Freitag, 26. November. Der Black Friday entpuppt sich als Schwarzer Freitag. Omikron schickt die Börsen auf Talfahrt. Nur Zalando und ein paar andere Onliner können kurzfristig zulegen – wohl ein Reflex auf steigende Inzidenzen, der sich bei den Anlegern nach inzwischen vier Wellen eingespielt hat. Die Covid-Hausse ist genauso schnell vorbei, wie sie eingesetzt hat.
Auch der Black Friday spielt nicht so viel ein wie erwartet. Nachdem der Einzelhandel bereits seit Wochen mit Preisangeboten wirbt, sind womöglich Käufe vorgezogen worden. Vielleicht steckt auch ein Gewöhnungseffekt dahinter. Denn mit Rabatten ist es wie mit anderen Drogen. Die Wirkung lässt nach, wenn man die Dosis nicht permanent steigert.
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Sonntag, 28. November. Virgil Abloh ist tot. Die Social Media Feeds füllen sich mit Kondolenzen, über Tage wird das so weitergehen. Zuletzt gab es so eine kollektive Trauer bei Karl Lagerfeld, dem anderen großen Multitasker der Mode. Der Schock ist groß. Niemand außerhalb seines engsten Kreises wusste, wie es um den 41jährigen Familienvater stand. Ablohs Arbeitswut ließ alles erwarten, nur keine solche Nachricht. Ein Innovator wurde jäh aus seinem Schaffen gerissen. Zu gerne hätten wir erlebt, wohin uns dieses Schaffen noch bringen hätte können.
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Montag, 29. November. Orsay geht unter den Schutzschirm. Dahin, wo in der ersten Welle bereits Esprit, Sinn und Galeria waren. Das hat auch, aber nicht nur mit Corona zu tun. Der neue Orsay-CEO Sascha Bopp ist jetzt als Sanierer gefragt. 197 deutsche Stores und 1200 Mitarbeiter sind betroffen.
Insbesondere auf die Vermieter kommen schwierige Gespräche zu. Die werden sich daran gewöhnen müssen. Die Ladenmieten sind schon länger unter Druck, Die Corona-Krise hat auch diese Entwicklung verstärkt. Es steht der Immobilienszene ein schmerzhafter Anpassungsprozess bevor. Schon diese Woche droht weiteres Ungemach. Am kommenden Mittwoch entscheidet der BGH über ein Urteil des OLG Dresden, nach dem Ladenbetreiber bei staatlich angeordneten Schließungen nicht die volle Miete zahlen müssen (im konkreten Fall nur 50%). Es zeichnet sich ab, dass der BGH sich dieser Linie anschließt.
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Dienstag, 30. November. Überraschend ist allenfalls der Zeitpunkt: Marta Ortega, Tochter des Firmengründers Amancio Ortega, ist nun auch formal die starke Frau im Inditex-Konzern. Sie übernimmt bei dem weltgrößten Modehändler die Position der Chairwoman, Oscar Garcia Maceiras wird neuer CEO. Im neuen Management Committee sitzen neun langjährige Inditex-Manager, darunter sieben Männer, alles Spanier. Anders als bei H&M (7 Frauen, 9 Männer) oder C&A (3 Frauen, 4 Männer) herrscht in der Inditex-Chefetage eine ziemliche Monokultur. Bisher hat das den Erfolg von Zara & Co nicht verhindert. Aber vielleicht hätte der Konzern ja sonst noch mehr die Nase vorn.
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Donnerstag, 2. Dezember. 2G kommt. Und der Handel soll das auch noch kontrollieren. Abgesehen von Frequenzeinbrüchen, zusätzlichen Kosten und erhöhtem Organisationsaufwand mag man sich den Stress nicht ausmalen, den manche Ungeimpfte bei ihren Last-Minute-Weihnachtseinkäufen an der Ladentür und danach in Social Media machen werden. Manche Händler werden sich jetzt insgeheim den Lockdown zurück wünschen, da ist der Umsatz unwesentlich niedriger, aber die Personalkosten fallen weitgehend weg. Für die Moral in den Betrieben wäre das allerdings Gift. Es hilft nichts. Der Frequenzrückgang ist politisch gewollt. Entsprechend sollte die Politik für den Schaden einstehen.