Gundel gaukeley

"Das geht vorbei"

„Passiert“ muss heute wegen Corona leider ausfallen. Stattdessen sprechen wir mit Trendforscherin Gundel Ekeldoort über die Folgen der Pandemie fürs Modebusiness.

Gun­del Ekel­doort, las­sen Sie uns über Coro­na spre­chen…

Ich muss sagen, dass ich total genervt bin.

Das geht vie­len so.

Ich mei­ne nicht das Virus, son­dern dass die Medi­en zur­zeit nicht mehr mit mir, son­dern nur noch mit die­sen gan­zen Viro­lo­gen reden wol­len. Die­ser Pro­fes­sor Ukel­e­le aus Hal­le und die­ser Locken­kopf von der Ber­li­ner Cha­ri­va­ri oder wie die alle hei­ßen…

Naja, als Trend­for­sche­rin ist Coro­na halt auch nicht so Ihr The­ma.

Das den­ken Sie! Tat­säch­lich haben Trends und Epi­de­mien vie­les gemein­sam. Bei­de ent­ste­hen irgend­wo auf der Welt, ent­wi­ckeln sich zunächst in einer klei­nen und dann immer grö­ße­ren Com­mu­ni­ty und ver­brei­ten sich schließ­lich glo­bal. Die einen durch Viren, die ande­ren viral. Influen­cer und Influ­en­za unter­schei­den sich nicht von unge­fähr nur durch drei Buch­sta­ben.

An Trends stirbt aber kei­ner.

Aber Hal­lo! Für eine Bot­te­ga-Tasche wür­de ich zur­zeit töten. Ohne die Cas­set­te Bag macht das Leben doch kei­nen Sinn, oder?

Jetzt aber mal im Ernst, Frau Ekel­doort! Was kommt mit Coro­na auf die Bran­che zu?

Ein Grip­pe-Pla­gi­at "Made in Chi­na“, benannt nach einem mexi­ka­ni­schen Bier, das ohne Limet­ten­schnitz kei­ner trin­ken mag. Also ich habe defi­ni­tiv mehr Angst vor der Vogel­grip­pe.

Sie spie­len die Gefahr her­un­ter.

Natür­lich nicht! Wir soll­ten alle Distanz hal­ten. Aber das geht wie jeder Trend vor­bei.

Bis dahin wer­den wir nicht zuletzt einen enor­men wirt­schaft­li­chen Flur­scha­den haben. Wenn Sie sehen, was gera­de in Ita­li­en abgeht, dann kann einem für Deutsch­land doch Angst und Ban­ge wer­den.

Die Fuß­gän­ger­zo­nen sind schon vor Coro­na lee­rer gewor­den. Kau­fen Sie Team­view­er-Akti­en und ein Net­flix-Abo!

Wer pro­fi­tiert im Mode­markt?

Jog­ging­ho­sen­pro­du­zen­ten und Haus­schuh­ma­cher. Mit Hams­ter­käu­fen ist da aller­dings kaum zu rech­nen.

Fin­den Sie, dass die Poli­tik rich­tig reagiert?

Der Spahn macht in sei­nen Anzü­gen jeden­falls eine gute Figur. Und die Kanz­le­rin hat das The­ma vor­ges­tern so tan­tig weg­mo­de­riert wie 2015 die Flücht­lings­kri­se, 2009 die Finanz­kri­se oder 2002 den dama­li­gen Frak­ti­ons­chef Merz. Mer­kel ist das bes­te Seda­tiv­um gegen Covid-19. Super fin­de ich übri­gens, dass die Kri­se Donald Trump jetzt als den Polit-Ama­teur daste­hen lässt, der er ist. Das Virus wird er wie die fal­len­den Bör­sen­kur­se nicht auf­hal­ten kön­nen, auch wenn er es bereits besiegt zu haben glaub­te. Mit ein biss­chen Glück ist der Spuk in den USA im Herbst vor­bei. So hat alles sein Gutes.

Und wann läuft bei uns wie­der alles nor­mal?

Sol­che Fore­casts kos­ten bei mir einen Tages­satz. Wo darf ich die Rech­nung hin­schi­cken?

******

Wei­te­re Exper­ten-Inter­views auf Pro­fa­shio­nals:

"Wür­de jemand Flatsch­f­latschs kau­fen?"

"Influen­cer sind die neu­en Schau­fens­ter­fi­gu­ren"

„Natür­lich ist die Mode nicht tot“

Exklu­siv zur Fashion Week in Ber­lin: Miss Pig­gy im Inter­view

Lein­wand der Eitel­kei­ten: Cari­ne Roit­feld auf Zel­lu­loid

Tom Fords Regie-Debut