Passiert large

Musks Parfum. Arnaults Jet. Benkos Anleihen.

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Jürgen Müller

Samstag, 15. Oktober. Sowas ist der Traum jeden Marketeers: Elon Musk kündigt für das kommende Frühjahr ein neues Produkt an und binnen kürzester Zeit gehen Bestellungen für über 2 Millionen Euro ein. 20.000 Flaschen seines Parfums hat Musk Medienberichten zufolge angeblich verkauft, zum Stückpreis von 104,95 Euro. Im ersten Quartal 2023 soll Auslieferung sein. Wartezeiten ist man vom Tesla-Gründer ja gewohnt. Aber Gesprächsstoff hat er jetzt schon mal geliefert.

Möglicherweise hat Musk aber auch nur das falsche Kraut geraucht. In jedem Fall müssen Haare beigemischt gewesen sein. Warum sonst hat er das Duftwasser wohl ‚Burnt Hair‘ getauft. Slogan: Die Essenz des widerlichen Begehrens.

Der Weg ins Parfum-Business sei für ihn mit seinem Namen unausweichlich gewesen, witzelt Musk via Twitter. Musk ist das englische Wort für Moschus. Wie so oft bei seinen erratischen Tweets weiß man nicht, ob die ganze Aktion ernst gemeint war. Da er das Parfum ausgerechnet über seine Tunnelbau-Firma ‚The Boring Company‘ anbietet, handelt es sich wohl eher um einen Scherzartikel. Vielleicht wollte er ja auch nur die ‚Boring Company‘ ein bisschen weniger boring machen.

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Sonntag, 16. Oktober. Vintage boomt. Es müssen nicht zwangsläufig teure Uhren und Designer-Taschen sein. Wer seine Jeans nur lange genug lagert, kann ebenfalls auf Rekordpreise hoffen.

Für 87.400 Dollar haben die Vintage-Händler Kyle Haupert und Zip Stevenson jetzt eine Levi’s‑Jeans ersteigert. Die Buxe stammt aus den 1880er-Jahren, ist also rund 140 Jahre alt und wurde in einem verlassenen Minenschacht in New Mexico gefunden. „Das Modell mit den Flecken und Löchern könnte heute als Loose fit straight leg destroyed stonewashed distressed ripped paint splattered Jeans verkauft werden“, konstatiert die SZ. Die Hose halte das Werbeversprechen, das Levi‘s erst 100 Jahre später abgegeben hat: ‚Quality never goes out of style‘.

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Montag, 17. Oktober. Ob man im Jahr 2160 ähnliche Summen für ein Crop Top von Shein bezahlen wird? Abwarten. Polyester ist immerhin haltbarer als Denim, und wer weiß, wie viele Alttextilien auch in 140 Jahren noch im Meer herumschwimmen werden.

Es muss nicht so weit kommen, wenn es nach Shein geht. Der Fast Fashion-Riese mischt seit heute im Second Hand Business mit und hat in den USA eine Resale-Plattform gestartet. Resale mag zurzeit ein wichtiges Wachstumssegment im Modebusiness sein, was sich bei den immer mal wieder kolportierten IPO-Plänen von Shein strategisch gut verkaufen ließe. Aber es ist definitiv die Antithese zu Sheins eigentlichem Geschäftsmodell. Vermutlich geht es bei Shein Exchange deshalb auch weniger um Business Development als darum, den Kritikern der Wegwerfmode etwas Wind aus den Segeln zu nehmen.

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Dienstag, 18. Oktober. Bis Ende dieser Woche soll die Regierung ein Signal geben, ob Galeria erneut mit Staatshilfen rechnen kann. Nach einem Jahresfehlbetrag von 622 Millionen Euro rechnet der Konzern auch für das laufende Geschäftsjahr, „mit einem negativen EBITDA und einem Jahresfehlbetrag im unteren bis mittleren dreistelligen Millionenbereich und einer entsprechenden Auswirkung auf das Eigenkapital“. Nach zweimaligen staatlichen Stützungsaktionen ist der Gegenwind für Galerias Antrag enorm. Experten, andere Einzelhändler und die meisten Medien plädieren dafür, dass dieses Mal primär der Eigentümer gefragt sein sollte.

René Benko hat zurzeit freilich noch andere Sorgen. Nach den Enthüllungen im Zuge der Affäre um den Ex-Kanzler Kurz ermittelt die österreichische Staatsanwaltschaft wegen Korruption. So durchsuchten die Ermittler heute die Büros der Signa Holding. In der Folge trennten sich Anleger von den Anleihen der Signa Development Selection, deren Wert sackte nach Angaben von Bloomberg am Dienstag kräftig ab.

Für Galeria beginnt derweil von Neuem ein Krimi, der die die Politik, das Management, die Mitarbeitenden, die Lieferanten und die Kommunen in den kommenden Wochen und Monaten viel beschäftigen wird. Das Ende ist offener denn je.

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Mittwoch, 19. Oktober. Bernard Arnault verkauft seinen Privatjet. Der LVMH-Inhaber fühlte sich verfolgt, und er war es auch. Der Instagram-Account ‚Laviondebernard‘ zeichnete seit ein paar Monaten die Flugbewegungen des Jets nach. Eigentlich, um den CO₂-Ausstoß der Maschine anzuprangern. Arnaults Reiseverhalten war deswegen immer wieder Thema in den Medien. Das sei indes nicht der Grund für den Verkauf gewesen, heißt es, sondern Sicherheitsgründe. Dealmaker Arnault wollte einfach nicht, dass die Mitbewerber sehen, wo er nun als Nächstes wieder hinfliegt.

Auf die CO₂-Bilanz des LVMH-Chefs wird der Verkauf keine Auswirkungen haben. Statt des eigenen Jets wird Arnault nun wechselnde Flugzeuge mieten.

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Donnerstag, 20. Oktober. Was ein Zufall: Gleich drei große Branchen-Unternehmen verlieren ihre Nachhaltigkeits-Verantwortlichen. Zalandos Sustainability-Chefin Kate Heiny kehrt dem Online Retailer den Rücken. Hugo Boss muss seinen SVP Global Corporate Responsibility & Public Affairs, Andreas Streubig ersetzen. Und bei P&C Düsseldorf verkündet Ryan Holowka nach nur einem Jahr via LinkedIn seinen Abgang als Head of Sustainability.

Ob die alle vergangene Woche die „Greenwashing-TW“ gelesen haben?