“Wir haben seit zwei Jahren einen Rückgang der Online-Penetration”, sagt About You-Co-Gründer Tarek Müller. “Aber die Trendlinie zeigt weiter nach oben. Wir werden hier die nächsten 30 Jahre Wachstum sehen.” Die Börse hat die Online Player dennoch abgestraft. “Wir haben 83 Prozent Wert verloren. Im Vergleich zu unseren Peers ist das noch gut.”
“Wer den Kundenzugang verliert, verliert”, postuliert Stefan Wenzel. “Jeder Fabrikant bekommt durch das Internet Zugang zum globalen Konsumenten. Das ist keine kleine Änderung in unserem Playbook.”
Zalando sei wie Karstadt ohne Rolltreppen hatte Alexander Graf vergangenes Jahr noch provoziert. Angesichts der Animationsmaschinen Temu und Shein legte er jetzt nach: “Onlineshops sind die Kataloge der 2020er Jahre.”
Exciting Commerce-Herausgeber Jochen Krisch gibt Alexander Graf recht: “Der E‑Commerce lebt immer noch in einer Yahoo!-Welt. TikTok verbindet Feed und Marktplatz mit Bewegtbild und Live-Shopping und bietet so eine völlig neue Experience.”
“Conversational Commerce, also der Einsatz von Sprachassistenten, wird der stärkste Kanal im E‑Commerce werden”, sagt Karo Junker de Neui.
“Auf eine Art haben die westlichen Marken einen Anteil daran, dass chinesische Webshops billig in den Westen verkaufen“, sagt China-Tech-Experte Ed Sander, „weil Marken und Importeure begonnen haben, ihre Lieferketten aus China zu verlagern, nachdem die Arbeitskosten dort im Vergleich zu Ländern wie Vietnam, Bangladesch, Indien usw. zu teuer wurden.“ Sander legte sehr eindrücklich dar, wie das Consumer to Manufacturer-Geschäftsmodell von Temu funktioniert und warnt angesichts des enormen Wachstumstempos und der gigantischen Ressourcen der Chinesen: “Die größte Gefahr ist, Temu zu unterschätzen.”
Eine Stärke der Chinesen ist die nachfragegerechtere Produktion, so Florian Heinemann (Project A). “Es ist ein wenig absurd, dass Temu und Shein uns in diesem Punkt auf einen nachhaltigeren Weg bringen.”
“Von Temu, Sein & Co können wir nichts lernen”, sagt Johannes Altmann (pinops). “Weil unsere Wertschöpfung eine ganz andere sein muss.” Die Kern-Wertschöpfung des Einzelhandels sei es, Communities zu generieren. “Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit ist unsere Chance.”
“Wir schauen, was machen die Chinesen gut, was können wir lernen”, so Gerald Schönbucher, E‑Commerce-CEO von Kaufland. “Von der Politik wünschen wir uns, dass die Regeln auch kontrolliert werden, um für ein level playingfield zu sorgen.”
“Speed ist definitiv eine Dimension, in die wir investieren”, sagt Amazons Marketplace-Chef Markus Schöberl. “Preis, Auswahl und schnelle Lieferung werden auch in Zukunft als Erfolgsfaktoren Bestand haben.”
Felix Kreyer ist überrascht und freut sich, das so viele Breuninger-Kunden im Publikum sind.
Jo Wünsche hat als Content Creator ihre eigene Firma Body Wish gegründet, um Schlankmacher zu vermarkten. “Nicht Reichweite und Followerzahlen, sondern die Community ist das Allerwichtigste.”
Ist der pinkfarbene Bentley nicht zuviel des Guten? “Achraf lebt den Traum von seiner Audience”, sagt 2 Sides-Co-CEO Lucas Teuchner. Am schwer angesagten und hoch erfolgreichen Hiphop-Label 6pm ist u.a. About You beteiligt. “Das ist die einzige Firma, bei der die Spesen höher sind als die Marketingkosten”, bestätigt Tarek Müller.
“Cyber-Security wird in den nächsten zwei bis fünf Jahren zu einem kritischen Erfolgsfaktor”, warnt Vivien Wysocki (Saint Sass).
“Wenn wir in zehn Jahren zurückblicken, werden wir die vergangenen zehn Jahre im E‑Commerce als ruhige und entspannte Phase ansehen”, so E‑Commerce-Experte Marcel Weiß (neunetz.com).