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Hagmann verlässt Hilfiger, Viard Chanel. Benko filmreif, Lagerfeld on air. About You politisch. Shein nachhaltig?

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Jür­gen Mül­ler

Mon­tag, 3. Juni. “Wenn man sich auf dem Park­platz so umschaut…”, begrüßt Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger die Gäs­te in Bie­le­feld, “…wie der Luxus-Show­room von Sixt! So schlecht kann es Ihnen nicht gehen.”

Es ist in der Tat so, dass vie­le im Publi­kum der Katag-Chef­ta­gung nicht nur unzu­frie­den sind. Leicht ist das Geschäft nir­gend­wo mehr, bere­chen­bar schon gar nicht. Aber es läuft die­ses Jahr für vie­le bes­ser als befürch­tet. Plus 3% mel­det die TW auf­ge­lau­fen, ledig­lich der Mai hat geschwä­chelt. Auch in den mul­ti­plen Kri­sen der ver­gan­ge­nen Jah­re hat sich das Geschäfts­mo­dell der Platz­hir­sche resi­li­en­ter gezeigt als das der gro­ßen Filia­lis­ten, vie­ler Ver­ti­ka­ler und fremd­fi­nan­zier­ter Digi­ta­ler.

Natür­lich bekommt man als Ein­zel­händ­ler in der Kon­sum­kri­se nichts geschenkt und die Arbeit ist här­ter denn je. Man darf nichts anbren­nen las­sen und muss sich per­ma­nent wei­ter­ent­wi­ckeln. Aber es ist mehr als eine Durch­hal­te­pa­ro­le, wenn Katag-Chef Dani­el Ter­ber­ger sei­nen Part­nern eine gute Zukunfts­per­spek­ti­ve attes­tiert.

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Das muss­te ja so kom­men: Auf­stieg und Fall von René Ben­ko sol­len ver­filmt wer­den. Con­stan­tin Film plant eine TV-Serie. “Beco­ming Ben­ko”? Die Mischung aus Geld, Poli­tik und Crime wird bestimmt zie­hen. Die Fra­ge ist: Wird es eine Komö­die oder ein Dra­ma? Oder bloß eine Far­ce? Und wird es ein Hap­py End geben? Für wen?

Wer sich ein Bild von skru­pel­lo­sen Zockern in der Inves­to­ren-Sze­ne machen möch­te, dem sei die exzel­len­te Serie Exit (aktu­ell auf ZDF Neo) emp­foh­len.

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Diens­tag, 4. Juni. Shein star­tet sei­ne Wie­der­ver­kaufs­platt­form Shein Exch­an­ge nun auch in Euro­pa. Dort kön­nen die Kun­den ihre Shein-Kla­mot­ten wei­ter­ver­kau­fen. Bzw. das, was nach zwei­mal Tra­gen noch davon übrig ist. Die wich­tigs­te Funk­ti­on der Platt­form dürf­te eine ande­re sein: im Vor­feld des anste­hen­den Bör­sen­gangs den Nach­hal­tig­keits­kri­ti­kern Wind aus den Segeln zu neh­men und kogni­ti­ve Dis­so­nan­zen bei den poten­zi­el­len Anle­gern zu lin­dern.

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Tom­my Hil­fi­ger-CEO Mar­ti­jn Hag­man ver­lässt PVH Euro­pe, nach 16 Jah­ren im Kon­zern, meist an der Sei­te von Dani­el Grie­der. PVH-CEO Ste­fan Lars­son schnei­det die Füh­rungs­struk­tur neu zu. Nach­dem sich Tom­my im Markt zuletzt zuneh­mend schwer tat, bot Hag­man Angriffs­flä­chen.

Mit dem Weg­gang von Dani­el Grie­der scheint die Mar­ke auch ein Stück weit die Magie ver­las­sen zu haben. Der Zau­be­rer ist von der Büh­ne. Sei­nem Nach­fol­ger hat das Publi­kum die zer­säg­te Jung­frau nicht mehr abge­nom­men. Jetzt zieht der Maes­tro in Met­zin­gen ein Kanin­chen nach dem ande­ren aus dem Hut.

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“Fashion Yes, Fascism No”, “Sor­ry, aber Braun ist so 1933” – über 50.000 Demons­tra­ti­ons­schil­der hat About You seit dem 22. Mai mit sei­nen Pake­ten aus­ge­lie­fert. “Demo­cra­cy is About You” heißt die mit Jung von Matt ent­wi­ckel­te Kam­pa­gne im Vor­feld der an Sonn­tag anste­hen­den Euro­pa­wahl sehr tref­fend. Sel­ten war Logis­tik so poli­tisch.

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Mitt­woch, 5. Juni. Das Stutt­gar­ter Auk­ti­ons­haus Nagel ver­mark­tet den Nach­lass der vor zwei Jah­ren ver­stor­be­nen Hei­di Hor­ten, berich­tet das Han­dels­blatt. Dar­un­ter wert­vol­le Uhren, anti­ke Kera­mik und 600 Hand­ta­schen. Nicht etwa Restan­ten aus den vor 30 Jah­ren von Kauf­hof über­nom­me­nen Waren­häu­sern, da hält Gale­ria-Insol­venz­ver­wal­ter Ste­fan Denk­haus sei­ne Hand drauf, son­dern Luxus­tei­le u.a. von Cha­nel und Her­mès.

Mit die­sem Besitz reicht die “Kauf­haus-Wit­we” fast an Imel­da Mar­cos her­an: die Dik­ta­to­ren­gat­tin soll 888 Hand­ta­schen im Schrank gehabt haben, neben 1060 Paar Schu­hen und 15 Nerz­män­teln, für die sie auf den Phil­ip­pi­nen sicher­lich wenig Tra­ge­ge­le­gen­hei­ten hat­te.

Die Auk­ti­on geht am 25. Juni über die Büh­ne. Die Schätz­sum­me der 450 Lose beträgt drei Mil­lio­nen Euro, wei­te­re 1400 Pre­tio­sen sol­len im Sep­tem­ber und Okto­ber ange­bo­ten wer­den. Der Erlös geht an die Hei­di Hor­ten-Stif­tung.

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Frei­tag, 7. Juni. Heu­te star­tet “Beco­ming Karl Lager­feld” auf Dis­ney+. Ver­gan­ge­ne Woche war in Ber­lin die Pre­mie­re mit Haupt­dar­stel­ler Dani­el Brühl. Eine Figur zu spie­len, von der jeder noch ein aktu­el­les Bild vor Augen hat, ist für einen Schau­spie­ler sicher­lich her­aus­for­dernd.

Ande­rer­seits spiel­te Lager­feld selbst ja in ers­ter Linie eine Rol­le. Sei­ne unver­kenn­ba­re Erschei­nung gehört nicht umsonst zu den belieb­ten Kar­ne­val-Kos­tü­mie­run­gen. “Mein Look hat mich zu einer Mario­net­te gemacht”, sag­te Lager­feld mal. “Man sieht eine Sil­hou­et­te.” Und: “Die Bril­le ist mei­ne Bur­ka.” Ob es Brühl gelun­gen ist, den Men­schen hin­ter der Mas­ke zu zei­gen?

Der Film endet übri­gens mit dem Antritt Lager­felds bei Cha­nel. Dort wur­de er end­gül­tig zur Kult­fi­gur. Dass pünkt­lich zum Seri­en­start Vir­gi­nie Viard, sei­ne rech­te und lin­ke Hand über Jahr­zehn­te und Nach­fol­ge­rin seit 2019, Cha­nel ver­lässt, ist natür­lich Zufall.