Dass Esprit-Ware jetzt bei Kik verramscht wird, ist ein weiterer Sargnagel in der Beziehungskiste zwischen dem Fachhandel und dem für die Sortimente einst so wichtigen Markenlieferanten aus Ratingen. In nur drei Jahren hat Esprit mehr als 30% seines Wholesale-Volumens verloren, und die neulich veröffentlichten Neun-Monats-Zahlen weisen erneut ein zweistelliges Minus im Geschäft mit dem Fachhandel aus. Dass die Marke massiv ausgelistet wurde ist die Quittung für eine unterdurchschnittliche Performance in den Sortimenten. Und die Rache für eine zügellose Vertriebspolitik, die auf eine Ausweitung des Direktvertriebs über eigene Läden und Online sowie auf eine Ausschlachtung der Marke über eine extreme Lizensierung setzte. Eine Marke, die quasi überall, vom Fachhandel über die Warenhäuser bis hin zu Möbelhäusern und Drogeriemärkten präsent ist, trägt mehr zur Austauschbarkeit als zur Profilierung von Sortimenten bei.
Dass Überhänge jetzt auf der Resterampe bei Kik auftauchen, diskreditiert Esprit einmal mehr. Dass der Discounter offenbar Ware vom Graumarkt abgegriffen hat, kann keine Entschuldigung sein. Die darf dort gar nicht erst landen. Für Kik ist es indes ein ziemlicher Coup. Wie es aussieht, wird es nicht der letzte dieser Art gewesen sein.
Nachtrag (20.5.): Esprit reagierte auf die Kik-Aktion mit einem Umtausch-Angebot via Facebook: Für bei Kik erworbene Esprit-Ware gab es das Geld zurück und einmalig einen 10 Euro-Gutschein. Schade nur, dass die Offerte nur wenige Tage ( bis 19.5.) gültig war. Es entstand eine Diskussion mit hunderten von Kommentaren. So dürfte der PR-Effekt größer sein, als die durch die Umtauschaktion entstandenen Kosten.
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Die Verschiebung der Flughafeneröffnung in Berlin auf nächsten März ist für die neue Modemesse Panorama der GAU. Diese Woche ließen die Messemacher verlautbaren, dass sie an dem Termin 4. bis 6. Juli trotzdem festhalten. Sie haben in den vergangenen Monaten ein ordentliches Ausstellerportfolio mit rund 300 Marken akquiriert. Die Panorama zielt auf die Anbieter der Marktmitte, die bei den eher spitz ausgerichteten Berliner Messen bislang vielfach draußen bleiben müssen. Damit erfüllt sie durchaus eine Nachfrage.
Ein Vorbehalt war indes von Anfang an, ob die Aussteller vor den Toren der Stadt glücklich werden. Jetzt stellt sich diese Frage verschärft. Denn ohne Flughafenbetrieb fehlt die natürliche Frequenz; man muss sich extra auf den Weg zum Messegelände nach Schönefeld machen. Und das liegt ja nun weniger in Berlin als in Brandenburg. Wie realistisch ein Ausweichstandort ist, wird sich zeigen.
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Heute Früh meldet die Welt, dass Bernard Arnault ärmer ist als gedacht. Bloomberg hat sich die Beteiligungsverhältnisse des LVMH-Chefs nochmal genauer angesehen und taxiert ihn nun nur noch auf gut 24 Mrd. Dollar, das sind 14,6 Mrd. Dollar weniger als gedacht. Er rutscht damit auf Bloombergs Reichstenliste von Platz 5 auf Platz 11 ab. Armer Arnault.
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