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Wohin geht Hamm Reno? Wohin der Schuhhandel?

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Die Spat­zen pfif­fen es laut und lan­ge von den Dächern der Invest­ment­ban­ken, jetzt ist es offi­zi­ell: Hamm Reno steht zum Ver­kauf. Die lang­jäh­ri­ge Num­mer 2 im deut­schen Schuh­ein­zel­han­del bekommt wohl über kurz oder lang einen neu­en Eigen­tü­mer. Nach­dem Haupt­ge­sell­schaf­ter Sieg­fried Kas­ke intern ange­kün­digt hat, sei­nen 50%-Anteil abge­ben zu wol­len, wol­len auch die Fami­li­en Hamm und Händ­le einen Schluß­strich zie­hen. Bis spä­tes­tens in sechs Mona­ten soll der Deal über die Büh­ne sein.

Die Nach­richt ist sym­pto­ma­tisch. Der Schuh­ein­zel­han­del wan­delt sein Gesicht zur­zeit rasant. Nicht nur Reno ist unter Druck gera­ten (250 der 750 Läden wur­den zuletzt geschlos­sen). Vie­le der gro­ßen Play­er, die über Jahr­zehn­te die Bran­che geprägt haben, sind in den letz­ten drei Jah­ren abge­stürzt.

Bei­spiel Görtz: Der Ham­bur­ger Vor­zei­ge­be­trieb rutsch­te 2012 nach einem plötz­li­chen Umsatz­ein­bruch in die roten Zah­len. 2013 muss­te die Fami­lie einen Inves­tor an Bord holen. Nach der Tren­nung von 90 Filia­len in Deutsch­land, der Schweiz und Polen ver­dient das Unter­neh­men nach eige­nen Anga­ben heu­te wie­der Geld.

Bei­spiel Bah­ner-Grup­pe: Der fünft­größ­te deut­sche Schuh­fi­lia­list ging 2012 in die Plan­in­sol­venz. Nach har­ter Sanie­rung und der Schlie­ßung von 30 Lei­ser und Schuh­hof-Filia­len wur­de das Unter­neh­men an die Josef Sei­bel-Grup­pe ver­kauft. Der Schuh­pro­du­zent wur­de damit nicht glück­lich und gab die ver­blie­be­nen rund 70 Filia­len die­ses Jahr im Rah­men eines Manage­ment Buy­outs an Geschäfts­füh­rer Stef­fen Lie­bich ab.

Bei­spiel Leder & Schuh: Der öster­rei­chi­sche Bran­chen­pri­mus schreibt rote Zah­len. In Graz müs­sen 65 Mit­ar­bei­ter gehen und es  kommt zu einem Wech­sel im Chef­ses­sel. Par­al­lel wer­den Läden geschlos­sen (das Köl­ner Huma­nic-Flag­ship geht bei­spiels­wei­se an Zara), und die Fili­al­ket­ten Jel­lo und Shoe4You ste­hen mit ihren 140 Stores zum Ver­kauf.

Was ist da nur los?

Der Schuh­markt ist unter Druck. Es ist weni­ger die feh­len­de Nach­fra­ge – das Markt­vo­lu­men liegt in Deutsch­land seit Jah­ren mehr oder weni­ger bei rund 12 Mrd. Euro, es geht mal ein biss­chen hoch, dann – wie im ers­ten Halb­jahr 2015 – mal wie­der 1,5% run­ter. Was indes ste­tig wächst, ist der Wett­be­werb.

Da ist zum einen die ver­ti­ka­le Kon­kur­renz. So geht Bran­chen­pri­mus Deich­mann unbe­irrt sei­nen Weg und ist auch 2014 wie­der mit über 5% und flä­chen­be­rei­nigt 3% gewach­sen. Mit CCC ist ein aggres­si­ver Mit­be­wer­ber aus Polen auf­ge­taucht, den man auch in Essen im Auge behal­ten wird. Ähn­lich wie im Tex­til­han­del ver­su­chen sich auch im Schuh­han­del Mar­ken­lie­fe­ran­ten mit Mono­la­bels­to­res. Mit Ecco, Tama­ris, Gabor und Lloyd (und natür­lich auch Adi­das und Puma) haben sich eini­ge Anbie­ter auf die ver­ti­ka­le Rei­se bege­ben.

Dazu kom­men Mode­mar­ken, die sich mitt­ler­wei­le ein ordent­li­ches Stück aus dem Schuh-Kuchen geschnit­ten haben dürf­ten: Esprit, Marc O’Polo, Hugo Boss u.a. – sie ver­kau­fen ihre Schu­he auch in ihren Mono­la­bels­to­res. Die ver­ti­ka­len Filia­lis­ten wie Zara, H&M, &other Sto­ries und Pri­mark haben zwar nicht die brei­te Aus­wahl eines Schuh­fach­händ­lers, sind aber im modi­schen Bereich sehr kon­kur­renz­fä­hig. Depart­ment Stores wie Breu­nin­ger oder das Kade­We haben mas­siv in Schuh­ab­tei­lun­gen inves­tiert. Und schließ­lich soll­te man das Bil­lig­tre­ter-Geschäft, das Aldi & Co auf­ge­zo­gen haben, kei­nes­falls unter­schät­zen.

Last but not least ist da noch das Inter­net. Das Online-Busi­ness mit Schu­hen ist nach Anga­ben des BDSE im ver­gan­ge­nen Jahr um sage und schrei­be 27% gewach­sen. Allein Zalan­do und Ama­zon dürf­ten mitt­ler­wei­le zusam­men einen zwei­stel­li­gen Markt­an­teil am deut­schen Schuh­markt hal­ten. Den sie Reno, Görtz & Co weg­ge­nom­men haben. Wahr­schein­lich erklärt vor allem dies die Dis­rup­tio­nen, die der Schuh­ein­zel­han­del der­zeit erlebt.

All die­se Ent­wick­lun­gen fin­den in einer kon­ser­va­ti­ven Bran­che statt, die viel­fach immer noch auf fle­cki­gen brau­nen Tep­pich­bö­den ihre Geschäf­te betreibt. Der Struk­tur­wan­del, der das Mode­busi­ness seit über 20 Jah­ren erfasst hat – die Ver­ti­ka­li­sie­rung, die Kon­zen­tra­ti­on, die Inter­na­tio­na­li­sie­rung, die Digi­ta­li­sie­rung – pas­siert jetzt im Schuh­han­del, nur im Zeit­raf­fer. Bei dem Tem­po die­ser Ver­än­de­rung wird es so man­chen aus der Kur­ve tra­gen.

Und sonst?

…fei­er­te Karl Lager­feld ges­tern Geburts­tag. Hier steht, wie alt er wirk­lich ist.

…hat US-Prä­si­dent Oba­ma dem Mount McKin­ley sei­nen ursprüng­li­chen Namen wie­der­ge­ge­ben. Muss Inter­sport sei­ne Eigen­mar­ke McKin­ley jetzt auch Dena­li nen­nen?

…ver­lässt Net-a-por­ter-Grün­de­rin Nata­lie Mas­se­net ihr Baby. Sie nimmt einen drei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­trag mit. Dabei klang alles so schön bei der Hoch­zeit mit Yoox

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Wenn Sie Pro­fa­shio­nals regel­mä­ßig lesen und gut fin­den, freue ich mich über eine Wei­ter­emp­feh­lung an Kol­le­gen und Freun­de.