Passiert large

Gute Bilanzen, schlechte Geschäfte

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Es sind wider­sprüch­li­che Mel­dun­gen, die die­ser Tage zu hören und zu lesen sind. Auf der einen Sei­te steckt der Han­del in einem tie­fen Umsatz­loch, aus dem es der­zeit kein Ent­kom­men zu geben scheint. Minus 3% hat die TW für 2014 gemel­det, und es sieht nicht so aus, als gin­ge es 2015 so schnell wie­der auf­wärts. Die Indus­trie hat­te in den ver­gan­ge­nen Wochen Schweiz-Schock und Russ­land-Kri­se zu ver­dau­en, im Export wach­sen die Bäu­me aktu­ell jeden­falls nicht in den Him­mel.

Auf der ande­ren Sei­te liest man in der Zei­tung rei­hen­wei­se von sen­sa­tio­nel­len Zuwäch­sen und tol­len Geschäfts­er­geb­nis­sen. Von den inter­na­tio­na­len Luxus­kon­zer­nen ist man das ja inzwi­schen gewohnt: LVMH mel­det für 2014 +6%, Her­mès +9,7%, Kering +4%, Riche­mont +3% in den letz­ten neun Mona­ten. Longchamp leg­te 8% beim Umsatz drauf, der Mar­ken­gi­gant VF Corp. eben­falls 8%. Auch die Ver­ti­ka­len set­zen ihren Vor­marsch unbe­irrt fort: H&M wuchs 2014 welt­weit um 18% und in Deutsch­land immer­hin um 7%, Deich­mann leg­te 6% zu, Indi­tex 7% in den ver­gan­ge­nen neun Mona­ten. Ama­zon ist 2014 welt­weit um fast 20% gewach­sen, im stärks­ten Aus­lands­markt Deutsch­land um 13%. Zalan­do hat erneut 26% beim Umsatz drauf­ge­legt. Aber auch die deut­sche Indus­trie hat sich im ver­gan­ge­nen Jahr sehr gut geschla­gen: Bug­at­ti +3,5%, Brax +3,5%, Digel +9%, Olymp +11,4%, Sei­den­sti­cker +9,2% im letz­ten Halb­jahr, die Tom Tail­or Group +3%, Ger­ry Weber sta­gnier­te im Umsatz, konn­te aber immer­hin sei­nen Ertrag stei­gern.

So schlecht soll­te die Stim­mung beim Blick auf die Bilan­zen vie­ler­orts also nicht sein. Aber: Nach dem Spiel ist bekannt­lich vor dem Spiel.

Und sonst?

… ist Chris­ti­an Heit­mey­er wie­der auf­ge­taucht. Als neu­er Inha­ber von Eds­or. Der Brand­s4fri­ends-Grün­der will die Ber­li­ner Kra­wat­ten­mar­ke mit sei­nem Online-Maß­hem­den-Dienst You­t­ail­or zusam­men­brin­gen. “Mis­ter Eds­or” Jan-Hen­rik Sche­per-Stu­ke ist raus. Sein Ver­kaufs­ta­lent hat das Fami­li­en­un­ter­neh­men nicht ret­ten kön­nen.

…müs­sen H&M und Uni­q­lo laut einem Bericht der Bei­jing Mor­ning Post Straf­zah­lun­gen wegen Qua­li­täts­män­geln leis­ten, im Fal­le von Uni­q­lo immer­hin 1 Mil­li­on Yuan (150.000 Euro). Das Büro für Indus­trie- und Han­dels­ver­wal­tung hat fest­ge­stellt, dass bei­de Ket­ten min­der­wer­ti­ge Pro­duk­te ver­kauft haben. Die Chi­ne­sen haben offen­bar den Zusam­men­hang zwi­schen Preis und Leis­tung nicht begrif­fen.

… sorgt Cin­dy Craw­ford mit einem unre­tou­chier­ten Foto für Schlag­zei­len. Sie sieht dar­auf aus wie eine 48jährige Mut­ter von zwei Kin­dern, ein vom Leben gezeich­ne­tes Super­mo­del halt. Die unfrei­wil­li­ge Ver­öf­fent­li­chung des Wäsche-Shoo­tings für Marie Clai­re macht Craw­ford jetzt zur Iko­ne der Dove-Frak­ti­on, die unbe­dingt “real peo­p­le” in der Wer­bung sehen will. Bringt’s das wirk­lich?

Hier noch ein Fund­stück zum The­ma:

(Video auf Pro­fa­shio­nals abspie­len)