Passiert large

Klage gegen Satan-Sneaker. Uringate bei Amazon. Modetipps von Lauterbach.

Jür­gen Mül­ler

Diens­tag, 30. März. Nike tut MSCHF den Gefal­len und geht juris­tisch gegen die „Satan-Snea­k­er“ vor. Pünkt­lich zu Ostern haben die New Yor­ker Akti­vis­ten  teuf­li­sche Nike-Airs gedropt, in deren Soh­le angeb­lich mensch­li­ches Blut ver­ar­bei­tet wur­de. Zuviel für Nike, der um sein Image bei vie­len from­men US-Kun­den fürch­tet. Dafür nah­men die PR-Leu­te in Bea­ver­ton in Kauf, dass die MSCHF-Akti­on nun erst recht Publi­ci­ty bekommt.

Immer­hin – das könn­te man schuld­min­dernd zuge­ste­hen – zeigt sich MSCHF bibel­fest: Die Snea­k­er kos­te­ten 1018 Dol­lar, eine Refe­renz auf Lukas 10, Vers 18: „Ich sah den Satan vom Him­mel fal­len als einen Blitz.“ Wie der Blitz waren die 666 Paar denn auch aus­ver­kauft. Nach den erst kürz­lich gedrop­ten Birk­in­stocks (die zwi­schen 34.000 und 76.000 Dol­lar kos­te­ten) und den mit hei­li­gem Jor­dan-Was­ser gefüll­ten Jesus-Snea­k­ern (1425 Dol­lar das Paar) ent­pup­pen sich die Aktio­nen des angeb­li­chen Künst­ler­kol­lek­tivs lang­sam aber sicher als krea­ti­ves Geschäfts­mo­dell.

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Don­ners­tag, 1. April. Anders als die Impf­zen­tren bei Kar­stadt und Kauf­hof kein April­scherz: Schuh­händ­ler dür­fen in Bay­ern ab sofort wie­der öff­nen. Der Bay­ri­sche Ver­wal­tungs­ge­richts­hof stuft ihre Stores als „sons­ti­ges für die täg­li­che Ver­sor­gung unver­zicht­ba­res Laden­ge­schäft” ein. So wie Buch­hand­lun­gen, Opti­ker, Dro­ge­rien und Baby­fach­märk­te. Super für die Schuh­händ­ler. Und eine wei­te­re Vol­te einer inzwi­schen völ­lig logik­be­frei­ten Coro­na-Schlie­ßungs- und Öff­nungs­po­li­tik. Wenigs­tens müs­sen die Händ­ler ihre Läden jetzt nicht mehr mit Klo­pa­pier aus­staf­fie­ren, um als infek­ti­ons­si­cher zu gel­ten.

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Frei­tag, 2. April. Uring­a­te bei Ama­zon. In einem Tweet hat­te der Online-Gigant bezwei­felt, dass Ange­stell­te in Fla­schen pin­keln müs­sen, weil sie es aus Zeit­man­gel nicht mehr zur Toi­let­te schaf­fen. Nach Pro­tes­ten rudert die PR-Abtei­lung zurück. Und rela­ti­viert: Es han­de­le sich um bran­chen­wei­tes Pro­blem. Die Pin­kelei sei auch bei Lie­fer­diens­ten wie UPS, DPD oder Uber gän­gi­ge Pra­xis. Na dann.… Same Day Deli­very ver­langt eben Opfer. Den Preis für kom­pro­miss­lo­se Cus­to­mer Cen­tri­ci­ty muss einer bezah­len.

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Sams­tag, 3. April. Der Spie­gel berich­tet von einer Mode­de­si­gne­rin, die ihr Ate­lier coro­na­kri­sen­be­dingt auf­ge­ben muss und sich jetzt der vir­tu­el­len Pro­sti­tu­ti­on hin­gibt. Als „Tech Domi­na“ erfüllt sie via Inter­net die Fetischwün­sche ihrer Kun­den, zer­tritt in hoch­ha­cki­gen Over­kne­es mit Lebens­mit­tel­far­be gefüll­te Scho­ko-Oster­ha­sen oder lässt sich dafür bezah­len, dass sie ihre Kun­den mit Nicht­be­ach­tung straft („Igno­re Cam“). Das liest sich lus­tig, ist aber natür­lich der wirt­schaft­li­chen Not der Mode­de­si­gne­rin geschul­det. So war digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on im Mode­busi­ness jeden­falls nicht gedacht.

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Diens­tag, 6. April. SPD-Gesund­heits­exper­te und Omnich­an­nel-Talk­show­gast Karl Lau­ter­bach bas­telt an sei­ner Zweit­kar­rie­re – als Mode­papst. “Flie­gen sind aus der Mode”, pos­tu­liert der 58jährige im Gespräch mit dpa, wes­we­gen er sei­ne jetzt nach und nach ver­schen­ke. Dass Lau­ter­bach dem­nächst eine Kolum­ne in GQ schrei­ben wird, ist frei­lich ein Gerücht.

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Don­ners­tag, 8. April. For­bes ver­öf­fent­licht sein all­jähr­li­ches Ran­king der Super­rei­chen. Die Kurz­fas­sung: Von Kri­se kei­ne Spur. Die Zahl der Mil­li­ar­dä­re ist dem­nach mit 2755 grö­ßer denn je, und fast alle sind 2020 rei­cher gewor­den. Auf­schluss­rei­ches Detail: Unter den glo­ba­len Top10 sind sie­ben US-Tech-Mil­li­ar­dä­re, unter den euro­päi­schen Top10 sie­ben, die u.a. mit Tex­ti­li­en han­deln. Glo­bal ein­sa­me Spit­ze ist Jeff Bezos, der bekannt­lich bei­des tut. Er hat sein Ver­mö­gen um 64 auf 177 Mil­li­ar­den Dol­lar meh­ren kön­nen.

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