Hamburg Mönckebergstrasse, 25, gefühlte 30 Grad, jeder Zweite hat ein Eis in der Hand. In den Läden ist nicht allzu viel los. Da fallen wir in unseren Sakkos schon auf, zumal bei Monki nur Mädel-Mode (man mag gar nicht von Womenswear oder gar Damenmode sprechen) verkauft wird.
Ich bin mit Dieter Holzer und seinem Retail-Chef Marc Schumacher (rechts) beim Store Check, nachdem wir heute Tom Tailors Wachstumspläne nach dem Börsengang besprochen haben. Monki ist ja die junge Schwester von H+M, die die Schweden im vergangenen Jahr nach Deutschland gebracht haben; Supermodische und billige Klamotten für Teenies, präsentiert in einem 80er Jahre-Surrounding, das mehr von einer Disco denn von einem Store hat. Bei meinem ersten Besuch im Herbst bin ich vor lauter Spiegeln, Licht- und Farb-Flimmern fast gestolpert. Ich bin wie gesagt nicht die Zielguppe.
Gleich neben Monki ist das zweite neue H+M‑Format, Weekday: zickige Mode für den progressiven Skandinavier, der ja in so manchem jungen Deutschen steckt.
Tom Tailor-Chef Holzer findet beide Formate in ihrer konsequent-spitzen Ausrichtung gut. Dem kann man sich nur anschliessen. Ich meine auch, die Zukunft gehört solchen spitzen, an engen Zielgruppen ausgerichteten Konzepten. Ein Massengeschäft wird daraus durch eine internationale Filialisierung. Das haben die bei H+M ja drauf. Generalisten a la P+C behalten daneben sicherlich ihre Berechtigung, doch sie werden es vor dem Hintergrund eines zunehmend ausdifferenzierten und individualisierten Konsums sowie eines Wettbewerbs, in dem eindeutige Profilierung und Marken-Identifikation immer entscheidender werden, schwer haben, sich als erster Einkaufsort der Kunden zu halten. Hier liegt eines der Probleme der Warenhäuser (dummerweise nicht das einzige). Und nicht ohne Grund setzt Harro Uwe Cloppenburg neben seinen etablierten Häusern neuerdings auch auf Speciality-Formate wie McNeal und Review.
Tom Tailor setzt u.a. aus solchen Überlegungen heraus auf eine strikt zweigleisige Formatstrategie: die beiden Linien Casual und Tom Tailor Denim werden – weil sie unterschiedliche Zielgruppen ansprechen – nicht nur eigenständig entwickelt und vermarktet, sondern auch separat vertrieben. Um für maximale Trennschärfe zu sorgen, werden die beiden Linien auch in den Tom Tailor Stores nicht mehr zusammen angeboten, sondern in separaten Filialen. Davon will Tom Tailor in den nächsten Monaten jede Menge aufmachen. Der Börse sei Dank ist genug Geld dafür da. Alles weitere in der nächsten TW.