Heute, so sieht es aus, fällt die Entscheidung in Sachen Karstadt. Am Wochenende wurde berichtet, es hätten nur noch zwei Bieter Chancen auf den Zuschlag: Investor Nicolas Berggruen sowie das Highstreet-Konsortium, hinter dem u.a. Goldman Sachs und die italienische Handelsdynastie Borletti stehen. Die Metro steht Gewehr bei Fuß. Egal, wie sich der Gläubigerausschuss (in dem Highstreet maßgeblich mitredet) entscheidet – die Hausaufgaben, die der neue Eigentümer zu erledigen hat, sind gewaltig. Hier einige Ratschläge aus berufenem Munde, notiert bei diversen Terminen und Treffen, die ich mit Karstadt- und Arcandor-Managern hatte und die allesamt in der TextilWirtschaft veröffentlicht wurden. Darunter Wahres wie Kluges, aber auch Widersprüchliches und Bezeichnendes:
Wolfgang Urban (Karstadt-Quelle-Chef 2000–2004) bei einem Pressetermin im Weinkeller von Karstadt Dortmund: "Die teuerste Flasche hier im Raum bin ich." (2003)
Christoph Achenbach (KarstadtQuelle-Chef 2004–2005): "Ich mache mir weniger Gedanken über die Existenzberechtigung der Vertriebsform Warenhaus als über die Zukunft der Marke Karstadt. Diese Marke hat sicherlich gelitten, und es ist unsere Aufgabe, aus Karstadt wieder eine starke Marke zu machen.“ (2004)
Helmut Merkel (Karstadt-Chef 2003–2006): „Man muss wohl respektieren, dass dieses Format einen kleineren Markt findet als früher. Chancen bestehen für uns in der Optimierung, wesentliche Expansionsmöglichkeiten gibt es in Deutschland für Warenhäuser kaum mehr, wohl aber Verdrängungswettbewerb. (…) Es gibt nicht das "Warenhaus der Zukunft". Sondern es wird eine Reihe von lokalen Formaten geben, die sich an den jeweiligen Bedürfnissen der Kunden orientieren. Deswegen tun wir gut daran, uns lokal auszurichten.“ (2003)
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Peter Wolf (Karstadt-Chef 2006–2008): "’Alles unter einem Dach’ hat uns in die Profillosigkeit geführt. Unser neuer Grundsatz ist: "Weniger ist mehr". (…) Das Warenhaus muss ein moderner Marktplatz sein. Wir müssen zur Bühne werden und Erlebniseinkauf bieten. (…) Wir müssen unser Konzept für die Kunden wieder interessant machen. Alle Maßnahmen müssen am Mehrwert für den Kunden gemessen werden. In den vergangenen Jahren waren wir viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt.“ (2006)
Stefan Herzberg (Karstadt-Chef 2008–2009): „Man hat Visionen über die Zukunft von Karstadt entwickelt, aber sich nicht in gleichem Maße um das operative Geschäft gekümmert.“ (2008)
Thomas Middelhoff (Arcandor-Chef 2005–2009): "Wir glauben zu wissen, was wir tun." (2008)