Passiert large

Besser machen

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Jür­gen Mül­ler

2024? Abha­ken! Das Weih­nachts­ge­schäft war der unrühm­li­che Höhe­punkt eines ver­korks­ten Jah­res. Trotz vol­ler Innen­städ­te blie­ben die Umsät­ze im Mode­han­del ins­ge­samt unter den Erwar­tun­gen. Und die waren ohne­hin nicht hoch.

Es ist ja kein Wun­der: Die Stim­mung in Deutsch­land ist im Kel­ler, ange­sichts von Rezes­si­on, stei­gen­der Arbeits­lo­sig­keit und poli­ti­schen Unwäg­bar­kei­ten hal­ten die Leu­te das Geld bei­sam­men. Mode hat für die Kon­su­men­ten kei­ne Prio­ri­tät, und dass die Prei­se für Beklei­dung über­pro­por­tio­nal gestie­gen sind, war bestimmt nicht hilf­reich. Soweit, so bekannt.

Immer­hin scheint sich das Online-Busi­ness zuletzt etwas berap­pelt zu haben. Die Web­händ­ler leg­ten laut Desta­tis in den elf Mona­ten per Ende Novem­ber nomi­nal um 4,7 Pro­zent zu. Der Beklei­dungs­fach­han­del ver­lor dage­gen ein hal­bes Pro­zent. Für das Jahr 2024 spricht die TW für den sta­tio­nä­ren Mode­han­del von Pari.

Weil die Poli­tik hier­zu­lan­de ger­ne für alles ver­ant­wort­lich gemacht wird, rich­ten sich die Hoff­nun­gen jetzt auch auf eben­die­se. "Die Bun­des­tags­wahl kann wie ein Sekt­kor­ken wir­ken", sag­te HDE-Prä­si­dent Alex­an­der von Preen der dpa, pas­sen­der­wei­se zu Sil­ves­ter. "Wenn wir wie­der Rah­men­be­din­gun­gen haben, wo die Men­schen sagen: 'Jawohl, jetzt geht es in eine Rich­tung, jetzt sehen wir, wohin man will', dann wird das eine total befrei­en­de Situa­ti­on sein und extrem viel Dyna­mik in den Markt brin­gen."

Wenn das mal auf­geht. Statt im Wahl­kampf über Kon­zep­te zu Wirt­schaft, Migra­ti­on und Ver­tei­di­gung zu strei­ten, beschäf­ti­gen wir uns mit den Kaprio­len von Donald Trump und Elon Musk, die jeden Tag ein neu­es Kanin­chen aus dem Hut zau­bern.

Viel­leicht pas­sen aber auch Wahl­kampf und Weih­nachts­zeit ein­fach nicht so gut zusam­men. Mar­kus Söder mach­te neben sei­nem per­ma­nen­ten Grü­nen-Bas­hing in ers­ter Linie mit sei­nen Christ­mas-Swea­tern Schlag­zei­len. Auch der Bun­des­kanz­ler ver­such­te sich von sei­ner mensch­li­chen Sei­te zu zei­gen. "Wenn ich nach Hau­se kom­me, zie­he ich mich sofort um, das ist das Ers­te, dann tra­ge ich eine Vari­an­te von Jeans", sag­te er im Pod­cast bei Zeit Online. Wie die­se 'Vari­an­te von Jeans' wohl aus­se­hen mag? Eine Jog­ging­ho­se tra­ge er jeden­falls nicht, denn Scholz will ja schließ­lich die Kon­trol­le behal­ten, die er über sei­ne Regie­rung frei­lich längst ver­lo­ren hat.

Auf die Politik sollte man besser nicht warten. Schauen wir nach vorne.

Locke­rungs­übun­gen beob­ach­tet man auch bei Fried­rich Merz. Sei­ne Sty­lis­tin hat ihm für Talk­show­auf­trit­te neu­er­dings einen Pull­over übers Hemd emp­foh­len, wahr­schein­lich, um weni­ger black­ro­ckig rüber­zu­kom­men. Kaum zu ertra­gen die Küchen­tisch-PR von Robert Habeck, der uns allein schon wegen des melier­ten Schal­kra­gen­pul­lis nicht ins Haus käme.

Posi­tiv ver­merkt haben wir im Dezem­ber die Ein­las­sung von Boni­ta Grupp zu Björn Höckes Remi­gra­ti­ons­fan­ta­sien: „Es gibt Men­schen, die lei­der den­ken, dass ‚Made in Ger­ma­ny‘ eigent­lich ‚Made by Ger­mans‘ bedeu­tet. Das ist aber nicht der Fall und war es übri­gens auch nie.“

Natür­lich hat die Ampel kei­ne gute Wirt­schafts­po­li­tik gemacht. Aber die struk­tu­rel­len Pro­ble­me des Wirt­schafts­stand­orts Deutsch­land blei­ben erst­mal die­sel­ben, und auch eine neue Regie­rung wird mit knap­pen Kas­sen aus­kom­men müs­sen. Weni­ger Dra­ma ist eben­falls nicht zu erwar­ten. Eine „gro­ße“ Koali­ti­on wird ein Drei­er­ge­spann blei­ben, nur dass der Quer­trei­ber statt Chris­ti­an Lind­ner Mar­kus Söder heißt.

Auf die Poli­tik soll­te man daher bes­ser nicht war­ten. Schau­en wir nach vor­ne. Und da steht kom­men­de Woche mit dem Pit­ti Uomo in Flo­renz die ers­te Puls­mes­sung der Bran­chen­kon­junk­tur an. Das Gute am Mode­busi­ness ist bekannt­lich, dass sich mit jeder Sai­son neue Chan­cen auf­tun. Eine Gele­gen­heit für die Unter­neh­men, ihren Kurs neu zu jus­tie­ren. Und es bes­ser zu machen.