Samstag, 19. Juni. Megan Rapinoe ist nicht der Typ Frau, den man bislang mit einem „Angel“ assoziiert. Neben dem US-Fußballstar hat Victoria’s Secret jetzt sechs weitere Frauen als Testimonials verpflichtet, die weniger für ihr Aussehen als für ihre Leistungen bekannt sind. Darunter das brasilianische Transgender-Model Valentina Sampaio, die indische Schauspielerin Priyanka Chopra Jonas, die britische Plus-Size-Aktivistin Paloma Elsesser und die chinesisch-amerikanische Freestyle-Skifahrerin Eileen Gu. United Colors of Victoria’s Secret sozusagen. Gesamtreichweite der sieben auf Instagram: Fast 70 Millionen.
Es ist eine radikale Umpositionierung, die Victoria’s Secret da versucht. Und eine überfällige. Bislang stand das Wäschelabel für feuchte Männerträume. Die alljährliche TV-Show hatte sich freilich nicht erst mit Me-too überlebt. Die Einschaltquoten waren über Jahre rückläufig. Jetzt der Imagewandel hin zu Diversity und Body Positivity: "Wir wollen weg von dem, was Männer wollen", zitiert die SZ den Victoria’s Secret-Chef Martin Waters, "hin zu dem, was Frauen wollen."
Waters hätte ergänzen können: „was Investoren wollen“. Denn natürlich ist ein Hintergrund für die Repositionierung die geplante Abspaltung des 5 Milliarden-Unternehmens vom Mutterkonzern L Brands. Nach einer harten Sanierung, Chefwechseln und dem wegen Corona gescheiterten Verkauf an Sycamore Partners verspricht man sich von einer eigenständigen Listung neue Wachstumsimpulse. Das modernere Image soll dies stützen. Aufstrebende Konkurrenten wie Aerie haben vorgemacht, wie man mit Bodypositivity und entspannter Funktion bei den Kundinnen heute ankommt. "Funktionalität ist wahrscheinlich das Sexyste, was wir im Leben erreichen können“, so Megan Rapinoe gegenüber der SZ. „Manchmal ist es sexy, einfach nur cool zu sein. Auf jeden Fall hat Victoria keine Secrets mehr"
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Montag, 21. Juni. Emmanuel Macron geht shoppen. In einer Privatführung durch den Hausherrn Bernard Arnault inspiziert der französische Staatspräsident das Kaufhaus La Samaritaine, das am Mittwoch nach 16jährigem Dornröschenschlaf wiedereröffnet werden wird. Die TW zeigt tolle Fotos, die demonstrieren, welche Kraft von stationärem Handel ausgehen kann.
Das Haus ist freilich nicht unbedingt repräsentativ. Nicht jeder Standort hat das Potenzial von Paris und nicht jeder Unternehmer das Geld, 750 Millionen Euro in einen Store zu investieren. La Samaritaine hat definitiv das Zeug zu einer neuen Paris-Attraktion. Vielleicht ist das Kaufhaus in diesem Sinne auch so etwas wie eine Replik Arnaults auf das Kunstmuseum, mit dem der alte Rivale, Kering-Gründer Francois Pinault die französische Hauptstadt neulich beglückt hat.
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Dienstag, 22. Juni. Was La Samaritaine für Paris ist für Landau der Kaufhof. Das lokale Tourismus-Büro bietet Abschiedstouren durch das ehemalige Warenhaus an, das im Juli abgerissen werden soll. Alle Termine ausgebucht. Wenn die Landauer mal früher so ein Interesse an dem Laden entwickelt hätten….
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Mittwoch, 23. Juni. Zalando nimmt Sephora ins Sortiment auf. Ein cleverer Schachzug und potenzielle Win-Win-Situation für beide Partner, die bislang doch eher gelosed haben: Die Franzosen bei ihrer Deutschland-Expansion, wo man über wenige Stores und Flächen bei Kaufhof hinaus nicht so recht vorangekommen ist; jetzt erschließt Sephora sich das Zalando-Potenzial von 42 Millionen Kunden in ganz Europa. Und Zalando bei seinen Kosmetik-Ambitionen, der sich mit dem Deal die Unterstützung des französischen Global Players mit Zugang zu Luxusmarken und starker Eigenmarke sichert. Zu gern wüsste man, welche Provision die beiden Plattform-Partner verabredet haben.
Zalando war zuletzt auch als potenzieller Übernehmer des stark wachsenden Online-Anbieters Flaconi im Gespräch. Neben den Berlinern stoßen neuerdings auch Zara und H&M ins Kosmetikgeschäft vor, About You ist auch schon da. Platzhirsch Douglas bekommt es mit neuer Konkurrenz aus dem Modehandel zu tun.
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Donnerstag, 24. Juni. P&C West sondiert eine feindliche Übernahme von P&C Nord. Ein starkes Stück, was das Manager-Magazin da schreibt (Paywall). Angeblich kaufen die Düsseldorfer Schuldtitel der Hamburger auf, die sie in eine Beteiligung umzuwandeln versuchen könnten. „Es wäre das furiose Ende einer langen Familienfehde.“