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"Ohne Bullshit"

Als kri­sen­ge­wohn­ter deut­scher Mode­ma­na­ger mag man es kaum glau­ben. Aber tat­säch­lich bewe­gen wir uns in einem Wachs­tums­markt. Der Welt­markt für Tex­til und Beklei­dung hat sich in den ver­gan­ge­nen 40 Jah­ren mehr als ver­vier­facht. Jedes Jahr wer­den 100 Mil­li­ar­den Klei­dungs­stü­cke pro­du­ziert. Das ist gut für die Pro­du­zen­ten. Und bekannt­lich schlecht für die Umwelt.

Arme­dan­gels-Cogrün­der Mar­tin Höfe­l­er zeig­te die Pro­ble­ma­tik beim SUITS. Salon neu­lich in Köln auf. Fast alle Tex­ti­li­en wer­den aus neu­en, fri­schen Fasern her­ge­stellt, so Höfe­l­er, mehr als 60% davon aus bil­li­gen Kunst­fa­sern. Sie wer­den sie­ben bis zehn Mal getra­gen und dann lieb­los weg­schmis­sen. Mit dem glo­ba­len Bevöl­ke­rungs­wachs­tum steu­ern wir auf einen wach­sen­den Berg an Tex­til­müll zu. An die­ser Resour­cen­ver­schwen­dung ändert auch der Ein­satz von Bio-Mate­ria­li­en nichts. Recy­cling, eine wirk­li­che cir­cu­lar eco­no­my wäre eine Lösung.

Tat­säch­lich wird bis­lang nur ein klei­ner Teil aller gesam­mel­ten Tex­ti­li­en wie­der­ver­wer­tet. Und das Recy­cling­busi­ness ist mehr als zwie­lich­tig. Der Ursprung der Mate­ria­li­en ist frag­wür­dig, ver­schie­de­ne Faser­ty­pen wer­den wild zusam­men­ge­schmis­sen, gemischt mit Kunst­fa­sern und mit vie­len Che­mi­ka­li­en bear­bei­tet. Am Ende erhält man ein Pro­dukt nied­ri­ger Qua­li­tät – kaum ein Pro­dukt bekommt wirk­lich ein ech­tes zwei­tes Leben. „Wir müs­sen end­lich auf­hö­ren, unse­re alten Kla­mot­ten als Müll zu sehen und müs­sen anfan­gen sie als neue und wert­vol­le Res­sour­ce zu behan­deln“, so Mar­tin Höfe­l­er. Arme­dan­gels hat sich die­ses The­mas ange­nom­men. „Was, wenn wir unse­re alten, getra­ge­nen T‑Shirts in neue T‑Shirts umwan­deln könn­ten? Nicht mit einer schlech­te­ren Qua­li­tät, son­dern der glei­chen hohen Qua­li­tät? Wäre das nicht der ein­zi­ge rich­ti­ge Weg?“

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Arme­dan­gels hat sich des­we­gen mit sei­nem lang­jäh­ri­gen por­tu­gie­si­schen Pro­duk­ti­ons­part­ner Vale­ri­us für ein Pilot­pro­jekt zusam­men­ge­tan. Über 1000 Shirts, die auf­grund von Mar­ken­rechts- oder Qua­li­täts­pro­ble­men nicht mehr in den Umlauf gebracht wer­den konn­ten, wur­den mecha­nisch recy­celt und mit Ten­cel Lyo­cell gemischt, um ein neu­es Shirt dar­aus zu machen. Es besteht somit aus rei­ner Natur­fa­ser. Auch alle ande­ren Kom­po­nen­ten sind ange­passt, vom Näh­garn bis zum Hang­tag aus alten Klei­dern, und selbst­ver­ständ­lich ist auch die Ver­pa­ckung recy­celt. Das Cir­cu­lar Shirt kommt dem­nächst in den Ver­kauf und soll 34,90 Euro kos­ten. Ein Rück­nah­me­sys­tem für den Han­del ist pro­jek­tiert. „Das ers­te zir­ku­lä­re T‑Shirt aus unse­ren eige­nen Bio-Baum­woll-Shirts. Ohne gif­ti­ge Che­mi­ka­li­en, ohne Plas­tik, ohne Bull­shit.“

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