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Unsere Einkaufsplanung wird für 2021 deutlich reduziert

Auf einen Kaffee mit.... John Cloppenburg. Das Mitglied der P&C-Unternehmensleitung über das laufende Weihnachtsgeschäft, die Online-Aktivitäten sowie die Perspektiven für das Multilabel-Geschäftsmodell des Düsseldorfer Modefilialisten.

Wie läuft das Weihnachtsgeschäft?

Naja. An einem Adventssamstag werden wir in einem Haus wie Düsseldorf mit 16.000 Quadratmetern die maximale Anzahl von rund 800 Kunden relativ schnell erreichen. Das bedeutet, dass das Einkaufserlebnis weiter eingeschränkt wird. Auch ich fände es als Kunde nicht witzig, wenn ich mich trotz Pandemie in die Stadt getraut habe und dann vor einem Laden warten muss.

Die Kontaktbeschränkungen werden uns vorerst erhalten bleiben.

Das ist wohl so. Wir haben wie viele andere festgestellt, dass es an den kleineren Standorten besser läuft. Die Menschen denken vielleicht, ich bleibe lieber in Hilden, da ist weniger los, und es ist sicherer.

Mit welchem Ergebnis wird P&C aus dem Weihnachtsgeschäft aussteigen?

Im Sommer hatten wir schon die Hoffnung, wir würden den November und Dezember mit einem Minus von 15 Prozent überstehen. Das hat sich dann aber mit der zweiten Welle als Wunschtraum erwiesen. Wenn es gut läuft, landen wir bei einem Umsatzminus von 25 Prozent.

Corona wirkt natürlich nicht wie der Einschlag eines Asteroiden auf die Dinosaurier-Population. Aber es ist nicht auszuschließen, dass mit dem Wiedereinsetzen der Insolvenzregeln viele Unternehmen Konkurs anmelden. Da wird Bewegung in den Markt kommen.

Welches Minus erwartet P&C damit für das Gesamtjahr 2020?

In Deutschland wird es uns wohl so gehen wie unseren Mitbewerbern. Wir werden alle zwischen einem Viertel bis einem Drittel weniger Umsatz machen. Wir haben zudem neben Deutschland noch eine Reihe von Märkten, in denen die Verkaufshäuser leider komplett geschlossen sind.

Auf welches Szenario stellen Sie sich für 2021 ein? Mit dem Impfstoff und steigenden Temperaturen ab dem Frühjahr sollte sich der Spuk doch bis Herbst verzogen haben und wir ab Herbst wieder einigermaßen business as usual haben, oder?

Ich bin da bei Ihnen. Aber letztlich hat niemand eine Kristallkugel.

Auch ohne Kristallkugel: Als Unternehmen müssen Sie doch auf ein Szenario hin planen.

Jeder stellt sich die Frage, welche Veränderungen bleiben und welche nicht. Kaufen die Leute wieder Anzüge? Wird es ein kollektives Aufatmen und Nachholeffekte geben? Schwer zu sagen. Die breite Mitte der Bevölkerung wird womöglich auch finanzielle Einbußen haben. Ich kann mir deswegen schon vorstellen, dass bei Bekleidung der Gürtel auch mittelfristig enger gestellt wird. Unsere Einkaufsplanung wird für 2021 deutlich reduzierter sein. Die Parameter für die einzelnen Produktkategorien sind dabei aber total unterschiedlich. Es gibt Bereiche, da können wir Plus planen. In anderen Bereichen müssen wir sehr vorsichtig sein.

P&C ist seit Jahren auch online unterwegs. Dieses Geschäft boomt aktuell besonders. Kann das die Einbußen im stationären Bereich wenigstens zum Teil ersetzen?

Die Fashion ID hat online dieses Jahr tatsächlich einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht. Wir sind mit einer offensiven Planung ins Jahr gegangen und das wurde noch getoppt. Hinzu kommt eine niedrigere Retourenquote, so dass es unter dem Strich online ein gutes Jahr werden wird. Das wird die Umsatzverluste des stationären Geschäftes natürlich nicht im Ansatz auffangen.

Wie hoch ist der Online-Anteil bei P&C?

In Deutschland rund 15 Prozent.

Und verdienen Sie damit auch Geld?

Wir schreiben schwarze Zahlen in den etablierten Märkten, investieren parallel in unsere Wachstumsmärkte und in neue Formate. Der Weg dorthin war mühevoll, und die Profitabilität lässt sich sicher noch steigern, aber das ist für uns inzwischen ein legitimes Geschäft. Ganz unabhängig davon kann ein Unternehmen wie P&C nicht sagen: da spielen wir nicht mit. Wir müssen da sein, wo die Kunden einkaufen wollen.

Welche Rolle spielt Stylebop in Ihrem Online-Konzert?

Wir decken damit Sortimentsbereiche ab, die wir als Unternehmen glauben noch entwickeln zu können. Das geht leichter unter einer separaten Marke. Man kann natürlich darüber streiten, ob 2020 der beste Zeitpunkt für einen Neustart war. Nicht zuletzt wegen der Lieferkettenunterbrechungen auf Seiten der Lieferanten hatten wir schon Probleme mit der rechtzeitigen Auslieferung der Ware. Auf der anderen Seite haben wir eine sehr positive Resonanz im Markt erfahren. Das Angebot und der Auftritt kommen sehr gut an, und wir haben inzwischen eine ganze Reihe weiterer Zusagen von Lieferanten bekommen.

Es ist ja viel von der neuen Normalität die Rede, die dann nach der Pandemie Einzug hält. Wie sieht diese Normalität Ihrer Ansicht nach aus? Worauf stellen Sie sich mittelfristig ein?

Corona wirkt natürlich nicht wie der Einschlag eines Asteroiden auf die Dinosaurier-Population. Aber es ist nicht auszuschließen, dass mit dem Wiedereinsetzen der Insolvenzregeln viele Unternehmen Konkurs anmelden. Da wird Bewegung in den Markt kommen. Wir müssen unseren Job machen und uns bemühen, einerseits ein guter Partner für unsere Markenlieferanten und andererseits auch bei unseren Kunden erste Wahl in unserem Qualitätssegment zu sein.

Wir werden nie der günstigste Anbieter sein können und wollen. Aber die Kunden sollen das gute Gefühl haben, dass sie Qualität bei uns bekommen, dass Sozialstandards eingehalten werden und dass sie beraten werden, wenn sie Hilfe brauchen.

Wobei ein Format wie P&C ja von vielen Seiten angegriffen wird: Da sind die Vertikalen, die beste Preis-Leistung auf die Flächen bringen. Da sind die Lieferanten, die ihre eigenen Läden machen, die zwar mal mehr, mal weniger gut laufen, aber doch Marktanteile binden. Da sind die Discounter mit ihrem Niedrigpreisangebot. Und da ist ein Amazon, der das Auswahl-Argument auf seiner Seite hat. Worin besteht in so einem Marktumfeld der USP des P&C‑Geschäftsmodells?

Konkurrenz gibt es ohne Zweifel von vielen Seiten. Wobei Amazon weniger durch die Auswahl überzeugt als vielmehr über das Thema Convenience. Da müssen wir uns tatsächlich an die eigene Nase fassen und es den Kunden leichter machen. Nehmen Sie unser neues Haus in Bocholt. Ich will nicht sagen: das ist die Zukunft des Einzelhandels. Aber dieser Auftritt, die Größenordnung, der Abteilungsaufbau, die Präsentation weg vom Hemdenstapel, das ist für uns schon der richtige Weg. Wir werden nie der günstigste Anbieter sein können und wollen. Aber die Kunden sollen das gute Gefühl haben, dass sie Qualität bei uns bekommen, dass Sozialstandards eingehalten werden und dass sie beraten werden, wenn sie Hilfe brauchen.

Nun ist P&C in den Cities nicht allein. Inwieweit tangiert Sie die Schließungswelle in der Nachbarschaft, etwa bei Galeria Karstadt Kaufhof?

Es ist schon lange nicht mehr so, dass man von Geschäftsaufgaben von Mitbewerbern direkt profitiert. Natürlich hängt unser Erfolg auch von einem attraktiven Umfeld, von Gastronomie und guter Verkehrsanbindung ab.

Viele reden zurzeit vom Tod der Innenstädte. Ihre Familie hat dort ja auch einen umfangreichen Immobilienbesitz. Werden Sie Ihr Portfolio nun umschichten?

Ich denke, dass Immobilien grundsätzlich werthaltig bleiben. Schon aus demographischen Gründen. Viele Menschen, die als junge Familie mal an den Stadtrand gezogen sind, überlegen jetzt, ob sie nicht lieber dort alt werden, wo mehr Leben stattfindet. Ob Corona dem jetzt einen Dämpfer versetzt? Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass der Markt gerade in den Großstädten nach wie vor stark überhitzt ist.

Wird P&C in zehn Jahren mehr oder weniger Häuser in Deutschland haben?

Das hängt auch von der Mietpreisentwicklung ab. Unsere Expansion im Ausland hat etwa stark davon profitiert, dass dort die Kosten, Geschäfte zu betreiben, niedriger sind. Wenn in Deutschland die Flächenproduktivität über Jahre abnimmt und die Mietpreise gleichzeitig steigen, funktioniert das Modell irgendwann nicht mehr.

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