CEOs in aller Regel nicht auf dem Fema­le Empower­ment-Ticket, son­dern auf­grund ihrer Leis­tun­gen, ihres Wil­lens und ihres Selbst­ver­trau­ens in die Posi­ti­on gekom­men sind.

Puh…  

Last but not least wird sich das Pro­blem von ganz allein lösen. Dafür spre­chen demo­gra­fi­sche und öko­no­mi­sche Grün­de. Die Mädels sind heu­te viel­fach fit­ter und bes­ser aus­ge­bil­det. In der Arbeits­welt kommt es künf­tig noch mehr auf Empa­thie, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit und Team­geist an – Eigen­schaf­ten, die tra­di­tio­nell eher Frau­en zuge­schrie­ben wer­den. Ange­sichts des gras­sie­ren­den Fach­kräf­te­man­gels kön­nen und wer­den die Unter­neh­men die­ses Poten­zi­al nicht lie­gen las­sen.

Dann ist also alles in Ord­nung? Das glau­ben Sie doch selbst nicht!

Ich wer­de dafür bezahlt, dass man mir glaubt. Sonst wäre das vie­le Geld, das mei­ne Kli­en­ten mir bezah­len, ja zum Fens­ter raus­ge­wor­fen. Nicht zuletzt glau­be ich an mich selbst. Wäre ich sonst so weit gekom­men?