"Wir sind von einer Flaute in die Krise geraten", so HDE-Präsident Alexander von Preen. Der Einzelhandel werde in diesem Jahr um 4 Prozent schrumpfen. "Wir rechnen mit 9000 Ladenschließungen." Von Preen mahnte die Verantwortung der Politik zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen an. "Wir brauchen wieder eine Kultur der Freiheit und des Vertrauens ins Unternehmertum."
Möglicherweise ist die Lage besser als die Stimmung, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. "Wir sind keine Pessimisten, sonst wären wir in dieser Branche schlecht aufgehoben."
Es braucht eine langfristige Strategie zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts, sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Aller Zuversichtsrhetorik der Politik zum Trotz gelte es, die Fakten zur Kenntnis zu nehmen. "Hope is not a Strategy. Wollen ist gut. Tun ist besser."
Das Thema Nachhaltigkeit tritt angesichts der vielen akuten Krisen zurzeit in den Hintergrund. "Wir müssten eigentlich eine neue Klimastrategie entwickeln", so Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. "Selbst wenn alle Länder ihre Klimaschutzziele zu 100 Prozent umsetzen, dann würde dies eine Erderwärmung von 2,7 Grad bedeuten. Damit würde ein Drittel der Erde unbewohnbar werden. (…) Wir haben uns mit dem Thema Migration noch nicht wirklich beschäftigt. Wir reden über zwei bis drei Milliarden Menschen, die sich auf den Weg machen werden." Für Schellnhuber gibt es eine Lösung: Wir müssten CO² im großen Stil aus der Atmosphäre holen. Beispielsweise indem wir massiv aufforsten und Bäume pflanzen. Das würde etwa 200 Jahre dauern. "Je länger etwas dauert, umso früher muss man damit anfangen."
"Nachhaltigkeit ist noch immer nicht das Normal", sagt Ramona Popp, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes. "Das ist es, wo wir hinkommen müssen."
"Unser Business ist Sustainability", sagt Ikea-Manager Walter Kadnar und zitierte Ikea-Gründer Ingvar Kamprad: "Was gut ist für unsere Kunden, ist auch gut für unser Unternehmen."
"Nie wieder ist Jetzt!" Friedrich Merz forderte die Handelskongress-Teilnehmer auf, diesen Aufkleber an den Ladentüren anzubringen. Dann musste er weg zur Sondersitzung der CDU/CSU-Fraktion.
Auch Omid Nouripour (mit Moderatorin Judith Rakers) nutzte die Berliner Bühne, sich mit Israel zu solidarisieren. "Egal ob rechter, linker oder muslimisch geprägter Antisemitismus – nichts davon ist akzeptabel." Und was ist mit Greta? so ein Zwischenruf aus dem Publikum. "Das ist Missbrauch von Klimaschutz für Antisemitismus." Ansonsten warb der Grünen-Chef für Olaf Scholz' Deutschland-Pakt und zählte vor allem Probleme auf: ausufernde Bürokratie, fehlende Digitalisierung, marode Infrastruktur, Fachkräftemangel – "Wir sind dran!"
Die Vorträge am Vormittag waren für Fressnapf-Gründer Torsten Toeller ein ziemlicher Downer. Und bevor er seine Zukunftsstrategie präsentierte, setzte er noch einen drauf: "Die Abkehr vom Leistungsgedanken ist eines der fundamentalsten Probleme, die wir zurzeit in Deutschland haben."
Vizekanzler Robert Habeck sprach bei der Gala am Abend und bemühte eine seiner beliebten Fußballanalogien: "Entscheidend ist, mit welcher Haltung man auf den Platz geht", so der Wirtschaftsminister. "Wir gehen nicht als Verlierer vom Platz."