Montag, 28. November. Hat Balenciaga den Bogen diesmal überspannt? Sieht so aus. Modeopfern Müllbeutel und Merch-Gläser für Unsummen anzudrehen oder eine teure Show im Schlamm versinken zu lassen ist das eine. Aber Werbemotive mit Kindern, die mit Plüschteddytaschen mit Bondage-Geschirr posieren und andere kinderpornografische Anspielungen sind dann doch zu viel. Der Shitstorm, ob beabsichtigt oder nicht, ließ nicht lange auf sich warten. Seither übt sich Balenciaga-Mutter Kering in Schadensbegrenzung. Der Skandal kommt in einem heiklen Moment. Balenciaga ist im Konzern der Shootingstar und soll das Wachstum liefern, das Kerings Cash Cow Gucci aktuell fehlt.
Das Absurde an dem Vorgang ist, dass es keiner gewesen sein will. Wenn man weiß, wie akribisch Kampagnen gerade von den Luxuskonzernen konzipiert und kontrolliert werden, ist das ziemlich unglaubwürdig. Jetzt wie Kering 25 Millionen von der Produktionsfirma zu verlangen ist letztlich nur ein Ablenkungsmanöver. Am Ende ist natürlich der Kreativchef der Verantwortliche. Dass Demna diese Woche vom BoF-Award wieder ausgeladen wurde, wird er verschmerzen. Härter wird ihn die öffentliche Distanzierung von Kim Kardashian treffen, die mit ihrer Reichweite und aufsehenerregenden Auftritten zum Nimbus der Marke beigetragen hat.
Man muss gar nicht so weit gehen und wie Jeroen van Rooijen Demnas Balenciaga-Schändung in toto verdammen. Für einen Connaisseur ist natürlich schrecklich, was der Kreative aus dem Klassiker gemacht hat. Aber von Connaisseuren kann ein Konzern wie Kering nicht leben. Kering, schreibt Jeroen in einem bitteren Blog Post, müsse sich fragen, was von der ''Perle' Balenciaga eines Tages noch übrig sei, "wenn die derzeit im Dienst stehenden 'Kreativen' ihren Hut nehmen und ein Haus weiterziehen, was sicher in absehbarer Zeit geschieht. Es wäre gut für Balenciaga, wenn der Spuk bald zu Ende ist "
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Dienstag, 29. November. Gespräche auf der ISPO, darunter zwei symptomatische:
Der Marketingchef eines Ausstellers hält den Auftritt, den seine Chefs entschieden haben, für ziemliche Geldverschwendung. Tenor: Als Marke brauchen wir keine Messe. Hier treffen sich doch nur die Gestrigen zum Plaudern über alte Zeiten. Wenn wir alle Kraft auf die Markenbildung bei Endverbrauchern geben, werden die Einkäufer gar nicht umhin kommen, uns zu ordern.
Ein führender deutscher Sportartikelhändler findet dagegen super, dass die Messe nach Corona nun endlich wieder stattfindet. Wir brauchen so einen Marktplatz. Es tut gut, sich mal wieder zu treffen. Wir sind ein People's Business. Auch der frühere Termin passt. Im Februar ist die Order doch längst durch.
Die ISPO selbst gibt sich zufrieden. Aber das sind die Veranstalter nach Messen eigentlich immer. Rund 40.000 Fachbesucher aus 117 Ländern seien an den drei Tagen nach München gekommen. Wir haben sie nicht gezählt, aber auf den Fluren war es tatsächlich schon mal leerer. Die Abstimmung mit den Füßen hat die ISPO jedenfalls gewonnen.
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Mittwoch, 30. November. McKinseys ‚Mode-Chef‘ Achim Berg und BoF-Gründer Imran Ahmed präsentieren bei der Voices-Konferenz die aktuelle State of Fashion-Analyse für 2023. „Die nächsten sechs Monate werden herausfordernd“, bestätigt Berg alle Ahnungen. „Hoffen wir auf einen besseren Ausblick, wenn wir in einem Jahr hier wieder auf der Bühne stehen.“
Immerhin sei mit einer Renaissance der Formalwear zu rechnen. Im Büro und auf manchen Events gehe es weiterhin casual zu, aber bei speziellen Gelegenheiten werden die Menschen sich umso mehr aufbrezeln, sagt Berg – um seine Prognose gleich wieder zu relativieren. „Wenn ein McKinsey-Berater über Mode spricht, dann verstehe ich, wenn das Gelächter im Publikum auslöst.“
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Donnerstag, 1. Dezember. „Schön hier“ sollen die 47 Galeria-Filialen heißen, wenn Übernahmeinteressent Markus Schön (buero.de) den Zuschlag erhält. Der Name mag Programm sein. Aber das Versprechen werden die Häuser so schnell nicht alle einlösen können.