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Shitstorm für Balenciaga. Geteilte Meinungen zur ISPO. Hoffnungen für 2023.

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Jür­gen Mül­ler

Mon­tag, 28. Novem­ber. Hat Balen­cia­ga den Bogen dies­mal über­spannt? Sieht so aus. Mode­op­fern Müll­beu­tel und Merch-Glä­ser für Unsum­men anzu­dre­hen oder eine teu­re Show im Schlamm ver­sin­ken zu las­sen ist das eine. Aber Wer­be­mo­ti­ve mit Kin­dern, die mit Plüsch­ted­dy­ta­schen mit Bon­da­ge-Geschirr posie­ren und ande­re kin­der­por­no­gra­fi­sche Anspie­lun­gen sind dann doch zu viel. Der Shit­s­torm, ob beab­sich­tigt oder nicht, ließ nicht lan­ge auf sich war­ten. Seit­her übt sich Balen­cia­ga-Mut­ter Kering in Scha­dens­be­gren­zung. Der Skan­dal kommt in einem heik­len Moment. Balen­cia­ga ist im Kon­zern der Shoo­ting­star und soll das Wachs­tum lie­fern, das Kerings Cash Cow Guc­ci aktu­ell fehlt.

Das Absur­de an dem Vor­gang ist, dass es kei­ner gewe­sen sein will. Wenn man weiß, wie akri­bisch Kam­pa­gnen gera­de von den Luxus­kon­zer­nen kon­zi­piert und kon­trol­liert wer­den, ist das ziem­lich unglaub­wür­dig. Jetzt wie Kering 25 Mil­lio­nen von der Pro­duk­ti­ons­fir­ma zu ver­lan­gen ist letzt­lich nur ein Ablen­kungs­ma­nö­ver. Am Ende ist natür­lich der Krea­tiv­chef der Ver­ant­wort­li­che. Dass Dem­na die­se Woche vom BoF-Award wie­der aus­ge­la­den wur­de, wird er ver­schmer­zen. Här­ter wird ihn die öffent­li­che Distan­zie­rung von Kim Kar­da­shi­an tref­fen, die mit ihrer Reich­wei­te und auf­se­hen­er­re­gen­den Auf­trit­ten zum Nim­bus der Mar­ke bei­getra­gen hat.

Man muss gar nicht so weit gehen und wie Jero­en van Rooi­jen Dem­nas Balen­cia­ga-Schän­dung in toto ver­dam­men. Für einen Con­nais­seur ist natür­lich schreck­lich, was der Krea­ti­ve aus dem Klas­si­ker gemacht hat. Aber von Con­nais­seu­ren kann ein Kon­zern wie Kering nicht leben. Kering, schreibt Jero­en in einem bit­te­ren Blog Post, müs­se sich fra­gen, was von der ''Per­le' Balen­cia­ga eines Tages noch übrig sei, "wenn die der­zeit im Dienst ste­hen­den 'Krea­ti­ven' ihren Hut neh­men und ein Haus wei­ter­zie­hen, was sicher in abseh­ba­rer Zeit geschieht. Es wäre gut für Balen­cia­ga, wenn der Spuk bald zu Ende ist "

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Diens­tag, 29. Novem­ber. Gesprä­che auf der ISPO, dar­un­ter zwei sym­pto­ma­ti­sche:

Der Mar­ke­ting­chef eines Aus­stel­lers hält den Auf­tritt, den sei­ne Chefs ent­schie­den haben, für ziem­li­che Geld­ver­schwen­dung. Tenor: Als Mar­ke brau­chen wir kei­ne Mes­se. Hier tref­fen sich doch nur die Gest­ri­gen zum Plau­dern über alte Zei­ten. Wenn wir alle Kraft auf die Mar­ken­bil­dung bei End­ver­brau­chern geben, wer­den die Ein­käu­fer gar nicht umhin kom­men, uns zu ordern.

Ein füh­ren­der deut­scher Sport­ar­ti­kel­händ­ler fin­det dage­gen super, dass die Mes­se nach Coro­na nun end­lich wie­der statt­fin­det. Wir brau­chen so einen Markt­platz. Es tut gut, sich mal wie­der zu tref­fen. Wir sind ein People's Busi­ness. Auch der frü­he­re Ter­min passt. Im Febru­ar ist die Order doch längst durch.

Die ISPO selbst gibt sich zufrie­den. Aber das sind die Ver­an­stal­ter nach Mes­sen eigent­lich immer. Rund 40.000 Fach­be­su­cher aus 117 Län­dern sei­en an den drei Tagen nach Mün­chen gekom­men. Wir haben sie nicht gezählt, aber auf den Flu­ren war es tat­säch­lich schon mal lee­rer. Die Abstim­mung mit den Füßen hat die ISPO jeden­falls gewon­nen.

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Mitt­woch, 30. Novem­ber. McK­in­seys ‚Mode-Chef‘ Achim Berg und BoF-Grün­der Imran Ahmed prä­sen­tie­ren bei der Voices-Kon­fe­renz die aktu­el­le Sta­te of Fashion-Ana­ly­se für 2023. „Die nächs­ten sechs Mona­te wer­den her­aus­for­dernd“, bestä­tigt Berg alle Ahnun­gen. „Hof­fen wir auf einen bes­se­ren Aus­blick, wenn wir in einem Jahr hier wie­der auf der Büh­ne ste­hen.“

Immer­hin sei mit einer Renais­sance der For­mal­wear zu rech­nen. Im Büro und auf man­chen Events gehe es wei­ter­hin casu­al zu, aber bei spe­zi­el­len Gele­gen­hei­ten wer­den die Men­schen sich umso mehr auf­bre­zeln, sagt Berg – um sei­ne Pro­gno­se gleich wie­der zu rela­ti­vie­ren. „Wenn ein McK­in­sey-Bera­ter über Mode spricht, dann ver­ste­he ich, wenn das Geläch­ter im Publi­kum aus­löst.“

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Don­ners­tag, 1. Dezem­ber. „Schön hier“ sol­len die 47 Gale­ria-Filia­len hei­ßen, wenn Über­nah­me­inter­es­sent Mar­kus Schön (buero.de) den Zuschlag erhält. Der Name mag Pro­gramm sein. Aber das Ver­spre­chen wer­den die Häu­ser so schnell nicht alle ein­lö­sen kön­nen.