Der 44-Jährige hat einen spannenden Job. Er soll das ursprünglich von P&C entwickelte Label McNeal zur eigenständigen Marke machen. Mit eigener Organisation und eigenem Produktmanagement, eigenem Vertrieb und Marketing sowie eigenen Läden. Der ehemalige Anson's‑Einkäufer arbeitet seit 2002 an dieser Aufgabe, seit diesem Januar ist er nun auch formal Geschäftsführer der ausgegliederten McNeal GmbH & Co. KG. Wir trafen Oliver Hinrichs neulich im Düsseldorfer McNeal-Showroom, gemeinsam mit seinem Kollegen Jesper Reismann (43), der dasselbe Ziel für das Casualwear-Label Review verfolgt. Der ausführliche Bericht steht morgen in der TW.
Das Geschäftsmodell von McNeal und Review entspricht im Prinzip dem anderer vertikaler Wholesaler. Was die beiden Fälle interessant macht, ist die Herkunft aus dem Einzelhandel. Üblicherweise sind es in Deutschland Lieferanten, die vertikalisieren und Einzelhandelsfunktionen übernehmen: Esprit, Gerry Weber, S. Oliver, Marc O'Polo etc. Hier ist es umgekehrt, und ein Einzelhändler übernimmt Herstellerfunktionen. Mit allen Problemen, die damit produktseitig verbunden sind. Aber auch mit allen Vorteilen, die sich aus der Handelserfahrung und der Nähe zum POS ergeben.
Auch andere Einzelhändler haben mittlerweile ein Wholesale-Business aufgebaut bzw. expandieren mit Partner-Modellen sowie Flächenkonzepten in Modehäusern: Zero, Ulla Popken, Tally Weijl, Mango, Biba. Sind Einzelhändler womöglich doch die besseren Einzelhändler? Schon. Sie wissen wie man attraktive Sortimente baut, sie kennen sich aus in Ladengestaltung und Personalfragen, sie wissen, welche Mieten an welchen Standorten angemessen sind. Wobei der Schritt vom Multilabel-Anbieter zum Speciality Store nicht so einfach ist, wie man denken sollte. Und den Aufwand, den Markenartikler in puncto Marketing betreiben, unterschätzt der Handel sowieso. Handelsprofi Hinrichs hat jedenfalls viel dazugelernt in den vergangenen Jahren. Das macht seinen Job so spannend.