Es ist fast so, als wiederhole sich Geschichte. Jochen Zeitz war 30 Jahre alt, als er sich zum Retter von Puma aufschwang. Er war bekanntlich ungemein erfolgreich. Jetzt präsentiert er einen 32jährigen als seinen Nachfolger: Franz Koch hat (wie seinerzeit Zeitz) bisher in der zweiten Reihe in Herzogenaurach gearbeitet und wird jetzt Zeitz' Vorstandskollegen vor die Nase gesetzt. Dass weder Vizechefin Melody Harris-Jensbach noch Vertriebsvorstand Stefano Caroti Chef werden würden, war allerdings bereits zu erahnen, nachdem Zeitz im Oktober seinen Abgang in Herzogenaurach verkündet hatte, ohne gleich einen Nachfolger zu benennen. Jetzt darf man gespannt sein, wie die Zusammenarbeit in der neuen Konstellation funktionieren wird.
Auch die Anbindung an die Muttergesellschaft PPR wird eine andere sein. Jochen Zeitz wird als Vorsitzender des neuen Verwaltungsrats letztlich die Fäden in der Hand behalten. Koch obliegt die operative Umsetzung. Was ja auch eine Herausforderung ist. Und eine Riesen-Chance für den 32jährigen, der, bevor er 2007 als Assistent von Zeitz nach Herzogenaurach kam, für die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman gearbeitet hat. Koch hat in Leipzig BWL studiert und in Sydney seinen Master gemacht. Mit 21 war er mal Deutscher Meister im Feldhockey. Was unbedingt zu seiner Credibility als Chef einer Sport-Marke beiträgt.
In die Vorstandsriege reiht sich Koch optisch schon mal nahtlos ein. Auf dem offiziellen Puma-Foto trägt er wie Zeitz und die anderen Vorstände ein weißes Hemd. Das sieht nicht nur gut aus vor dem roten Hintergrund, sondern soll zugleich Kontinuität und Einigkeit signalisieren. Die Inszenierung stimmt jedenfalls schon mal.
Wir kennen Franz Koch noch nicht persönlich. Aber die Familie ist uns bei der TextilWirtschaft wohl bekannt. Seine furchtbar netten Eltern Michael und Gode-Linde Koch (geb. Henschel) betreiben in Lübeck das traditionsreiche Modehaus Heick & Schmaltz. Zur Familie gehört zudem die Henschel & Ropertz-Gruppe mit Modehäusern in Darmstadt, Heidelberg und Michelstadt, die seit knapp vier Jahren von Franz' älterem Bruder Moritz Koch geführt wird. Die Verwandschaft ist übrigens unübersehbar.
Der familiäre Background im Textilhandel wird Koch nützen. Puma ist längst mindestens so sehr Modemarke wie Sportartikler.