Selten fand grüne Mode eine solche Aufmerksamkeit. Es geht hier nicht um Greta Thunbergs Bluse, die sie bei ihrem Wutausbruch diese Woche in New York anhatte. Abgesehen davon, dass diese Pink war, weiß man nach Gretas Auftritt nicht mehr, wovor man mehr Angst haben muss: vor dem Klimawandel oder vor der 16jährigen Schwedin.
Nein, die Rede ist natürlich von Jennifer Lopez' grünem Versace-Kleid. Die Fotos aus Mailand dürfte inzwischen jeder gesehen haben. Da konnte medial auch der Zwangsjacken-'Skandal" nicht mithalten, der Alessandro Micheles stilistische Aufräumaktion bei Gucci beinahe überdeckte. Und dass Hugo Boss einen sehr schönen Auftritt hatte, geriet ebenfalls zur Randnotiz.
Die Wiederauflage des 20 Jahre alten Jungle Dress war eine konzertierte Aktion von Versace, Google und Jennifer Lopez, die derzeit ihren Kinofilm “Hustlers” zu promoten hat. Es sei darum gegangen, einen wichtigen Meilenstein gemeinsam zu feiern, säuselte Donatella Versace in einer E‑Mail an BoF. Angeblich hat Lopez’ seinerzeitiger Grammy-Auftritt Google zur Entwicklung seiner Bildersuche inspiriert. Weshalb der Suchmaschinenkonzern quasi als kleines Dankeschön ein paar Gimmicks zur Mailänder Schau beisteuerte. So geht heute Storytelling.
Und irgendwie schaffte es Donatella auch noch, eine Brücke zum Thema Nachhaltigkeit zu schlagen. Denn was sei zeitloses Design denn anderes als nachhaltig? Die Mode werde im Moment wegen ihrer Wegwerfkultur angegriffen, so Versace. “Nun, dieses Kleid ist 20 Jahre alt. Mode ist etwas Dauerhaftes. Sie gehört nicht der Vergangenheit an, sondern kann immer wieder neu interpretiert werden.“
Fehlte nur noch, dass J.Lo mit dem Schiff nach Italien gereist ist.
Auch andere Größen der Luxusindustrie äußerten sich aus aktuellem Anlass. Kering wolle über die gesamte Lieferkette klimaneutral werden, verkündete CEO Francois-Henri Pinault. Der Konzern werde seine Treibhausemissionen durch Aufforstungsinitiativen kompensieren. Wer etwas für die Umwelt tun möchte, kauft also am besten Gucci-Sneaker.
Bernard Arnault dagegen wagte es, Greta zu widersprechen. „Meiner Meinung nach sind ihre Ansichten für junge Menschen demoralisierend”, sagte er laut TW diese Woche auf dem Nachhaltigkeitsgipfel von LVMH. Jahrzehnte des wirtschaftlichen Wachstums hätten vielen Menschen den Weg aus der Armut geebnet. Sie lebten dadurch nicht nur besser, sondern auch gesünder: „Wenn wir nicht zurückfallen wollen, müssen wir wachsen.“
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