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Jetzt erst recht

Quotes vom Modehandelskongress 2020 vergangene Woche (Sorry für die schlechte Bildqualität):

Die Verluste durch die Corona-Krise werden das Eigenkapital vieler Einzelhändler aufzehren, so BTE-Präsident Steffen Jost (rechts). „Das wird die Banken im neuen Jahr dazu zwingen, aktiv zu werden. In der Summe sind das fürchterliche Aussichten für den Markt im Januar und Februar.“

Angesichts rückläufiger Frequenzen werde die neue Quadratmeter-Regel keine großen Folgen fürs Geschäft haben, meint Theresa Weingarten (Weingarten, Köln/oben rechts) sarkastisch. „Ich rechne nicht mit Schlangen vor der Tür.“

„Bringt Covid eine neue Realität?“, fragt der Digital-Experte Stefan Wenzel. „Oder wirkt das Virus nicht vielmehr als Turbobeschleuniger einer zuvor schon dagewesenen Realität?“

Maas verkauft auch über Amazon und Zalando. „Wir haben das gemacht, um zu sehen, was da passiert“, sagt Michael Maas, Mitinhaber des Bassumer Einzelhandelsunternehmens. Auf Online-Marktplätzen Geld zu verdienen sei aber nicht leicht. „Man muss das schon sauber rechnen und darf sich nicht über einen Super-Umsatz freuen und hintenrum fressen einen die Kosten auf.“

Der Online-Kanal sei für Steffl nicht primär ein Vertriebsweg, so Steffl-Geschäftsführer Nico Heinemann. Der Wiener Department Store baut weiterhin auf seiner frequenzstarken 1a-Lage. „Online ist für uns Service und Inspiration. Gleichzeitig müssen wir stationär viel mehr tun als früher, um die Kunden ins Haus zu bringen.“

Kurzarbeit im Laden, Überstunden in der Logistik: Bei Engelhorn wird das Online-Geschäft in diesem Jahr nahezu 50% des Umsatzes ausmachen, so Fabian Engelhorn. Klar sei: „Nur mit dunkelblauen Anzügen geht’s nicht mehr“. Engelhorn bringe deshalb regelmäßig neue Ideen und Konzepte auf seine Flächen, zuletzt Rose Bikes, demnächst Kosmetik, auch Gourmet Food ist eine Option. „Es gibt so viele Möglichkeiten. Man muss nur mit offenen Augen unterwegs sein.

„Unser Unternehmen wird keinen Ertrag machen in diesem Geschäftsjahr. Das gab es in 142 Jahren Firmengeschichte nicht“, so Christian Klemp (Zinser, Tübingen). „Das werden wir als schwäbisch-solides Unternehmen verkraften. Als gut aufgestelltes Unternehmen werden sich nach der Krise neue Chancen zum Wachsen bieten.“

Jens Beining (links unten) hat für die Wortmann-Gruppe das Motto „Jetzt erst recht!“ ausgegeben. Statt das Kurzarbeitsinstrument zu nutzen, hat der Schuhanbieter auf staatliche Unterstützung verzichtet und in der Krise einen Gang zugelegt. „Der Markt verändert sich schneller, also müssen wir uns schneller verändern. Wir dürfen in so einer Situation keine Kraft rausnehmen, sondern müssen im Gegenteil Kräfte bündeln.“ Beinings Foto zeigt eine chinesische Flugbegleiterin im Schutzanzug auf dem Flug nach Asien.